Von erholsamen Fluchten
Darf ich in Krisenzeiten lachen und Spaß haben? Das mag sich auch so manch einer fragen, der am Karnevalsstart unterwegs ist. Es fällt schwer, zu glauben, wenn es dieser Tage jemandem gut geht. So ein mitangehörtes Gespräch: „Mir geht es super! Ich weiß gar nicht wohin mit mir!“„Ehrlich???“
Viel mehr macht es Mode, sich mit Schreckensnachrichten zu übertrumpfen und Freude darin zu finden, eine noch schlimmere Geschichte erzählen zu können. Ein Wettbewerb der schlechten Nachrichten. Als ob nur Leid Aufmerksamkeit verdiene und man es sich nicht erlauben dürfe, Freude zuzulassen.
Andere meinen, man könne nur Mitgefühl zeigen, wenn man sein eigenes Glück versteckt. Solange man das Leid des anderen nicht ignoriert und es kein Übertrumpfen mit Leistungen wird, kann das Glück eines anderen guttun, indem auch andere helfen, an fröhliches zu erinnern. Ich halte es für unangemessen, sich einer fremden Trauer zu verpflichten. Es hilft den Betroffenen wenig. In Kiew singen Menschen in den UBahnschächten. Das hilft einander, Kraft zu bewahren, um sich unterstützen zu können.
Böse Geister an Karneval zu vertreiben, hilft, nicht alles unterm Deckel zu halten. Sich in eine andere Welt träumen, andere Rollen annehmen, sind erholsame Fluchten, die Raum geben für Lösungen und andere Impulse, solange es kein beständiges Augenverschließen vor allem Unangenehmen der Welt ist.
Die Bibel ist voll von Berichten von Menschen, die in Leidenszeiten Freude suchen und so dem Leid begegnen können. Die Beziehung zu Gott wird selbst zu einer Quelle von Freude. Es wird besungen in dem beliebten Kirchenlied „In dir ist Freude in allem Leide“. Gott wird als Kraftgeber erfahren mit seinem Zuspruch, über Mauern zu springen, im Schlimmsten zu halten. Gerade Menschen in Krisen sind Vorbilder darin, Kraft zu schöpfen für Zeiten,
wenn sie gebraucht wird.