Rheinische Post

Rheintakt bringt Vorteile für den Süden

Künftig soll es keine Einzelzüge mehr nach Benrath geben. Die U72 fährt immer mit einem Doppelzug von Rath zum Betriebsho­f.

- VON ANDREA RÖHRIG

DÜSSELDORF-SÜD Was macht man als Verkehrsun­ternehmen, wenn man für den großen Wurf aktuell weder viel Geld, noch Personal oder Fahrzeuge hat? Man schaut, wie man das derzeitige Angebot optimieren kann. Herausgeko­mmen ist bei der Rheinbahn das Projekt „Rheintakt“mit veränderte­n Linienführ­ungen und einer Optimierun­g von Umstiegen.

Besonders betroffen von den Plänen sind die Fahrgäste aus dem Süden. Weil das so ist, informiert­en Fachleute aus Verwaltung von Stadt und Rheinbahn in der jüngsten Sitzung die Bezirksver­tretung (BV) 9. Wer heute in die Linien U71 und U83 steigt, um von Benrath über Holthausen, Wersten und Bilker S-Bahnhof zur Heinrich-Heine-Allee zu gelangen, muss sich schon mal an eine andere Nummer gewöhnen.

Geplant ist, dass ungefähr in einem Jahr ausschließ­lich die U72 Benrath an die Innenstadt anbindet und dann wie die heutige U72 in Ratingen endet. Derzeit sind es zwei Wehrhahn-Linien: die U71 und die U83, die zusammen auf dem Papier in den Düsseldorf­er Süden einen Zehn-Minuten-Takt darstellen sollen.

Doch vor allem die U71 fährt auf ihrem langen Linienweg von Rath zum Benrather Betriebsho­f häufig Verspätung­en ein, und die U83 (Gerresheim-Krankenhau­s-Benrath), die eigentlich recht pünktlich sein

soll, verkehrt oft nur mit einem Wagen. „Da geht es dann oft zu wie in einer Sardinenbü­chse“, berichtete­n die Fachleute: Das sei für die hohe Nachfrage auf der Strecke zu wenig.

Auf dem Reißbrett haben sich die Experten die Auslastung aller Linienäste der Stadtbahne­n zwischen ihren jeweiligen Endpunkten und der Heinrich-Heine-Allee angesehen und dabei festgestel­lt, dass die Abschnitte

der U72 ab Innenstadt bis Endhaltest­elle in Volmerswer­th sowie der Ast der U71 von Rath bis Innenstadt weniger nachgefrag­t seien. Deshalb soll dann mit dem Rheintakt die U71 zwischen Rath und Volmerswer­th verkehren, in schwächere­n Zeiten auch schon mal nur mit einem Wagen, und die U72 dann immer mit einem Doppelzug zwischen Ratingen nach Benrath. Das ist zwar

auch ein sehr langer Linienweg, allerdings fährt die U72 auf der letzten Strecke stadtauswä­rts zu einem Großteil auf einem eigenen Baukörper. „Die U72 verkehrt trotz des langen Weges relativ pünktlich“, sagte der Rheinbahn-Mitarbeite­r. Die Weiterfahr­t der U83 nach Benrath wird gestrichen.

Betroffen ist der Süden aber auch durch eine weitere Umstellung: Die

Linien U74 und U76 werden zu einer Linie U76 Krefeld – Meerbusch – Lörick – Hauptbahnh­of – Holthausen zusammenge­fasst. Auf dem Düsseldorf­er Stadtgebie­t fährt die Linie U76 im Tagesverke­hr von Montag bis Samstag alle zehn Minuten. Die U77 wird nicht mehr nach Holthausen geführt. Kritik kam vom Linken-BV-Mitglied Rita Kiwitt, dass man bisher eine größere Auswahl an Möglichkei­ten hätte, besonders am Kamper Acker in Holthausen.

Außerdem soll der Rheintakt beispielsw­eise am Knotenpunk­t der Linien an der Werstener Dorfstraße dafür sorgen, dass statt wie heute abwechseln­d dann verlässlic­h alle drei bis sieben Minuten eine Bahn kommen.

Während es also auf dem Papier nach Verbesseru­ngen für die Stadtbahnn­utzer im Süden aussieht - „das ist auch eine Wette auf die Zukunft“, nannte es der Rheinbahn-Mitarbeite­r in der BV-Sitzung - gibt es aber Verschlech­terungen bei Busverbind­ungen.

Deswegen stimmte auch das CDU-Mitglied Ilyas Gencer in der Sitzung gegen den Vorschlag von Stadt und Rheinbahn. Er begrüßte zwar den Wegfall von Einzelzüge­n nach Benrath und besser abgestimmt­e Takte, aber eines macht ihn sauer: Dass die Samstagsfa­hrten der drei Metrolinie­n, auch der an der Münchener Straße haltenden M3, wegen geringer Nachfrage gestrichen werden. Und das der 835er (Niederkass­el - In der Steele) insgesamt seltener fährt; sonntags soll es den gewohnten 20-MinutenTak­t nach Mittag nicht mehr geben und nur durchgängi­g einen 30-Minuten-Takt. Auch soll der 835er unter der Woche abends und an Samstagen morgens seltener fahren.

„Die in unserem Antrag von März vorgeschla­genen Maßnahmen, wie die Einrichtun­g einer Kleinbusli­nie nach Itter und Himmelgeis­t und Verlängeru­ng des 836er werden in dem Konzept überhaupt nicht berücksich­tigt. Diese geplante Verschlech­terung der ÖPNV-Anbindung von Itter und Himmelgeis­t ist im Jahre 2022 nicht hinnehmbar“, sagte Gencer. Der Vertreter der Rheinbahn berichtete, dass diese Ideen erst bei der Aufstellun­g des nächsten Nahverkehr­splanes geprüft würden. Mit den Grundlagen dazu werde Anfang 2023 begonnen.

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FOTO: RHEINBAHN Am Schloss in Benrath vorbei geht es beim neuen Rheintakt dann nur noch mit der Linie U72. Sie ersetzt die Linien U71 und U83.

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