Foto-Institut kommt doch nach Düsseldorf
Bund und Land beenden den Standort-Streit mit Essen, der fast drei Jahre lang anhielt. Insgesamt soll es 86 Millionen Euro an Zuschüssen geben.
DÜSSELDORF Das Deutsche Foto-Institut (DFI) soll nun doch in Düsseldorf errichtet werden. Darauf haben sich Bundes- und Landesregierung nach Informationen unserer Redaktion geeinigt. Damit bahnt sich das Ende eines jahrelangen Streits zwischen den Städten Düsseldorf und Essen an. Essen soll gewissermaßen als Ersatz die Förderung eines musikalischen Angebots auf der Zeche Zollverein erhalten.
Zum Beschluss gehört auch, die vereinbarte Förderung leicht aufzustocken. Bund und Land hatten sich darauf geeinigt, jeweils 41,5 Millionen Euro für das DFI bereitzustellen. Nun soll jede Seite weitere 1,5 Millionen Euro beisteuern. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat die zusätzlichen 1,5 Millionen Euro an diesem Donnerstag in geheimer Sitzung beschlossen. Aus dem Landtag heißt es, Nordrhein-Westfalens Kulturministerin Ina Brandes (CDU) habe dem Verfahren zugestimmt, die Mittel würden aus dem Kulturetat bereitgestellt.
Das DFI soll zwar Ausstellungsflächen erhalten, ist aber nicht in erster Linie Museum. Es geht dort um die Technik und Konservierung der Fotografie, ob analog oder digital, den wissenschaftlichen Austausch und ein Forum für die Profis. Der Streit um das Wo und Wie des Foto-Instituts läuft seit fast drei Jahren. 83 Millionen Euro hatten Bund und Land 2019 für das DFI in Düsseldorf beschlossen, das Geld aus Berlin wurde sogar mit einem Sperrvermerk für Düsseldorf versehen.
Damit es dort auch hätte verwendet werden können, hätte die damalige Staatsministerin für Kultur, Monika Grütters (CDU), die Mittel freigeben müssen. Das tat sie nicht, sondern initiierte ein eigenes Verfahren, an dessen Ende Essen als idealer Standort gekürt wurde. Die von Grütters eingesetzte Expertenkommission war in ihrer Besetzung aus Düsseldorfer Sicht ebenso fragwürdig zu sehen – die frühere Leiterin der Foto-Sammlung des Folkwang-Museums gehörte dazu – wie die Machbarkeitsstudie, die nur das Essener Konzept zugrunde legte.
Essen konnte jedoch für sich reklamieren, die Sammlungen des Museum Folkwang, des Ruhr-Museums und des Historischen Archivs Krupp mit mehr als 6,5 Millionen Fotografien zu haben. Die Folkwang-Universität zählt zudem zu den größten Ausbildungsstätten zu Praxis, Geschichte und Theorie der Fotografie in Deutschland.
Angestoßen hat das DFI jedoch der berühmte Fotokünstler Andreas Gursky, der nicht nur auf die Fotokunst aus Düsseldorf verweist, die mit der Becher-Schule weltbekannt geworden ist, sondern auch auf Düsseldorf als Stadt der Werbefotografie. Die Szene sei in Düsseldorf, betonte er mehrfach. Ein Verein zur Errichtung des DFI erstellte ein Konzept, der Stadtrat stellte ein Grundstück im Ehrenhof bereit.
Auch als Grütters Essen favorisierte, gab Düsseldorf nicht auf. Gursky holte die SK-Stiftung Köln ins Boot, deren Grundlage das August-Sandersowie das Bernd-und-HillaBecher-Archiv bilden. Zudem gehören Werke wichtiger Fotografen zur Sammlung, von Karl Blossfeldt und Paul Dobe im Schwarz-WeißBereich über Thomas Ruff und Candida Höfer bis zu internationalen Stars wie Diane Arbus und Stephen Shore. Hinzu kommt die ehemalige Sammlung der Deutschen Gesellschaft für Photographie. Insgesamt umfasst die Sammlung rund 40.000 Werke, zuzüglich Negativmaterialien.
Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) und sein Essener Amtskollege Thomas Kufen (CDU) hatten zunächst brieflich eine gemeinsame Lösung vorgeschlagen; davon war Kufen später abgerückt. Keller blieb beim Vorschlag eines Clusters. Nun soll es doch kommen wie ursprünglich vorgeschlagen: Es gibt ein Foto-Institut in Düsseldorf. Die neue Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat die Linie ihrer Vorgängerin nicht weiterverfolgt.
In Berlin hat sich die Düsseldorfer Ratsfrau und FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann von Anbeginn maßgeblich für die Vergabe des DFI an Düsseldorf eingesetzt. „Ich freue mich, dass jetzt das Deutsche Foto-Institut in der Landeshauptstadt Realität werden kann“, sagte die Bundestagsabgeordnete unserer Redaktion. Sie sei dankbar, dass die Bundesregierung weitere Mittel zur Verfügung stelle und auch das Land Nordrhein-Westfalen mitziehe.