Rheinische Post

Heerdter Kuckuck ruft in der ganzen Welt

Das Frauen-Start-up „MyKuckoo“produziert in einer ehemaligen Druckerei individuel­l umgestalte­te Kuckucksuh­ren.

- VON NICOLE ESCH

HEERDT Als Manuela Richter zum Studium aus dem Schwarzwal­d nach Düsseldorf kam, nahm sie sich ein Stück Heimat mit – ihre alte, braune Kuckucksuh­r. Ihre Freundin, die Isländerin Katrín Weskamp, war begeistert von der Uhr, und gemeinsam kamen sie auf die Idee, sie ein wenig umzugestal­ten.

Aus einem spontanen Spaß wurde eine Geschäftsi­dee. Sie suchten sich einen Kuckucksuh­ren-Hersteller aus dem Schwarzwal­d und begannen, die Bauteile farbenfroh und frisch zu gestalten. „Wir nehmen das Traditione­lle und machen es modern, denn das ursprüngli­che Braun passt farblich meist nicht mehr in heutige Wohnungen. Jeder kennt die Uhren und verbindet sie mit Deutschlan­d. Viele sind überrascht, wie gut sie aussehen können. Und selbst Männer mögen sie, weil sie auch eine Funktion erfüllen“, sagt Weskamp mit einem Lachen. Bei der Gestaltung richten die beiden sich nach den Kundenwüns­chen. Farblich gehe fast alles. Nur bei einem gibt es keine Kompromiss­e: Das Traditione­lle muss erhalten bleiben. „Wir hatten schon Anfragen, ob wir nicht Teile weglassen oder eine Uhr mit Totenköpfe­n bemalen könnten. Das machen wir aber nicht“, sagt Richter.

Die ersten Uhren entstanden noch in der Küche von Weskamp, dann richteten sich die Gründerinn­en von „MyKuckoo“eine Werkstatt im Keller ein. „Wir wollten erst einmal klein anfangen, testen, ob das überhaupt funktionie­rt und uns nicht zu schnell steigern. Schließlic­h hat Manuela noch studiert und ich war in Elternzeit“, erzählt Weskamp. Dann kam Corona und brachte dem Unternehme­n einen unerwartet­en Schub. „Keiner ist mehr gereist. Stattdesse­n haben sich viele zu Hause neu eingericht­et und ihre Wohnung hübsch gemacht“, so die Isländerin.

Der Keller wurde zu klein, und

„MyKuckoo“zog in eine Werkstatt am Handweiser. „Dort war es schön. Aber der Standort war nicht sehr repräsenta­tiv. Daher suchten wir bald nach einem neuen Platz, wo wir neben der Werkstatt auch unser Büro und einen richtigen Showroom unterbring­en konnten. Damit wir alles zusammen haben“, sagt Richter.

Fündig wurden die Freundinne­n an der Heerdter Landstraße in einer alten Druckerei. Und da die Räumlichke­iten für sie alleine zu groß sind, teilen sie sie sich mit Saskia Vierhuf, der Inhaberin der Kerzenmanu­faktur „Villa Rosa Lotta“. „Wir kennen uns schon länger. Und ich habe die Kuckucksuh­ren auch in meiner Werkstatt in Friedrichs­tadt ausgestell­t, weil ich die

Idee und die liebevolle Umsetzung so toll fand“, berichtet Vierhuf. In dem großen Showroom findet man jetzt die fröhlichen Kuckucksuh­ren in unterschie­dlichen Größen und Farben, personalis­iert gestaltete Kerzen und viele andere Wohnaccess­oires, denn „MyKuckoo“verkauft mittlerwei­le nicht mehr nur Uhren. „Wir haben beispielsw­eise auch Fotodrucke mit Motiven, die wir selber gestaltet haben“, so Richter. Passend dazu gibt es farbig gestaltete Geweihe. Vasen findet man genauso wie kleine Holzhäusch­en, die Richter bei einem Urlaub in Lettland entdeckt hat, und Duftkerzen auf Biobasis. Wichtig sei, dass alles mit Tradition und Handwerk verbunden ist, betont Weskamp. Und

da die beiden sich mittlerwei­le in Düsseldorf zu Hause fühlen, soll es auch eine „Heimatlieb­e-Ecke“geben. Kerzen mit Düsseldorf-Motiven, Tassen des Heimathafe­ns und die neuen Düsseldorf-Kuckucksuh­ren lassen den Bereich in rot-weiß leuchten.

99 Prozent der Produkte werden online in die ganze Welt verkauft. Davon gehen alleine 30 Prozent in die USA. Die meisten Uhren bleiben aber in Deutschlan­d. Natürlich kommt der Kuckuck auch in Island bei Weskamps Familie stündlich aus seinem Häuschen. Um ihre Uhren perfekt präsentier­en zu können, haben die Geschäftsp­artnerinne­n sich auch einen gemütliche­n „Fotosalon“eingericht­et. „Wir machen viel

in Social Media. Zufriedene Kunden sind uns wichtig, und diese Kanäle haben heutzutage einen großen Einfluss“, so Richter.

Was die Zukunft angeht, sprühen Richter und Weskamp vor Ideen. „Wir wollen natürlich bekannter werden und wachsen“, sagen sie. Und da sie sich in Heerdt so wohl fühlen, möchten sie gemeinsam mit Vierhuf auch etwas für den Standort machen. „In Heerdt fühlt man sich aufgefange­n. Jeder hilft hier jedem. Wenn es beim Umbau Probleme gab, war direkt jemand zur Stelle und hat uns unterstütz­t“, sagt Vierhuf. „Man fühlt sich hier wohl. Es ist eine schöne Umgebung. Man findet alles, was man braucht und die Verkehrsan­bindung ist gut“, fügt Richter hinzu.

Das Trio könnte sich vorstellen, in der „Villa Kuckuck“, wie sie ihren gemeinsame­n Standort liebevoll nennen, kleine Events zu veranstalt­en. „Eventuell könnte man auch Heerdter Künstlern die Möglichkei­t geben, hier auszustell­en“, so Vierhuf. „Vielleicht hat Heerdt ja auch ein eigenes Logo oder etwas in der Art, mit der man unsere Produkte personalis­ieren könnte, so dass die Heerdter eigene Heimat-Produkte haben“, überlegt sie weiter.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Saskia Vierhuf von „Villa Rosa Lotta“mit Manuela Richter und Katrin Weskamp von „MyKuckoo“(v. l.). in ihrem Geschäft in Heerdt.

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