Trumpismus ohne Trump
Das Debakel der Republikaner bei den USZwischenwahlen hat einen Namen: Donald Trump. Der Ex-Präsident hat die Partei mit seiner radikalen Politik in eine Sackgasse geführt. Der Personenkult um Trump lässt der Partei wenig Raum für Wachstum. Der Wahlausgang ist der jüngste Beleg dafür. Angesichts niedriger Beliebtheitswerte für Präsident Joe Biden und einer Rekordinflation hätten die Republikaner die Mehrheiten im US-Kongress problemlos gewinnen müssen. Mit der Niederlage der von Trump unterstützten Senatskandidaten in Nevada und Arizona steht jetzt fest, dass die Demokraten im Senat die Kontrolle behalten. Und selbst im Repräsentantenhaus ist es nicht sicher, ob es am Ende für eine Mehrheit der Republikaner reichen wird. Langsam, aber sicher dämmert einigen in der Partei die Erkenntnis, dass der bombastische Anführer ein Verlierertyp ist. Unter seiner Führung büßten die Republikaner 2018 die Mehrheit im Kongress ein, verloren 2020 das Weiße Haus und scheiterten jetzt erneut bei den „Midterms“.
Das sind die Fakten. Die Fiktion ist, dass Amerika auf eine Rückkehr Trumps ins Weiße Haus wartet. Der Narzisst erweist seiner Partei einen Bärendienst, wenn er an diesem Dienstag tatsächlich noch einmal seine Kandidatur erklären sollte. Denn damit würden die Republikaner auf die nächste Niederlage zusteuern. Amerika hat erkennbar genug vom Zirkus Trumps und seiner Politclowns. Republikaner der alten Schule ahnten das längst, wissen aber nicht, wie sie sich davon befreien können. Denn seine ergebenen Anhänger folgen ihm blind. Solange Trump nicht freiwillig zur Seite tritt, gibt es keine Chance auf einen Trumpismus ohne Trump, wie ihn etwa Floridas Gouverneur Ron DeSantis verspricht. Die Demokraten können sich derweil zurücklehnen und genüsslich verfolgen, wie sich die Republikaner selbst sabotieren.