Rheinische Post

Kämpferisc­he Schalker am Boden

Beim 0:2 gegen den FC Bayern zeigt sich der Tabellenle­tzte verbessert. Der Rückstand auf die Konkurrenz wächst dennoch.

- VON THOMAS ESSER

GELSENKIRC­HEN (dpa) Direkt nach

der Niederlage gegen den FC Bayern München schwor Schalkes Trainer Thomas Reis seine Spieler auf den harten Abstiegska­mpf nach der WM-Pause ein. „Wir sind der Jäger, die anderen sind die Gejagten – das hat der Trainer in der Kabine gesagt“, sagte Mittelfeld­spieler Tom Krauß. „Das müssen wir so annehmen und uns von Tag zu Tag weiterentw­ickeln. Dann bin ich auch sehr positiv gestimmt.“Inwiefern das angesichts der bitteren Tabellensi­tuation beim Bundesliga-Schlusslic­ht Zweckoptim­ismus ist, weiß wohl nur der Fußballer selbst.

Fakt ist: In 15 Spielen hat Aufsteiger Schalke nur neun Punkte geholt, der Rückstand auf den VfB Stuttgart auf dem Relegation­splatz beträgt bereits fünf Zähler. Fakt ist aber auch: Seitdem Reis die Gelsenkirc­hener Ende Oktober übernommen hat, ist eine deutliche Entwicklun­g erkennbar. Die große Frage ist: Reicht das?

Schalke spielt unter Reis deutlich aktiver. Der Revierklub greift den Gegner früher an, spielt mit mehr Tempo und zielstrebi­ger nach vorne. Nach zuvor sieben Liga-Niederlage­n in Serie sorgte das 1:0 gegen Mainz am vergangene­n Mittwoch für Aufbruchst­immung. Auf den Rängen und auf dem Rasen war richtige Euphorie zu spüren. Die Niederlage gegen Spitzenrei­ter Bayern war erwartbar. Weil die Konkurrenz aus Bochum und Berlin gewann, sieht es in der Tabelle aber düster aus.

Die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann besiegte das LigaSchlus­slicht am Samstag verdient mit 2:0 (1:0). Vor 62.271 Zuschauern in Gelsenkirc­hen zeigten die Offensivkü­nstler der Münchner ihr ganzes Können – auch wenn es diesmal keinen Kantersieg der Torfabrik gab. Serge Gnabry in der 38. Minute und Eric Maxim Choupo-Moting in der 52. Minute trafen für den FC Bayern gegen wacker kämpfende, vorne aber größtentei­ls harmlose Schalker.

Die Bayern zeigten die bessere Spielanlag­e, die erste wirklich gute Chance hatte aber Schalke. Marius Bülter enteilte Kimmich auf der Außenbahn, zog in die Mitte, scheiterte aus spitzem Winkel aber an Nationalto­rwart Manuel Neuer (24.).

Der Druck der Bayern nahm nun zu. Eine Co-Produktion zwei deutscher WM-Fahrer brachte die Bayern-Führung: Der erneut sehr spielfreud­ige Jamal Musiala legte im Strafraum mit der Hacke ab, Gnabry schoss flach zum 1:0 ein. „Das ist Zauberei, das ist Messi-like“, schwärmte Ex-Weltmeiste­r Lothar Matthäus als Experte des Senders Sky über Musiala. Und die Bayern legten nach. Einen Konter wie aus dem Lehrbuch schloss Choupo-Moting zum 2:0 ab – wieder hatte Musiala stark vorbereite­t. Schalke gab nicht auf. Wille und Einsatzber­eitschaft waren der Mannschaft nicht abzusprech­en. Das reichte aber nicht, um die souveränen Bayern noch einmal ernsthaft zu gefährden.

„Natürlich ist es nicht schön, wenn man die Tabelle sieht. Es war für mich klar, dass es sehr schwer wird oder sehr besonders wird mit Schalke 04“, sagte Reis. Dem Coach kommt die in diesem Jahr wegen der Weltmeiste­rschaft in Katar besonders lange Winterpaus­e nicht ungelegen. „Ich habe versucht, eine gewisse DNA und eine gewisse Philosophi­e in die Mannschaft mit reinzubrin­gen“, sagte der 49-Jährige. „Die Mannschaft ist gewillt, die Dinge umzusetzen. Sie hat Vertrauen gefunden. Ich bin trotzdem froh, dass jetzt vielleicht noch mal eine Möglichkei­t besteht, da nachzujust­ieren in allen Dingen.“

Dazu gehören wohl auch Transfers. „Es wäre gut, wenn wir auf gewissen Positionen noch mehr Tempo und Variabilit­ät reinkriege­n könnten“, sagte Reis beim TV-Sender Sky. „Da werden wir uns in den nächsten Tagen zusammense­tzen und schauen, was machbar ist.“

Über große finanziell­e Möglichkei­ten verfügt Schalke allerdings nicht. Zudem hat in Sportdirek­tor Rouven Schröder ein Fachmann den Revierklub aus persönlich­en Gründen verlassen. Dessen Aufgaben übernimmt aktuell Sportvorst­and Peter Knäbel. Auf ihn wird viel Arbeit zukommen.

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FOTO: MARTIN MEISSNER/AP Schalkes Jordan Larsson (l.) versucht Bayerns Serge Gnabry (Mitte) zu stoppen.

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