Heerdter Kuckuck ruft in der ganzen Welt
Das Frauen-Start-up „MyKuckoo“produziert in einer ehemaligen Druckerei individuell umgestaltete Kuckucksuhren.
HEERDT Als Manuela Richter zum Studium aus dem Schwarzwald nach Düsseldorf kam, nahm sie sich ein Stück Heimat mit – ihre alte, braune Kuckucksuhr. Ihre Freundin, die Isländerin Katrín Weskamp, war begeistert von der Uhr, und gemeinsam kamen sie auf die Idee, sie ein wenig umzugestalten.
Aus einem spontanen Spaß wurde eine Geschäftsidee. Sie suchten sich einen Kuckucksuhren-Hersteller aus dem Schwarzwald und begannen, die Bauteile farbenfroh und frisch zu gestalten. „Wir nehmen das Traditionelle und machen es modern, denn das ursprüngliche Braun passt farblich meist nicht mehr in heutige Wohnungen. Jeder kennt die Uhren und verbindet sie mit Deutschland. Viele sind überrascht, wie gut sie aussehen können. Und selbst Männer mögen sie, weil sie auch eine Funktion erfüllen“, sagt Weskamp mit einem Lachen. Bei der Gestaltung richten die beiden sich nach den Kundenwünschen. Farblich gehe fast alles. Nur bei einem gibt es keine Kompromisse: Das Traditionelle muss erhalten bleiben. „Wir hatten schon Anfragen, ob wir nicht Teile weglassen oder eine Uhr mit Totenköpfen bemalen könnten. Das machen wir aber nicht“, sagt Richter.
Die ersten Uhren entstanden noch in der Küche von Weskamp, dann richteten sich die Gründerinnen von „MyKuckoo“eine Werkstatt im Keller ein. „Wir wollten erst einmal klein anfangen, testen, ob das überhaupt funktioniert und uns nicht zu schnell steigern. Schließlich hat Manuela noch studiert und ich war in Elternzeit“, erzählt Weskamp. Dann kam Corona und brachte dem Unternehmen einen unerwarteten Schub. „Keiner ist mehr gereist. Stattdessen haben sich viele zu Hause neu eingerichtet und ihre Wohnung hübsch gemacht“, so die Isländerin.
Der Keller wurde zu klein, und
„MyKuckoo“zog in eine Werkstatt am Handweiser. „Dort war es schön. Aber der Standort war nicht sehr repräsentativ. Daher suchten wir bald nach einem neuen Platz, wo wir neben der Werkstatt auch unser Büro und einen richtigen Showroom unterbringen konnten. Damit wir alles zusammen haben“, sagt Richter.
Fündig wurden die Freundinnen an der Heerdter Landstraße in einer alten Druckerei. Und da die Räumlichkeiten für sie alleine zu groß sind, teilen sie sie sich mit Saskia Vierhuf, der Inhaberin der Kerzenmanufaktur „Villa Rosa Lotta“. „Wir kennen uns schon länger. Und ich habe die Kuckucksuhren auch in meiner Werkstatt in Friedrichstadt ausgestellt, weil ich die
Idee und die liebevolle Umsetzung so toll fand“, berichtet Vierhuf. In dem großen Showroom findet man jetzt die fröhlichen Kuckucksuhren in unterschiedlichen Größen und Farben, personalisiert gestaltete Kerzen und viele andere Wohnaccessoires, denn „MyKuckoo“verkauft mittlerweile nicht mehr nur Uhren. „Wir haben beispielsweise auch Fotodrucke mit Motiven, die wir selber gestaltet haben“, so Richter. Passend dazu gibt es farbig gestaltete Geweihe. Vasen findet man genauso wie kleine Holzhäuschen, die Richter bei einem Urlaub in Lettland entdeckt hat, und Duftkerzen auf Biobasis. Wichtig sei, dass alles mit Tradition und Handwerk verbunden ist, betont Weskamp. Und
da die beiden sich mittlerweile in Düsseldorf zu Hause fühlen, soll es auch eine „Heimatliebe-Ecke“geben. Kerzen mit Düsseldorf-Motiven, Tassen des Heimathafens und die neuen Düsseldorf-Kuckucksuhren lassen den Bereich in rot-weiß leuchten.
99 Prozent der Produkte werden online in die ganze Welt verkauft. Davon gehen alleine 30 Prozent in die USA. Die meisten Uhren bleiben aber in Deutschland. Natürlich kommt der Kuckuck auch in Island bei Weskamps Familie stündlich aus seinem Häuschen. Um ihre Uhren perfekt präsentieren zu können, haben die Geschäftspartnerinnen sich auch einen gemütlichen „Fotosalon“eingerichtet. „Wir machen viel
in Social Media. Zufriedene Kunden sind uns wichtig, und diese Kanäle haben heutzutage einen großen Einfluss“, so Richter.
Was die Zukunft angeht, sprühen Richter und Weskamp vor Ideen. „Wir wollen natürlich bekannter werden und wachsen“, sagen sie. Und da sie sich in Heerdt so wohl fühlen, möchten sie gemeinsam mit Vierhuf auch etwas für den Standort machen. „In Heerdt fühlt man sich aufgefangen. Jeder hilft hier jedem. Wenn es beim Umbau Probleme gab, war direkt jemand zur Stelle und hat uns unterstützt“, sagt Vierhuf. „Man fühlt sich hier wohl. Es ist eine schöne Umgebung. Man findet alles, was man braucht und die Verkehrsanbindung ist gut“, fügt Richter hinzu.
Das Trio könnte sich vorstellen, in der „Villa Kuckuck“, wie sie ihren gemeinsamen Standort liebevoll nennen, kleine Events zu veranstalten. „Eventuell könnte man auch Heerdter Künstlern die Möglichkeit geben, hier auszustellen“, so Vierhuf. „Vielleicht hat Heerdt ja auch ein eigenes Logo oder etwas in der Art, mit der man unsere Produkte personalisieren könnte, so dass die Heerdter eigene Heimat-Produkte haben“, überlegt sie weiter.