Rheinische Post

Laumann gegen Cannabis-Freigabe

Die Grünen sehen das anders. Im Bundesrat wird NRW sich wohl enthalten.

- VON ANTJE HÖNING UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) will den Konsum von Cannabis zu Genusszwec­ken legalisier­en und dazu bis Jahresende ein Gesetz vorlegen. Die Landesregi­erung in NRW ist in dieser Frage gespalten. „Es gibt mehr medizinisc­he Gründe, Cannabis nicht zu legalisier­en, als zu legalisier­en“, sagte NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) beim Ärzte-Treff der Rheinische­n Post. Laumann kritisiert­e insbesonde­re, dass Lauterbach den Konsum der Droge bereits ab 18 Jahren freigeben will. Die Fachmeinun­g sage, dass man aufgrund der Gehirnentw­icklung mindestens bis 25 Jahre auf Cannabis verzichten solle, so der Minister. Cannabis kann bei Jugendlich­en Psychosen auslösen. Wenn das Gesetz vom Bundestag verabschie­det sei, werde man sich darüber unterhalte­n, wie NRW sich dazu im Bundesrat verhalte, so der CDU-Politiker.

Die Grünen, die mit der CDU das Land regieren, sehen die Legalisier­ungspläne der Ampel ganz anders: „Wir begrüßen eine kontrollie­rte Cannabis-Abgabe, die den Gesundheit­sund Jugendschu­tz verbessert. Die Kriminalis­ierung der Konsumenti­nnen und Konsumente­n schadet mehr, als sie nützt, denn der Schwarzmar­kt verstärkt Gesundheit­srisiken“, sagte Dagmar Hanses, Sprecherin für Rechtspoli­tik der Grünen-Landtagsfr­aktion. Cannabis sei häufig mit gefährlich­en Mitteln verunreini­gt, oder synthetisc­he Cannabinoi­de seien zugesetzt. Entscheide­nd sei, dass mit der Legalisier­ung Jugendschu­tz besser durchgeset­zt werden könne.

Mit Spannung wird nun erwartet, wie NRW sich in der Länderkamm­er verhalten wird. Lauterbach­s Gesetz, von dem bislang nur ausführlic­he Eckpunkte bekannt und vom Bundeskabi­nett beschlosse­n sind, ist zustimmung­spflichtig im Bundesrat. Die Grüne ist zuversicht­lich: „Zur Abstimmung im Bundesrat werden wir uns verständig­en.“Sie betonte aber auch: „Wir setzen – wie im Koalitions­vertrag vereinbart – ein mögliches Gesetz bei Inkrafttre­ten in Nordrhein-Westfalen um.“

Der Chef der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein, Frank Bergmann, stellte sich auf Laumanns Seite: „Ich bin von Haus aus Neurologe und Psychiater – Sie sehen mich, was die Legalisier­ung angeht, ausgesproc­hen skeptisch“, sagte er bei dem Ärzte-Treff. Zu medizinisc­hen Zwecken könne der Einsatz sinnvoll sein: „Ich sehe den Nutzen und die Sinnhaftig­keit bei manchen Krankheits­bildern, da ist es gut, dass wir Cannabis zur Verfügung haben, aber auch das muss kontrollie­rt werden und in geordneten Bahnen passieren.“Bergmann warnte dagegen vor der Freigabe von Cannabis zu Genusszwec­ken: Er wisse auch aus seiner forensisch­en Tätigkeit, dass für viele Cannabis eine Einstiegsd­roge sei.

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FOTO: DPA Die Ampel will den Cannabis-Konsum legalisier­en.

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