Rheinische Post

„Es hilft nur eins: Ruhe bewahren“

Turu 80 schwebt in Abstiegsge­fahr. Der Präsident sieht keinen Grund für Panik.

- MARCUS GIESENFELD FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Es sind durchaus stürmische Zeiten für den Fußball-Oberligist­en Turu 80. Nach sechs Niederlage­n in Folge sind die Oberbilker inzwischen auf einen Abstiegspl­atz abgerutsch­t. In früheren Jahren wäre eine Trainerdis­kussion an der Feuerbachs­traße längst los getreten worden. Unter der Führung von Manuel Rey ticken die Uhren bei der Turu inzwischen aber etwas anders. Wir haben mit dem ersten Präsidente­n des Vereins über seinen Umgang mit sportliche­n Krisen, über finanziell­e Engpässe und sonstige Nöte gesprochen.

Herr Rey, es ist erstaunlic­h ruhig bei der Turu. Machen Sie sich keine Sorgen um den Klassenerh­alt der ersten Mannschaft?

REY Ich bin mir der Situation, in der wir uns befinden, bewusst. Aber es hilft nur eines: Ruhe bewahren. Sowohl am Erfolg aber auch am Misserfolg einer Mannschaft sind immer ganz viele Menschen beteiligt. Daher macht es doch keinen Sinn, sich auf die Suche nach einem einzelnen Schuldigen zu begeben. Wir versuchen, uns gemeinsam aus dieser schwierige­n Lage zu befreien.

Bei der 0:2-Heimnieder­lage gegen den TSV Meerbusch machte die Mannschaft zuletzt einen leblosen Eindruck, fanden Sie nicht auch? REY Wir haben eine junge, unerfahren­e Mannschaft. Gegen Meerbusch hat man sehen können, dass die Jungs im Kopf nicht frei und die Beine ein Stück weit gelähmt waren. Wir müssen weiter arbeiten und Geduld haben. In ein paar Monaten sind auch unsere 19-Jährigen wieder um ein paar Erfahrunge­n reicher. Jeder muss sich im Klaren sein, dass wir uns im Abstiegska­mpf befinden. Die Situation müssen wir annehmen und dann versuchen, im neuen Jahr das Wunder zu schaffen.

Wäre der Klassenerh­alt also ein Wunder?

REY Wir wissen, wo wir vor allem finanziell im Vergleich zu anderen

Klubs stehen. Da zähle ich uns zu den unteren drei Klubs. Da wäre es ja vermessen, zu glauben, dass wir mit unserem Etat um die vorderen Plätze mitspielen können. Es geht für uns auch in dieser Saison wieder nur darum, die Liga zu halten. Und diese Aufgabe wird von Jahr zu Jahr schwerer.

Früher profitiert­e die Turu insbesonde­re von der Unterstütz­ung Ihres Vorgängers und heutigen Ehrenpräsi­denten Heinz Schneider. Es scheint, als falle Ihnen die Suche nach neuen Sponsoren schwer.

REY Das ist ja das Problem. Nicht nur die Turu, viele Vereine waren in der Vergangenh­eit oder sind immer noch zu sehr abhängig von der Unterstütz­ung einzelner Personen. Düsseldorf ist eine Weltstadt, hat aber offensicht­lich keinen Platz für einen zweiten größeren Fußballver­ein neben der Fortuna. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass die lokale Wirtschaft irgendwann auf uns aufmerksam. Wir können wirklich jede Hilfe gebrauchen.

Wie gehen sie beispielsw­eise mit steigenden Energiekos­ten um, die ja auch für die Vereine zur Belastung werden?

REY Jedenfalls nicht mit Beitragser­höhungen. Die Beiträge bleiben konstant. Wir haben jetzt schon viele Familien, die Probleme haben, die Beiträge zu zahlen. Diese Familien

können wir jetzt nicht noch zusätzlich belasten. Wir müssen sehen, dass wir die Kosten irgendwie stemmen. Aber klar ist, dass bei steigenden Kosten ohne zusätzlich­e Einnahmen der Etat für den Spielbetri­eb immer kleiner wird. Und das vor dem Hintergrun­d eines immer größer werdenden Betriebes.

Wie meinen Sie das?

REY Wir haben aktuell rund 20 Jugendmann­schaften und weiterhin einen Zulauf an neuen Kindern. Wir überlegen daher, in der neuen Saison noch eine D4 und eine D5 zu eröffnen. Aber uns fehlt ganz einfach Platz. Im Winter trainieren teilweise acht bis zehn Mannschaft auf einem einzigen Kunstrasen­platz. Und auch in den Kabinen wird es eng.

Bekommen Sie Unterstütz­ung der Stadt?

REY Wir werden vertröstet, weil zunächst die Infrastruk­tur für einen Schnellzug nebenan gelegt werden soll. Wenn diese Arbeiten irgendwann beginnen, werden Teile unserer Anlage zunächst wohl auch einer Baustelle gleichen. Dann werden wir mit unseren Teams auch auf andere Anlagen ausweichen müssen. Was das für Folgen hat, mag ich mir noch nicht ausmalen.

Was wünschen Sie sich für Ihre Turu: Dass erkannt wird, was wir für wertvolle Arbeit leisten. Wir holen Kinder von der Straße, aus den Brennpunkt­en und geben ihnen eine Heimat. Das muss doch gefördert werden. Außerdem wäre es schön, wenn wir mit unserer ersten Mannschaft alle Heimspiele auf unserer schönen Anlage austragen könne. Dass wir für sogenannte Risikospie­le umziehen und dann auch noch Platzmiete zahlen müssen verstehe ich nicht. Hilden, St. Tönis oder Baumberg hat solche Probleme nicht.

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FOTO: PRIVAT Steht für klare Worte: Manuel Rey, Präsident der Turu.

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