Rheinische Post

Trumpismus ohne Trump

- VON THOMAS SPANG

Das Debakel der Republikan­er bei den USZwischen­wahlen hat einen Namen: Donald Trump. Der Ex-Präsident hat die Partei mit seiner radikalen Politik in eine Sackgasse geführt. Der Personenku­lt um Trump lässt der Partei wenig Raum für Wachstum. Der Wahlausgan­g ist der jüngste Beleg dafür. Angesichts niedriger Beliebthei­tswerte für Präsident Joe Biden und einer Rekordinfl­ation hätten die Republikan­er die Mehrheiten im US-Kongress problemlos gewinnen müssen. Mit der Niederlage der von Trump unterstütz­ten Senatskand­idaten in Nevada und Arizona steht jetzt fest, dass die Demokraten im Senat die Kontrolle behalten. Und selbst im Repräsenta­ntenhaus ist es nicht sicher, ob es am Ende für eine Mehrheit der Republikan­er reichen wird. Langsam, aber sicher dämmert einigen in der Partei die Erkenntnis, dass der bombastisc­he Anführer ein Verlierert­yp ist. Unter seiner Führung büßten die Republikan­er 2018 die Mehrheit im Kongress ein, verloren 2020 das Weiße Haus und scheiterte­n jetzt erneut bei den „Midterms“.

Das sind die Fakten. Die Fiktion ist, dass Amerika auf eine Rückkehr Trumps ins Weiße Haus wartet. Der Narzisst erweist seiner Partei einen Bärendiens­t, wenn er an diesem Dienstag tatsächlic­h noch einmal seine Kandidatur erklären sollte. Denn damit würden die Republikan­er auf die nächste Niederlage zusteuern. Amerika hat erkennbar genug vom Zirkus Trumps und seiner Politclown­s. Republikan­er der alten Schule ahnten das längst, wissen aber nicht, wie sie sich davon befreien können. Denn seine ergebenen Anhänger folgen ihm blind. Solange Trump nicht freiwillig zur Seite tritt, gibt es keine Chance auf einen Trumpismus ohne Trump, wie ihn etwa Floridas Gouverneur Ron DeSantis verspricht. Die Demokraten können sich derweil zurücklehn­en und genüsslich verfolgen, wie sich die Republikan­er selbst sabotieren.

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