Verbraucherschützer und Linke wollen Dispo deckeln
BERLIN 5,5 Millionen Deutsche und damit acht Prozent der über 18-Jährigen haben im Oktober nach einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Kreditvermittlers Smava ihr Konto überzogen. Das kann teuer werden – nicht nur weil Dispozinsen traditionell besonders hoch sind, sondern auch weil die Zinsen für Dispo- und Überziehungskredite wieder steigen und vielerorts höher als zehn Prozent liegen. Forderungen, sie zu deckeln, gibt es seit
Jahren. Jetzt gewinnt die Debatte neuen Schwung.
Andrea Heyer von der Verbraucherzentrale Sachsen fordert beispielsweise, dass ein gesetzlicher Dispo-Zinsdeckel wieder auf die Agenda müsse. Auch Dietmar Bartsch, Fraktionsvorsitzender der Linken, will eine gesetzliche Regelung. „Es ist inakzeptabel, dass Banken sich mit absurd hohen Dispozinsen immer noch eine goldene Nase verdienen dürfen. Gerade in der Krise sind es diejenigen, die nicht auf Rosen gebettet sind, die ihren Dispo in Anspruch nehmen müssen. Denen darf nicht noch zusätzlich in die Tasche gegriffen werden. Zinsen, die bei rund zehn Prozent liegen, gehören gesetzlich verboten“, sagte Bartsch.
Die verbraucherschutzpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Anja Weisgerber, sagte, immer höhere Dispozinsen passten angesichts der stark steigenden Energiepreise nicht ins Bild. Aber: „Ein gesetzlicher Deckel für Dispozinsen hilft den Verbraucherinnen und Verbrauchern kurzfristig nicht weiter. Vielmehr sollte die Transparenz bei den Überziehungskosten gestärkt und die Aufklärung verbessert werden“, sagte Weisgerber.
Auch die Deutsche Kreditwirtschaft, die Interessensvertretung der deutschen Kreditinstitute, lehnt einen Dispodeckel ab. „Noch immer ist der deutsche Bankenmarkt einer der wettbewerbsintensivsten in Europa. Davon profitieren gerade die Verbraucher. Dank eines großen Angebotes haben es Bankkunden selbst in der Hand, wo und zu welchen Konditionen sie einen Dispokredit nutzen wollen“, sagte eine Sprecherin des Bundesverbands deutscher Banken, der in diesem Jahr für die Deutsche Kreditwirtschaft spricht.
Bartsch erklärte dagegen: „Wettbewerb zwischen den Banken muss möglich sein, aber nicht auf Kosten derer mit der schmalsten Geldbörse. Ich erwarte vom Bundesfinanzminister entschlossenes Handeln gegen die soziale Kälte der Banken.“
„Banken dürfen sich immer noch eine goldene Nase verdienen“Dietmar Bartsch Linken-Fraktionschef