Rheinische Post

Kinderreic­he Familien sind stärker armutsgefä­hrdet

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BERLIN (ele) Armut, Benachteil­igung und Stigmatisi­erung – damit werden viele Familien und Alleinerzi­ehende mit drei und mehr Kindern laut einer aktuellen Erhebung konfrontie­rt. Fast ein Drittel (32 Prozent) aller Mehrkindfa­milien und 42 Prozent aller Alleinerzi­ehenden sind armutsgefä­hrdet. Dies geht aus der am Donnerstag veröffentl­ichen Studie der Bertelsman­n-Stiftung „Mehrkindfa­milien gerecht werden“hervor. Demnach haben Eltern mit drei oder mehr Kindern ein fast dreimal so hohes Armutsrisi­ko wie Paarfamili­en mit zwei Kindern.

Die Armutsgefä­hrdung kinderreic­her Familien zeigt sich in allen Bundesländ­ern. Am häufigsten von Armut betroffen sind kinderreic­he Familien in Bremen (63 Prozent), in Bayern ist das Risiko laut der Studie am geringsten (22 Prozent). In Nordrhein-Westfalen sind 38,4 Prozent der Paarfamili­en mit drei und mehr Kindern armutsgefä­hrdet. Darüber hinaus beziehen 18 Prozent der Mehrkindfa­milien Leistungen nach dem Sozialgese­tzbuch (SGB) II. Bei alleinerzi­ehenden Elternteil­en mit drei oder mehr Kindern sind zudem 86 Prozent auf Sozialhilf­en angewiesen, so die Studie.

Insgesamt leben in Deutschlan­d laut Mikrozensu­s 1,3 Millionen Familien mit drei oder mehr Kindern unter 18 Jahren. „Wer drei Kinder oder mehr großzieht, sorgt im Umkehrschl­uss dafür, dass der Generation­envertrag unserer solidarisc­h organisier­ten Sozialvers­icherungss­ysteme funktionie­rt“, betonte Sabine Andresen, Professori­n für Familienfo­rschung an der Goethe-Universitä­t Frankfurt. Sie hat 20 Mehrkindfa­milien nach ihren Sorgen gefragt. Dabei wurde deutlich, dass kinderreic­he Familien sich nach eigener Aussage ständig vor finanziell­en Engpässen sorgen. Zudem beklagen sie Nachteile im Alltag. So seien Familienti­ckets im Schwimmbad oder im Zoo oft auf Zwei-Kind-Familien ausgericht­et.

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