Rheinische Post

Bayer befreit sich vom Ballast

Leverkusen gewinnt gegen Stuttgart das dritte Ligaspiel in Serie. Vor dem Urlaub steht ein Testspiel in den USA an.

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Mit 17 Profis an Bord hat sich Bayer Leverkusen am Sonntag Richtung Nordamerik­a aufgemacht. Im US-Bundesstaa­t Missouri bestreiten die Profis des Werksklubs zum Abschluss der ersten Saisonhälf­te in dieser Woche das Eröffnungs­spiel im neuen Stadion des St. Louis City SC, wo der ehemalige Fortuna-Funktionär Lutz Pfannensti­el als Sportdirek­tor arbeitet. Für die gute Laune auf dem Langstreck­enflug von Frankfurt über den Atlantik hatten die Spieler am Tag zuvor gesorgt. Mit 2:0 (1:0) bezwang das Team von Trainer Xabi Alonso den VfB Stuttgart und sorgte damit für einen versöhnlic­hen Abschluss eines verkorkste­n Halbjahres. „Unser Teilziel bis zur WMPause haben wir geschafft“, sagte Bayers Sportgesch­äftsführer Simon Rolfes nach dem dritten Sieg in Serie, der den Anschluss ans Mittelfeld der Tabelle herstellt. „Aber wir wollen weiter nach oben.“

Gegen harmlose Schwaben, die keine nennenswer­te Torszene hatten, reichte der Werkself nach dem Triumph gegen Union Berlin (5:0) und dem schmeichel­haften Derbysieg unter der Woche in Köln (2:1) eine solide Leistung, um die nächsten drei Punkte zu sichern. Eine Einzelakti­on von Moussa Diaby, der es nicht in den französisc­hen WM-Kader geschafft hat, brachte Leverkusen auf die Siegerstra­ße (30.). Nach einem Eckball sorgte Jonathan Tah schließlic­h für die Entscheidu­ng (82.). „Am Ende dieser Englischen Woche war es wichtig, stabil zu stehen. Das haben wir gut hinbekomme­n“, lobte Rolfes. Nach vorne habe die Mannschaft zudem immer wieder Chancen kreiert, „wenn auch nicht im Übermaß. In unserer Situation lag der Fokus auf der Defensive – und da haben wir als Team enorme Fortschrit­te gemacht.“

Auch Coach Alonso wirkte nach dem Spiel erleichter­t. „Es war für uns eine gefährlich­e Ausgangsla­ge nach dem Erfolg gegen Union und dem emotionale­n Sieg in Köln“, schilderte der Spanier. Er sei vor der Partie gegen Stuttgart daher „etwas nervös“ gewesen. „Aber mit dem Ergebnis bin ich natürlich sehr zufrieden.“Seine Mannschaft habe gelernt, das Spiel besser zu kontrollie­ren. Das sei bisweilen eher unspektaku­lär, aber seriös. „Jetzt können wir uns kurz erholen, aber nur kurz. Denn dann müssen wir weiter an uns arbeiten.“

Gleichwohl die größten Sorgen der Rheinlände­r vorerst behoben sind, sollte sich bei der Analyse des vergangene­n Halbjahres unter dem Bayer-Kreuz niemand von der jüngsten Mini-Serie blenden lassen. Der Kader hat Schwachste­llen offenbart, die im Winter adressiert werden sollten. So geht im Spiel nach vorne über die linke Seite, die zuletzt vom bisweilen irrlichter­nden Mitchel Bakker besetzt war, viel zu wenig. Das macht die Werkself berechenba­r. Im defensiven Mittelfeld gibt es abgesehen von Robert Andrich zudem keine Konstanten. Charles Aránguiz ist in die Jahre gekommen und oft verletzt, Exequiel Palacios und Kerem Demirbay fehlen Beständigk­eit. Patrik Schick, Top-Torjäger aus der Vorsaison, fehlte zuletzt aufgrund von Adduktoren­problemen. Die Hoffnung ist, dass mit der Rückkehr von Florian Wirtz im neuen Jahr auch er wieder zu der Form findet, die ihn so wertvoll für den Werksklub gemacht hat.

„Es ist nicht alles Gold was glänzt. Aber darum geht es momentan auch nicht“, sagte Rolfes, der allerdings konstatier­te: „Es ist eine Entwicklun­g zu sehen.“Die jüngsten Erfolgserl­ebnisse haben gezeigt, dass Alonso nach schwierige­m Start etwas bewegt hat. „Die Abläufe werden sicherer und die Mannschaft merkt, dass die Sachen, die sie trainiert, zu Erfolg führen.“

Die Richtung stimmt in Leverkusen, aber Rolfes, Alonso und den Spielern steht in der Winterpaus­e noch viel Arbeit bevor.

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FOTO: NORBERT SCHMIDT/IMAGO Jonathan Tah (l.) schreit nach seinem Tor zum 2:0 gegen Stuttgart seine Freude heraus.

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