Familienzirkus sucht dringend Winterquartier
Sechs Erwachsene, drei Kinder sowie Ponys, Pferde, zwei Kamele, Ziegen und Zwergesel stehen quasi auf der Straße.
URDENBACH Der kleine Familienzirkus Liberty ist unverschuldet in große Not geraten: Er bekam kurzfristig eine Absage für sein Winterquartier. Seit dem Sommer gab es regelmäßig Kontakt mit dem Vermieter, der einen verlässlichen Eindruck machte, und nun das. Neun Menschen, davon drei Kinder - samt der Tierfamilie mit Ponys, Pferden, zwei Kamelen, Ziegen und Zwergeseln stehen quasi auf der Straße.
Sofort muss ein Platz für den Winter her. Miete, Wasser und Strom werden selbstverständlich bezahlt. Das große Zirkuszelt bleibt verpackt, es geht um eine Bleibe für Menschen, Tiere und Equipment. „Eine Industriebrache wäre ideal, etwas Wiese oder struppige Büsche, da freuen sich unsere Tiere“, erklärt Francesco Weiß. Die vergangenen fünf Jahre hatte der Familienzirkus einen verlässlichen Standort in Leverkusen. Jetzt stehen dort die Bagger; das Gelände wird bebaut.
Inzwischen kennen die „Libertys“Düsseldorf und die Umgebung wie ihre Westentasche. Francesco und sein Schwager Denis klappern die Umgebung nach einem geeigneten Gelände ab. „Auf den Schützenplätzen finden im Winter Flohmärkte statt, das wird uns immer gesagt“, erklärt Francesco. Bei den Industriebrachen sind keine Ansprechpartner zu finden. „Wenn sie Zirkus hören, dann winken sie gleich ab“, meint Lorena Weiß, Francescos Schwester enttäuscht. Sie alle kennen die jahrhundertealten Vorurteile zum „fahrenden Volk“. Doch es gibt auch Menschen, die helfen.
Die Familie will nichts anderes, als so leben, wie sie es seit Generationen kennt. „Klar sind die Zeiten schwieriger geworden, vor 20 Jahren hatten wir rund 150 Gäste in einer Vorstellung, jetzt sind es 25 bis 30“, resümiert Francesco. Doch klagen oder gar aufgeben ist nicht ihre Mentalität. „Der Zirkus ist unser Leben“, bringt es Denis auf den Punkt. Seine Partnerin Lorena erzählt: „Die Zirkus-Tradition der Familie Weiß geht zurück bis in die Ritterzeit, da nannten sie uns noch Gaukler.“
Ihre Oma im Saarland hüte Reklametafeln von vor über 100 Jahren. Das Zirkus-Gen wird den Weiß‘ in der Wiege gelegt. Lorenas Tochter Josselyne möchte am liebsten nach jedem Mittagsschlaf in die Vorstellung stürmen. Ihre sechsjährige Cousine Amy - alias Peppina - begeistert sich für ihre kurzen spielerischen Auftritte und hütet bereits eine Spardose für ihre Ausbildung in der Zirkusschule. „Wir wollen die Menschen zum Lachen, zum Strahlen bringen, das ist unsere Berufung“, sagt Francesco Weiß.
Seine Mutter Marina schwingt immer noch rasant das Lasso in der Westernshow, früher war sie Trapez-Künstlerin. Dieses Talent vererbte sie an Tochter Lorena. Sie alle sind Multi-Talente. „Ich bin LkwFahrer, Mechaniker, Tierpfleger und Jongleur; Angst hab ich vor nichts“, meint Francesco. Höchstens davor nicht zu wissen, wie es weitergehen soll.
Kontakt: Francesco Weiß 015774043709; E-Mail: circus.liberty@yahoo.de, gesucht wird eine Stellfläche von mindestesn 50 mal 50 Metern mit Strom- und Wasseranschluss, auf der die Familie bis Mitte März Quartier beziehen kann.