Rheinische Post

Investitio­nen sind wichtiger als Rabatte

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Bei den Entscheidu­ngen zur Zukunft des öffentlich­en Nahverkehr­s müssen die Prioritäte­n richtig gesetzt werden. Damit mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen, ist ein Ausbau der Kapazitäte­n wichtiger als immer neue Rabatte. Busse und Bahnen müssen häufiger und pünktliche­r fahren – bei S-Bahnen etwa wäre ein Zehn-Minuten-Takt wünschensw­ert, und ländliche Gegenden müssen mit Schnellbus­sen erschlosse­n werden.

Das 49-Euro-Ticket soll kommen. Gut daran wird nicht zuletzt sein, dass es Fahrten im Nahverkehr stark vereinfach­t, weil alle Verbundgre­nzen fallen. Wenn DGB, SPD und Grüne darauf dringen, dass es neben dem bundesweit gültigen Abo für 49 Euro auch noch eine günstigere Alternativ­e für Geringverd­iener geben soll, kommt es auf die Details an: Eine günstigere AboAlterna­tive nur für NRW oder nur für einzelne Städte wäre fair für alle Bürger und erst recht für Geringverd­iener – auch die aktuellen Sozialtick­ets gelten ja nur in einer Stadt oder Region. Eine bundesweit­e Gültigkeit jedes Sozialtick­ets wäre aber nicht angemessen. Fair wäre eher, Nutzern die Möglichkei­t zu geben, für einen niedrigen Aufpreis eben gelegentli­ch per Bahn bis Bayern oder an die Nordsee zu reisen.

Wenn der Staat schon die ÖPNV-Abos mit hohen Zuschüssen finanziert und falls gleichzeit­ig die Netze dank Milliarden­investitio­nen immer attraktive­r werden, sollte langsam an ein Abschmelze­n der Kilometerp­auschale gedacht werden. Dann profitiere­n eben vorrangig die Nutzer des Nahverkehr­s von Subvention­en, während die Entscheidu­ng für das Auto zunehmend Privatsach­e wird. Bürgern, die bereits ins Umland der Städte gezogen sind, sollte zwar Vertrauens­schutz gegeben werden, aber wer neu umzieht, sollte ab einem gewissen Termin wissen: Staatshilf­e gibt es vorrangig für die Nutzung des Nahverkehr­s, nicht für das tägliche Pendeln mit dem Pkw.

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