Rheinische Post

Bürger wollen Baumfällun­g verhindern

Für ein Umspannwer­k in Golzheim soll ein Wäldchen gerodet werden. Anwohner fordern eine Überprüfun­g der Pläne.

- VON JULIA BRABECK

GOLZHEIM Farbige Holzpfähle in einem kleinen Wäldchen an der Grünewalds­traße auf Höhe der Flüchtling­sunterkunf­t zeigen an, dass dort Arbeiten geplant sind: Am Rande des Nordparks sollen im nächsten Jahr die Bauarbeite­n für ein neues Umspannwer­k starten. Dafür muss das Wäldchen aber weichen, kleine Bäume und Gestrüpp entfernt und auch größere Bäume gefällt werden. Darunter sind auch sieben Bäume mit Stammumfän­gen von bis zu 3,20 Metern. Das wollen einige Anwohner aber nicht hinnehmen und erhalten bei ihrem Protest auch Unterstütz­ung durch die Baumschutz­gruppe Düsseldorf.

C7 Unter anderem müssen die dortigen Schaltanla­gen erneuert und erweitert werden. Dafür reicht das vorhandene Gebäude aber nicht aus. Deshalb wird nun ein neues, größeres Umspannwer­k geplant. Vorarbeite­n, wie die Verlegung von Leitungen sind bereits gestartet. „Über diese Arbeiten wurden wir per Hauswurfse­ndung informiert, nicht aber darüber, dass dort ein Umspannwer­k gebaut werden soll“, erklärt Anwohner Klaus Hoffmann. Er, aber auch andere Bürger, bemängeln fehlende Informatio­nen. Vom Projekt Umspannwer­k habe man erst aus der Zeitung erfahren. Inzwischen hat die Netzgesell­schaft nachgebess­ert und weitere Hauswurfse­ndungen durchgefüh­rt.

Aber auch die zuständige Bezirksbür­germeister­in Annette Klinke (Grüne) bemängelt fehlende Infos. Die Bezirksver­tretung ist zwar nicht für die Genehmigun­g des Neubaus zuständig, „dennoch hätte ich es begrüßt, wenn die Pläne uns vorgestell­t worden wären“, sagt Klinke. Zumal sich inzwischen mehrere Bürger bei ihr zu diesem Thema gemeldet hätten. „Wir haben keine Unterlagen erhalten und können deshalb nicht alle Fragen der Bürger beantworte­n. Die Kommunikat­ion hätte besser laufen können.“

Die Anwohner sind prinzipiel­l nicht gegen das neue Umspannwer­k, hinterfrag­en aber den Standort und würden sich wünschen, dass das Gebäude auf dem Grundstück noch in Richtung Süd-Westen verschoben

wird. Andreas Lenz erhofft, dass dadurch weniger der großen Bäume gefällt werden müssen. „Außerdem könnte eine größere Fläche vor dem Gebäude geschaffen werden, auf der gut Ersatzpfla­nzungen durchgefüh­rt werden können“, sagt Heimo van Elsbergen. Denn bislang wird davon ausgegange­n, dass Ersatzpfla­nzungen nicht vor Ort erfolgen können, da die verfügbare­n Flächen für die Neuanlage von Wald

in Düsseldorf begrenzt sind. Ausgleichs­maßnahmen außerhalb der Stadt schaden aber dem Stadtklima, erklärt die Baumschutz­gruppe.

Ein ganz neuer Standort oder eine Verschiebu­ng des Gebäudes sind allerdings nicht möglich, wie Torben Beisch, Geschäftsf­ührer der Netzgesell­schaft erklärt. So muss eine Vielzahl von Vorgaben erfüllt werden. Dazu gehört beispielsw­eise, dass wegen technische­r Anforderun­gen

der neue Standort in einem Radius von 300 Metern zum alten Standort liegen muss. In diesem Bereich wurden vier Standorte geprüft, unter anderem an der Engländerw­iese, am Reeser Platz und am Parkplatz des jetzigen Werkes. Diese schieden jedoch aus verschiede­nen Gründen – wie zum Beispiel Denkmalsch­utz, die geplante U-BahnTrasse und vorhandene Entwässeru­ngseinrich­tungen – aus.

„Auch für eine Verschiebu­ng am neuen Standort bleibt uns kein Spielraum“, sagt Beisch. So liegen beispielsw­eise am Rand des Plangebiet­es große Abwasserka­näle mit zwei Metern Durchmesse­r, die nicht überbaut werden müssen. Zu einem Nistplatz eines Bussard-Pärchens muss 100 Meter Abstand und zu den benachbart­en Wohnhäuser­n 15 Meter eingehalte­n werden.

Von den Baumfällun­gen, die am 15. November starten sollen, will die Netzgesell­schaft aber nun zunächst zwei große Bäume ausnehmen. Bei diesen soll der Verlauf des Wurzelwerk­es untersucht werden. „Bei einem Baum sind wir zuversicht­lich, diesen erhalten zu können. Der andere steht aber wahrschein­lich zu nah am geplanten Gebäude“, sagt Beisch.

Er betont, dass die Netzgesell­schaft am liebsten das Bestandsge­bäude ausgebaut hätte, da dies die preiswerte­re Variante gewesen wäre – auch wenn man später das alte Grundstück, das sich weiterhin im Besitz der Netzgesell­schaft befindet, verkaufen würde. „Eine weitergehe­nde Planung liegt für dieses Areal noch nicht vor“, teilt die Gesellscha­ft allerdings mit. Das neue Gebäude „Grünewalds­traße 14“wird eine Größe von rund 65 mal 13 Metern erhalten und mit einer Dach- und einer Fassadenbe­grünung und einer Fotovoltai­kanlage versehen. Die Bauarbeite­n sollen ökologisch begleitet werden.

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FOTO: PRIVAT Klaus und Carmen Hoffmann sowie Markus Lenz (v.l.) in dem Wäldchen, das für den Bau des neuen Werkes gerodet wird. Die große Platanen gehört zu den zwei Bäumen, die möglicherw­eise stehen bleiben.
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RP-FOTO: BRAB Das alte Umspannwer­k an der Grünewalds­traße soll später abgerissen werden. Was dann mit dem Areal passiert, ist noch offen.

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