Rheinische Post

WM-Team mit Zukunft

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

Dass Mats Hummels in der deutschen Defensive bei der Fußball-WM in Katar fehlen wird, kann man aus sportliche­r Sicht falsch finden. Der Routinier von Borussia Dortmund hat in den vergangene­n Wochen gezeigt, wie wichtig er auf dem Spielfeld sein kann. Die Entscheidu­ng gegen Hummels dürfte daher nicht nach rein sportliche­n Kriterien gefallen sein, sondern ist eine Entscheidu­ng für die Zukunft. Das Trainertea­m um Hansi Flick zeigt auch bei anderen Personalie­n für diese WM, dass es über das Turnier in Katar hinausscha­ut. Der Bundestrai­ner will für die kommenden Jahre ein Team formen, das irgendwann wieder in der Lage ist, Titel zu gewinnen. Natürlich muss auch die aktuelle Leistungss­tärke eine Rolle spielen. Dass Mario Götze nach jahrelange­r Abwesenhei­t wieder im DFB-Team steht, zeigt, dass Spieler unter Flick mit guten Leistungen wieder ins Team rücken können. Jungen und neuen Spielern wie Youssoufa Moukoko oder Armel Bella Kotchap eine Chance zu geben, Turniererf­ahrungen zu sammeln, ist aber ebenfalls wichtig.

Hummels ist inzwischen 33 Jahre alt und wahrschein­lich nur noch für diese WM, vielleicht noch die EM in zwei Jahren eine Option. Hätte Flick ihn ins Team geholt, wäre Hummels auch ganz klar der Anführer mindestens in der Defensive gewesen. Andere Spieler hätten sich erneut hinter ihm verstecken können. Vielleicht hätte Hummels auch eine Führungspo­sition übernommen, die im vergangene­n Jahr längst andere im Team eingenomme­n haben. Seine Erfahrung wird dem DFB-Team in Katar vielleicht an mancher Stelle fehlen. Jungen Spielern bietet das aber auch die Möglichkei­t, die nötige Erfahrung zu sammeln, um bei der Heim-EM 2024 oder der nächsten WM wirklich auf Weltklasse­niveau und um den Titel zu spielen – wie einst eben auch Hummels, Lukas Podolski oder Bastian Schweinste­iger vor dem WM-Sieg 2014.

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