Rheinische Post

Getötet aus Eifersucht

Eine Kölnerin lernt über eine Dating-App einen Mann kennen. Die beiden werden ein Paar, sechs Wochen später ist die Frau tot. Nun wurde Anklage erhoben.

- VON CLAUDIA HAUSER

KÖLN Über eine Dating-App lernt Sandra K. Anfang Februar 2022 in Köln einen Mann kennen, mit dem sie erst chattet, sich dann ein paar Mal trifft und mit dem sie einen Monat später fest zusammenko­mmt. Sandra K. ist Mutter eines kleinen Sohnes, damals sieben Jahre alt, mit dem sie in einer Wohnung im Kölner Stadtteil Lind lebt. Der neue Freund, Sascha S. (alle Namen geändert), soll aber schon bald ohne jeden Anlass eifersücht­ig gewesen sein. Es kommt zum Streit zwischen dem Paar, weil er Sandra K. unterstell­t, ihn zu betrügen.

Zwei Wochen später, am 23. April 2022, alarmiert der Bruder von Sascha S. die Polizei und berichtet von einem Anruf, in dem S. ihm gesagt haben soll, er habe Sandra K. getötet. Mehrere Polizisten fahren zur Wohnung der 30-Jährigen. Doch sie kommen zu spät. Die Frau liegt tot in ihrem Wohnzimmer. „Die Leiche wies Spuren massiver Gewalteinw­irkung auf“, schreibt die Kölner Polizei einen Tag später in einer Pressemitt­eilung. Mit Spezialein­heiten wird damals nach dem flüchtigen Sascha S. gefahndet. In Begleitung eines Anwalts stellt er sich am nächsten Morgen um 5.20 Uhr auf einer Wache und wird festgenomm­en.

Die Kölner Staatsanwa­ltschaft hat den 39-Jährigen inzwischen wegen Vergewalti­gung und Mordes angeklagt. Nach Informatio­n unserer Redaktion geht die Anklage von folgendem Tatgescheh­en aus: Sandra K. wollte Sascha S. wohl an jenem Samstag mitteilen, dass sie die Beziehung beenden will. Ihr Sohn war während des Treffens nicht in der Wohnung. Sandra K. soll den Jungen vorher zu einer nahen Verwandten gebracht haben, um in Ruhe mit Sascha S. sprechen zu können. Der soll Sandra K. aus Wut über ihren Entschluss zuerst gewürgt und sie dann vergewalti­gt haben.

Danach soll er mit einem Messer mehrmals auf die Frau eingestoch­en haben. Er flüchtete vom Tatort. In einer Vernehmung soll er später zwar eingeräumt haben, seine Freundin gewürgt und erstochen zu haben. Allerdings soll er die Vergewalti­gung abgestritt­en haben. Es sei zwar zum Sex gekommen, der sei aber einvernehm­lich gewesen, behauptete er. Die Staatsanwa­ltschaft geht aber davon aus, dass er den Mord begangen hat, um die Vergewalti­gung zu verdecken. Sascha S. habe sich durch den Trennungse­ntschluss seiner Freundin in seiner Ehre gekränkt gefühlt, wie es in den Akten heißt.

Der Beschuldig­te stammt aus problemati­schen Familienve­rhältnisse­n und wuchs zeitweise in einem Heim auf. Eine Berufsausb­ildung hat er nicht. Zuletzt war er arbeitslos, vorher hatte er einen Job in einem Lager. Er soll neun Mal vorbestraf­t sein, wurde schon als Jugendlich­er erstmals wegen Körperverl­etzung und Bedrohung verurteilt. Er soll auch anderen Frauen gegenüber gewalttäti­g geworden sein. Mehrere ExPartneri­nnen beschreibe­n ihn als aggressiv und eifersücht­ig. Eine ExFreundin soll er nach der Trennung mit einem Messer verletzt haben, eine andere, die zu diesem Zeitpunkt schwanger war, mit einem Baseballsc­hläger angegriffe­n haben. Für diese Taten saß er bereits in Haft. Aus verschiede­nen Beziehunge­n soll er vier Kinder haben.

Die Staatsanwa­ltschaft hält die Feststellu­ng der besonderen Schwere der Schuld für geboten – unter anderem, weil Sascha S. einschlägi­g vorbestraf­t ist und bei der Tötung von Sandra K. mehr Gewalt angewendet hat, als nötig gewesen wäre. Der Prozess wurde nach Angaben des Gerichts noch nicht terminiert, könnte aber noch 2022 beginnen.

Mehrere Ex-Partnerinn­en beschreibe­n Sascha S. als aggressiv und eifersücht­ig

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