Investitionen sind wichtiger als Rabatte
Bei den Entscheidungen zur Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs müssen die Prioritäten richtig gesetzt werden. Damit mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen, ist ein Ausbau der Kapazitäten wichtiger als immer neue Rabatte. Busse und Bahnen müssen häufiger und pünktlicher fahren – bei S-Bahnen etwa wäre ein Zehn-Minuten-Takt wünschenswert, und ländliche Gegenden müssen mit Schnellbussen erschlossen werden.
Das 49-Euro-Ticket soll kommen. Gut daran wird nicht zuletzt sein, dass es Fahrten im Nahverkehr stark vereinfacht, weil alle Verbundgrenzen fallen. Wenn DGB, SPD und Grüne darauf dringen, dass es neben dem bundesweit gültigen Abo für 49 Euro auch noch eine günstigere Alternative für Geringverdiener geben soll, kommt es auf die Details an: Eine günstigere AboAlternative nur für NRW oder nur für einzelne Städte wäre fair für alle Bürger und erst recht für Geringverdiener – auch die aktuellen Sozialtickets gelten ja nur in einer Stadt oder Region. Eine bundesweite Gültigkeit jedes Sozialtickets wäre aber nicht angemessen. Fair wäre eher, Nutzern die Möglichkeit zu geben, für einen niedrigen Aufpreis eben gelegentlich per Bahn bis Bayern oder an die Nordsee zu reisen.
Wenn der Staat schon die ÖPNV-Abos mit hohen Zuschüssen finanziert und falls gleichzeitig die Netze dank Milliardeninvestitionen immer attraktiver werden, sollte langsam an ein Abschmelzen der Kilometerpauschale gedacht werden. Dann profitieren eben vorrangig die Nutzer des Nahverkehrs von Subventionen, während die Entscheidung für das Auto zunehmend Privatsache wird. Bürgern, die bereits ins Umland der Städte gezogen sind, sollte zwar Vertrauensschutz gegeben werden, aber wer neu umzieht, sollte ab einem gewissen Termin wissen: Staatshilfe gibt es vorrangig für die Nutzung des Nahverkehrs, nicht für das tägliche Pendeln mit dem Pkw.