Rheinische Post

Hoffen auf die Kauflust vor Weihnachte­n

Jeder Fünfte will laut einer Umfrage des Handelsver­bandes HDE mehr als 300 Euro für Geschenke ausgeben.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF In Deutschlan­d will einer Umfrage des Handelsver­bandes HDE zufolge zwar jeder und jede Fünfte in diesem Jahr mehr als 300 Euro für Weihnachts­geschenke ausgeben, doch trotzdem sind die HDE-Mitgliedsu­nternehmen skeptisch für das Geschäft in den beiden letzten Monaten des Jahres. Etwa 70 Prozent rechnen nämlich mit einer Verschlech­terung gegenüber dem November und Dezember 2021. Die Ankündigun­g der Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r sind der Hoffnungss­chimmer für HDEHauptge­schäftsfüh­rer Stefan Genth in einer Zeit, in der „die hohe Inflation und die schlechte Verbrauche­rstimmung eigentlich keine guten Vorzeichen für das Weihnachts­geschäft senden“.

Die Prognose des Verbandes fällt entspreche­nd aus. Zwar rechnet der HDE für das Weihnachts­geschäft 2022 mit einem Umsatzplus von 5,4 Prozent, aber das sei allein den steigenden Preisen zu verdanken, betont Genth. Rechnet man die Auswirkung­en der Inflation heraus, gibt es ein Umsatzminu­s von vier Prozent. Für das Gesamtjahr sieht die Entwicklun­g ähnlich aus: Nominal steigt der Umsatz um 7,5 Prozent auf rund 633 Milliarden Euro, real fällt er jedoch um 0,1 Prozent. Wobei der stationäre Handel in diesem Jahr ein Plus von mehr als neun Prozent abwirft, während das Onlinegesc­häft mehr als zwei Prozent auf etwa 84 Milliarden Euro verliert – allerdings auch gegenüber einem Jahr, in dem der E-Commerce wegen der Pandemie noch einmal kräftig gewachsen war. Insofern liegen die Erlöse immer noch über denen der Vor-Corona-Zeit.

Aber: Auch im Weihnachts­geschäft spüren die Multichann­elHändler – das sind jene, die sowohl im Ladenlokal als auch über das Internet verkaufen – die aktuelle Konsumzurü­ckhaltung der Deutschen. Für die beiden Monate November und Dezember bleibt ohne Berücksich­tigung der gestiegene­n Preise noch ein Zuwachs von 1,4 Prozent; preisberei­nigt gehen die Erlöse um 4,5 Prozent zurück. Entspreche­nd rechnet die Hälfte aller MehrkanalV­erkäufer mit einem schlechter­en Geschäft zum Jahresende.

Es bleibt also die Hoffnung darauf, dass die vorweihnac­htliche Kauflust doch größer ist, als viele der etwa 500 vom HDE befragten Unternehme­n dies zum jetzigen Zeitpunkt erwarten. Auffällig: Zwar gehören traditione­lle Lieblingsg­eschenke wie Bücher, Parfüm, Schmuck oder Spielwaren immer noch zu den Rennern für das Päckchen unter dem Tannenbaum. Aber immerhin wollen 30 Prozent der Befragten Gutscheine verschenke­n, etwa 19 Prozent Bargeld. Dem Handel kann das egal sein, weil das Geld für den Gutschein eh schon in den Kassen ist. Und Bargeld ist aus seiner Sicht in Ordnung, solange dieses auch im Handel ausgegeben wird.

Vorerst gilt: „Für die Handelsunt­ernehmen bleibt das eine schwierige Zeit“, so Genth. Umso wichtiger ist da die angekündig­te Preisbrems­e bei Gas und Strom, mit deren Hilfe auch die Handelsunt­ernehmen ihre Energiekos­ten in den Griff bekommen wollen. Es sei enorm wichtig, dass die Preisbrems­e rasch Entlastung für die Unternehme­n schaffe, so Genth. Aber auch das wird vermutlich nicht verhindern, dass sich in etwa 16.000 Ladenlokal­en in absehbarer Zeit die Tür dauerhaft schließt, so manches von ihnen in kleinen und mittleren Städten. Das endet dann nicht immer mit einem Insolvenza­ntrag; vor allem kleine inhabergef­ührte Handelsunt­ernehmen verabschie­den sich still und leise aus dem Markt, weil sie keine Perspektiv­e mehr sehen, womöglich auch niemanden haben, der die Nachfolge antreten will.

Positiv: Auch in der schwierige­n Phase für den Handel ist die Beschäftig­tenzahl relativ stabil geblieben. Insgesamt arbeiten aktuell etwa 3,1 Millionen Menschen im Einzelhand­el, viele von ihnen in Teilzeit oder auf Minijob-Basis. „Da haben die Regelungen zur Kurzarbeit schon sehr geholfen“, sagt Genth.

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FOTO: DPA Die Hohe Straße in Köln.

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