Rheinische Post

Ärger um kürzere Öffnung der Unibibliot­hek

Um den Energiever­brauch zu senken, schließt die Bibliothek früher. Das stellt Studierend­e vor Probleme.

- VON SEMIHA ÜNLÜ

BILK Die Energiespa­roffensive der Heinrich-Heine-Universitä­t (HHU) trifft viele Bereiche des Studierens und Lehrens auf dem Campus – und löst damit viele Rückfragen und Zuspruch, teilweise aber auch Unmut aus. Das gilt etwa für die Verkürzung der Öffnungsze­iten der Universitä­tsund Landesbibl­iothek (ULB). So sagt etwa eine Studierend­e, dass sie wegen ihres Nebenjobs auf lange Öffnungsze­iten am Wochenende angewiesen sei. Das gilt auch für einen Kommiliton­en, der als Vater gerne abends dort lerne, zu Hause auf engem Raum lebe. Seit dem 1. Oktober schließt die ULB am Wochenende aber schon um 19 Uhr, in der Woche um 22 Uhr.

Die Öffnungsze­iten wurden laut HHU auf Basis der Nutzungsza­hlen und in Abstimmung mit den Fakultäten verändert: Gekürzt wurden demnach nur weniger genutzte Randzeiten. Der Energiebed­arf könne so erheblich gesenkt werden und die Einsparung sei auch „deutlich größer als der eventuelle Mehrverbra­uch, der in derselben Zeit zu Hause entsteht“, sagt Maximilian Oehler.

Oehler ist im Dezernat Gebäudeman­agement für die Nachhaltig­keit verantwort­lich. So benötige die ULB knapp ein Drittel der am Campus verbraucht­en Kälte. Ihr Wärmebedar­f sei damit immerhin fast so groß wie der von 110 Einfamilie­nhäusern, während ihr Stromverbr­auch sogar dem von über 630

Einfamilie­nhäusern entspreche. Die verkürzten Zeiten in den kaum genutzten Abendstund­en erlaubten es nun, Heizungen zu drosseln und Lüftungsan­lagen abzuschalt­en.

Viel Einsparpot­ential gibt es demnach auch in den vielen Laborräume­n auf dem Campus. So benötigten diese in der Regel den achtfachen Austausch der kompletten Luftmenge – pro Stunde. Dadurch werde die Sicherheit bei Arbeiten mit Chemikalie­n und anderen gefährlich­en Stoffen gewährleis­tet, könnten Versuche gefahrlos durchgefüh­rt werden. Dafür brauchen etliche der Laborgebäu­de große Lüftungsan­lagen, was neben den ohnehin energieint­ensiven Ausstattun­gen und Versuchsan­lagen schon sehr viel Energie erfordere, erläutert

Oehler. „Vor allem die alten Gebäude aus den 1970er Jahren haben noch keine Wärmerückg­ewinnung in ihren Lüftungssy­stemen. Somit müssen große Frischluft­mengen immer von der Außentempe­ratur auf die Raumtemper­atur gebracht werden. Im Winter wird dabei besonders viel Wärme benötigt und im Sommer zusätzlich­e Kühlung.“

Mit weiteren Maßnahmen – wie etwa der Drosselung der Heiztemper­atur auf 19 Grad und dem Abschalten alter Warmwasser­systeme – versuche die Heinrich-Heine-Universitä­t auf diesem Weg, die vom Land geforderte­n 20 Prozent Energieein­sparung zu erreichen. „Dafür sind wir auf die Mithilfe von allen am Campus angewiesen“, sagt Maximilian Oehler.

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