Wenn der Teufel Woelki lobt
Das Urgestein der Stunksitzung über zwei Jahre Corona-Pause und den Umgang der Karnevalisten mit den vier Ks.
Zwei Jahre ohne Stunksitzung. Können die Stunker noch Show? RAU Gelernt ist gelernt. Natürlich können wir es noch. Wir hatten im vergangenen Jahr eine komplett fertige Show. Leider wurde sie nur zweimal vor Freunden aufgeführt. Dann kam mal wieder Corona dazwischen.
Können Sie davon einiges wiederverwerten?
RAU Die Kabarett-Nummern sind doch kurzlebiger, als wir dachten. Es gibt neue Themen. Bei den Musikstücken ist es etwas anders. Kurz: Wir mussten die Hälfte wieder neu schreiben. Aber ich verspreche: Die Nummern sind wirklich lustig.
Im Gegensatz zu den heutigen Zeiten, die deutlich rauer sind. Wie positioniert sich die Stunksitzung etwa gegenüber radikalen Klimaaktivisten?
RAU Die Aktionen sind noch recht jung. Aber einen Sketch in diese Richtung wollen wir doch ins Programm nehmen. Es geht um das Grünste Gericht in Anlehnung an das Jüngste Gericht. Wer da gerichtet wird, landet entweder im ÖkoHimmel oder in der Öko-Hölle. Da hat natürlich jemand aus Deutschland mit diesem CO2-Fußabdruck kaum eine Chance auf das Paradies. Selbst wenn er oder sie täglich den Müll getrennt hat …
Was ist mit den vier Ks – Krieg, Kirche, Krise, Klima? Wird es die im Programm geben?
RAU Mindestens diese vier. Thema Woelki: Der ist zu Besuch bei seinem Chef – dem Teufel. Der hat ihn in die Welt geschickt, um möglichst viele Katholiken aus der Kirche zu treiben. Der Teufel lobt ihn, aber es reicht noch nicht. Mehr wird aber nicht verraten.
Wird Merkel schon vermisst?
RAU Die hatten wir im vergangenen Jahr in einer tollen Nummer – beim Junggesellinnenabschied mit Liedern wie „Merzilein, jetzt musst du traurig sein“. Das passt in dieser Session nicht mehr. Aber das neue Personal ist ja auch nicht schlecht.
Krieg ist ein schwieriges Thema. Ist den Menschen das Lachen vergangen?
RAU Man muss es eben richtig auffangen. Die Menschen wollen ja lachen, sich unterhalten lassen – auch in schweren Zeiten. Für den Ukraine-Krieg haben wir wieder das Hänneschen-Theater aktiviert. Mit dem bösen Puttes-Puttin, der dem Selenskyj singe Jaade fottnemme will. Und dann kommt der Ami, später das Baerböckchen mit Bubi Scholz und dem Macrönchen. Das geht dann schon, aber das ungute Gefühl bleibt natürlich. Das ist auch richtig so.
Viele Künstler und Künstlerinnen klagen über leere Veranstaltungen und die wachsende Unsicherheit. Wie geht es der Stunksitzung?
RAU Das ist schon ein toxischer Mix, der auch uns erreicht hat. Aber wir wollten nicht noch einmal aussetzen. Schließlich hängen an der Stunksitzung auch berufliche Existenzen. Wenn das wegbricht, dann fehlt ein Teil des Lebensunterhalts. Deshalb wollen wir unbedingt wieder auftreten.
Sind die Veranstaltungen der Stunksitzung schon ausverkauft?
RAU Wir hatten zunächst Glück. Wir haben erst einmal 35 Veranstaltungen angeboten. Die waren in kurzer Zeit ausverkauft. Immerhin 40.000 Karten. Das ist heute alles andere als selbstverständlich. Aber vor einem Jahr hatten wir um diese Zeit schon 60.000 Karten verkauft. Jetzt schalten wir täglich eine weitere Veranstaltung frei. Insgesamt werden es noch sieben oder acht Sitzungen sein. Die gute Nachricht ist: Es gibt noch Karten. Und das durchaus für längere Zeit. Denn manch ein Besucher, manch eine Besucherin scheut sich, schon jetzt Karten für eine Veranstaltung zu kaufen, die erst in drei Monaten läuft. Wer weiß, was dann noch geht. Dem müssen auch wir Rechnung tragen.
Die Energiekrise macht auch vor der Stunksitzung nicht halt. Schunkeln bei 17 Grad?
RAU Man kann sich ja schnell warm schunkeln. Wenn es voll ist, müssen wir nicht so sehr heizen. Aber die Kosten sind schon ein Problem. Auch die Kosten für Technik steigen, und viele Techniker etwa, die früher frei gearbeitet haben, machen jetzt einen geregelten Job im Supermarkt und finden das gar nicht so schlecht. Trotzdem haben wir alle an Bord, die wir brauchen.
Der Höhner-Frontmann Henning Krautmacher geht in Rente, Erry Stoklosa und „Bömmel“Lückerath von den Bläck Fööss auch. Wann ist es bei den Stunkern so weit?
RAU Das wird irgendwann kommen. Jetzt spielt die altbewährte Mannschaft. Aber wir müssen mit allem rechnen. Einer oder eine aus dem Ensemble kann sich plötzlich Corona einfangen. Deshalb besetzen wir die Rollen oft doppelt. Da kommen dann die Jüngeren ins Spiel. Wir sind deshalb gar nicht so schlecht auf den Generationswechsel vorbereitet. Für Bruno Schmitz, der zu den Veteranen zählt, ist es definitiv das letzte Jahr auf der Bühne. Aber das Jahr gönnt er sich auch – nach den Corona-Ausfällen.
Welche Rolle spielt der Fußball, die WM, aber auch der FC?
RAU Katar ist ja Gott sei Dank vorbei, wenn es richtig losgeht. Dazu haben wir eher weniger im Programm. Und der FC eignet sich auch nicht mehr so gut, weil die Jungs ja besser spielen als erwartet. Aber den Trainer Baumgart haben wir uns doch gegriffen. Der trainiert jetzt die Ampelkoalition. Und die können mehr Motivation gut gebrauchen.