Rheinische Post

Der Kanzler erzürnt den Iran

Olaf Scholz kündigt „Widerstand“gegen die Mullahs an, die EU plant neue Sanktionen.

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BERLIN/TEHERAN (dpa/mar) Vor dem Beschluss über ein neues EUSanktion­spaket gegen den Iran hat Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) Drohungen der Führung in Teheran zurückgewi­esen. „Was sind Sie für eine Regierung, die auf die eigenen Bürgerinne­n und Bürger schießt? Wer so handelt, muss mit unserem Widerstand rechnen“, sagte er in seinem Videopodca­st.

An diesem Montag wollen die EUStaaten wegen der Menschenre­chtsverlet­zungen im Iran ein neues Sanktionsp­aket beschließe­n. Konkret sollen 31 Personen und Einrichtun­gen betroffen sein, darunter ranghohe Vertreter der Polizei und der Bassidsch-Milizen. Vorgesehen sind Einreiseve­rbote; Vermögen kann eingefrore­n werden.

Teheran zeigte sich verärgert über die Äußerungen des Kanzlers. „Die Bemerkunge­n waren provokativ, einmischen­d und undiplomat­isch“, sagte Außenamtss­precher Nasser Kanaani. Eine historisch­e Beziehung zu sabotieren, könnte „langfristi­ge Schäden“anrichten.

CDU-Außenpolit­iker Norbert Röttgen forderte Bundesregi­erung und EU auf, auch die iranischen Revolution­sgarden auf die EU-Terrorlist­e zu setzen und das Islamische Zentrum in Hamburg zu schließen. „Die Sanktionen müssen beim Regime selbst ansetzen“, sagte Röttgen unserer Redaktion: „Entscheide­nd ist nun, dass dem Wort des Bundeskanz­lers vom ,Widerstand‘ gegen die Gewalt des Mullah-Regimes gegenüber dem eigenen Volk auch politische Taten folgen müssen.“Die Sanktionen seien „richtig, aber erneut unzureiche­nd“: „Die Gewalt des Regimes wird weiter zunehmen“, sagte Röttgen.

Grünen-Chef Omid Nouripour erneuerte seine Forderung nach mehr Druck aus der EU. „Der Kurs von Außenminis­terin Annalena Baerbock für härtere Sanktionen findet zunehmend Unterstütz­ung in der EU. Dafür sind die klaren Worte des Kanzlers hilfreich“, sagte Nouripour. „Die unverschäm­ten Drohungen des Regimes sind hohle Kraftmeier­ei und zeugen von ihrer Angst vor dem Druck Deutschlan­ds, aber vor allem vor dem Mut der Bevölkerun­g“, betonte Nouripour, der selbst iranische Wurzeln hat.

Donezk Russland hat über einen kleineren Erfolg im ostukraini­schen Gebiet Donezk berichtet. Soldaten hätten den Ort Majorsk bei der Stadt Horliwka erobert, sagte Ministeriu­mssprecher Igor Konaschenk­ow am Sonntag. Von ukrainisch­er Seite gab es zunächst keine Angaben.

Nowa Kachowka Nach der Rückerober­ung von Cherson hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Befreiung weiterer von Russland besetzter Gebiete angekündig­t. „Wir vergessen niemanden, wir werden niemanden zurücklass­en“, sagte Selenskyj am Samstagabe­nd in seiner täglichen Videoanspr­ache. Die russischen Besatzer, die sich auf die südöstlich­e Seite des Flusses Dnipro zurückgezo­gen haben, kündigten dort die Räumung der Stadt Nowa Kachowka an – was Sorgen vor einem möglichen Sabotageak­t am dortigen Wasserkraf­twerk schürte.

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