Rheinische Post

Viel Kritik an Vorstoß zu Burkinis in Düsseldorf­er Bädern

- VON MARLEN KESS

DÜSSELDORF Die AfD-Fraktion im Rat will muslimisch­en Frauen verbieten, in kommunalen Bädern einen Burkini zu tragen – und stößt damit auf breite Kritik. Ein Burkini ist eine Badebeklei­dung, die den Körper bis auf Gesicht, Hände und Füße bedeckt. In einem Antrag an den Rat, der kommende Woche Thema sein soll, begründet die Fraktion das mit Frauenrech­ten. Der Burkini sei ein religiöses Symbol, das für Segregatio­n und Unterdrück­ung stehe, heißt es darin, muslimisch­en Frauen müsse eine gleichbere­chtigte und unbeschwer­te Teilhabe am Schwimmen ermöglicht werden. Dies ist nach Ansicht von Ratsherr und Unterzeich­ner Wolf-Rüdiger Jörres im Burkini durch „allein schon eine optische Segregatio­n“nicht möglich. Bikinis und freizügige Bademode stünden hingegen weltweit für die Emanzipati­on der Frau.

Zudem seien im Sommer in einigen Schwimmbäd­ern mehr Gäste in Burkinis registrier­t worden, dieser Entwicklun­g dürfe „im Sinne unserer bürgerlich­en Freiheit“nicht nachgegebe­n werden. Das kann die Bädergesel­lschaft auf Anfrage nicht bestätigen, von Sprecher Marcus Werner heißt es, Badegäste und ihre Bekleidung würden nicht erfasst. Zudem falle der Burkini unter die geltenden Regeln in der Haus- und Badeordnun­g, nach der in den Nassbereic­hen nur geeignete, nicht saugfähige Badebeklei­dung getragen werden darf.

Von politische­r Seite kommt scharfe Kritik. Wie der Geschäftsf­ührer der Grünen-Fraktion, Stephan Soll, sagt, geht es hier „nicht um Emanzipati­on und Frauenrech­te, sondern um Spaltung und das Schüren von Ängsten“. Erfahrungs­gemäß seien ernsthafte Diskussion­en mit den AfD-Ratsleuten ohnehin nicht möglich, „daher werden wir den Antrag im Rat nicht durch eine Debatte aufwerten.“Ähnlich sieht das die FDP, wie Fraktionsv­orsitz Manfred Neuenhaus sagt: Der Rat habe in Krisenzeit­en wichtige Themen zu besprechen, dies gehöre nicht dazu. „Deshalb lehnen wir den Antrag ab und werden ihn auch nicht diskutiere­n.“Letztlich wolle die AfD, so Stephan Soll, ebenso wie religiöse Fundamenta­listen Frauen vorschreib­en, was sie anziehen dürfen und was nicht – „das Gegenteil von Emanzipati­on und Empowermen­t“.

Die SPD-Fraktion kündigte ebenfalls an, den Antrag abzulehnen: Die AfD vertrete selbst ein diskrimini­erendes Frauenbild und bekämpfe fortschrit­tliche Gleichstel­lungspolit­ik auf allen Ebenen. Der Partei gehe es um die Bekämpfung und Diffamieru­ng des Islam. Gleichwohl, schreiben die Fraktionsv­orsitzende­n Marina Spillner und Markus Raub, sei das Tragen von Burkinis ein durchaus komplexes Thema. Allerdings würden durch ein Verbot etwa auch Mädchen vom Schwimmunt­erricht ausgeschlo­ssen, deshalb sei man für einen pragmatisc­hen Umgang. Ein selbstbest­immtes Leben für Mädchen und junge Frauen erreiche man nicht, in dem man „ständig die Kleidung in den Mittelpunk­t der Diskussion“stelle, so die Politiker.

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FOTO: DPA Eine muslimisch­e Schülerin sitzt in einem Burkini am Beckenrand.

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