Rheintakt bringt Vorteile für den Süden
Künftig soll es keine Einzelzüge mehr nach Benrath geben. Die U72 fährt immer mit einem Doppelzug von Rath zum Betriebshof.
DÜSSELDORF-SÜD Was macht man als Verkehrsunternehmen, wenn man für den großen Wurf aktuell weder viel Geld, noch Personal oder Fahrzeuge hat? Man schaut, wie man das derzeitige Angebot optimieren kann. Herausgekommen ist bei der Rheinbahn das Projekt „Rheintakt“mit veränderten Linienführungen und einer Optimierung von Umstiegen.
Besonders betroffen von den Plänen sind die Fahrgäste aus dem Süden. Weil das so ist, informierten Fachleute aus Verwaltung von Stadt und Rheinbahn in der jüngsten Sitzung die Bezirksvertretung (BV) 9. Wer heute in die Linien U71 und U83 steigt, um von Benrath über Holthausen, Wersten und Bilker S-Bahnhof zur Heinrich-Heine-Allee zu gelangen, muss sich schon mal an eine andere Nummer gewöhnen.
Geplant ist, dass ungefähr in einem Jahr ausschließlich die U72 Benrath an die Innenstadt anbindet und dann wie die heutige U72 in Ratingen endet. Derzeit sind es zwei Wehrhahn-Linien: die U71 und die U83, die zusammen auf dem Papier in den Düsseldorfer Süden einen Zehn-Minuten-Takt darstellen sollen.
Doch vor allem die U71 fährt auf ihrem langen Linienweg von Rath zum Benrather Betriebshof häufig Verspätungen ein, und die U83 (Gerresheim-Krankenhaus-Benrath), die eigentlich recht pünktlich sein
soll, verkehrt oft nur mit einem Wagen. „Da geht es dann oft zu wie in einer Sardinenbüchse“, berichteten die Fachleute: Das sei für die hohe Nachfrage auf der Strecke zu wenig.
Auf dem Reißbrett haben sich die Experten die Auslastung aller Linienäste der Stadtbahnen zwischen ihren jeweiligen Endpunkten und der Heinrich-Heine-Allee angesehen und dabei festgestellt, dass die Abschnitte
der U72 ab Innenstadt bis Endhaltestelle in Volmerswerth sowie der Ast der U71 von Rath bis Innenstadt weniger nachgefragt seien. Deshalb soll dann mit dem Rheintakt die U71 zwischen Rath und Volmerswerth verkehren, in schwächeren Zeiten auch schon mal nur mit einem Wagen, und die U72 dann immer mit einem Doppelzug zwischen Ratingen nach Benrath. Das ist zwar
auch ein sehr langer Linienweg, allerdings fährt die U72 auf der letzten Strecke stadtauswärts zu einem Großteil auf einem eigenen Baukörper. „Die U72 verkehrt trotz des langen Weges relativ pünktlich“, sagte der Rheinbahn-Mitarbeiter. Die Weiterfahrt der U83 nach Benrath wird gestrichen.
Betroffen ist der Süden aber auch durch eine weitere Umstellung: Die
Linien U74 und U76 werden zu einer Linie U76 Krefeld – Meerbusch – Lörick – Hauptbahnhof – Holthausen zusammengefasst. Auf dem Düsseldorfer Stadtgebiet fährt die Linie U76 im Tagesverkehr von Montag bis Samstag alle zehn Minuten. Die U77 wird nicht mehr nach Holthausen geführt. Kritik kam vom Linken-BV-Mitglied Rita Kiwitt, dass man bisher eine größere Auswahl an Möglichkeiten hätte, besonders am Kamper Acker in Holthausen.
Außerdem soll der Rheintakt beispielsweise am Knotenpunkt der Linien an der Werstener Dorfstraße dafür sorgen, dass statt wie heute abwechselnd dann verlässlich alle drei bis sieben Minuten eine Bahn kommen.
Während es also auf dem Papier nach Verbesserungen für die Stadtbahnnutzer im Süden aussieht - „das ist auch eine Wette auf die Zukunft“, nannte es der Rheinbahn-Mitarbeiter in der BV-Sitzung - gibt es aber Verschlechterungen bei Busverbindungen.
Deswegen stimmte auch das CDU-Mitglied Ilyas Gencer in der Sitzung gegen den Vorschlag von Stadt und Rheinbahn. Er begrüßte zwar den Wegfall von Einzelzügen nach Benrath und besser abgestimmte Takte, aber eines macht ihn sauer: Dass die Samstagsfahrten der drei Metrolinien, auch der an der Münchener Straße haltenden M3, wegen geringer Nachfrage gestrichen werden. Und das der 835er (Niederkassel - In der Steele) insgesamt seltener fährt; sonntags soll es den gewohnten 20-MinutenTakt nach Mittag nicht mehr geben und nur durchgängig einen 30-Minuten-Takt. Auch soll der 835er unter der Woche abends und an Samstagen morgens seltener fahren.
„Die in unserem Antrag von März vorgeschlagenen Maßnahmen, wie die Einrichtung einer Kleinbuslinie nach Itter und Himmelgeist und Verlängerung des 836er werden in dem Konzept überhaupt nicht berücksichtigt. Diese geplante Verschlechterung der ÖPNV-Anbindung von Itter und Himmelgeist ist im Jahre 2022 nicht hinnehmbar“, sagte Gencer. Der Vertreter der Rheinbahn berichtete, dass diese Ideen erst bei der Aufstellung des nächsten Nahverkehrsplanes geprüft würden. Mit den Grundlagen dazu werde Anfang 2023 begonnen.