Rheinische Post

Buccaneers gewinnen NFL-Premiere

Tom Brady und sein Team gehen bei einer fulminante­n Football-Party in München als Sieger gegen die Seattle Seahawks vom Feld. Doch das erste Spiel der amerikanis­chen Liga in Deutschlan­d ist nicht nur für Tampa Bay ein Erfolg.

- VON STEFAN JANSSEN

MÜNCHEN Schon vier Stunden vor Spielbegin­n war Münchens UBahn-Linie 6 überfüllt. Teilweise mussten Leute an den Bahnsteige­n zurückgela­ssen werden, weil sie einfach nicht mehr hinein passten. Unzählige Football-Fans strömten zeitig Richtung Fröttmanin­g und Allianz-Arena. Dort war rund um das Stadion einiges geboten: Neben zahlreiche­n Verpflegun­gsständen konnten die Fans, wie zuvor schon am Odeonsplat­z, Fotos mit den Helmen aller 32 Teams (und einer FCBayern-Edition) machen oder selbst ein wenig das Footballsp­ielen ausprobier­en, indem sie per Wurf mit dem Football bestimmte Ziele treffen mussten oder ein Field Goal kicken konnten.

Gegen 13 Uhr öffneten dann die Tore des Stadions und gut zwei Stunden später waren nahezu alle auf ihren Plätzen, um Rapper Cro, der ein Medley aus seinen besten Hits präsentier­te, bei seiner Show zuzusehen. Nach den Nationalhy­mnen, die von Sergeant Melody Slater (USA) und der Sängerin Sophia (Deutschlan­d) vorgetrage­n wurden, und dem Münzwurf durch den bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU) begann dann schließlic­h das Spiel pünktlich um 15.30 Uhr.

Dort bekamen die Fans im ersten Viertel noch nicht viel Aufregende­s geboten, an dessen Ende stand es nämlich noch 0:0. Danach aber konnten die Buccaneers um Superstar-Quarterbac­k Tom Brady erstmals punkten: Brady warf einen Touchdown-Pass zu Julio Jones, der aus 31 Yards fast ungehinder­t in die Endzone laufen konnte. Wenig später legten die „Gastgeber“nach, als Leonard Fournette aus einem Yard mit dem Ball in der Hand in die Endzone lief. Es sollten die einzigen Punkte der ersten Hälfte bleiben, mit 14:0 ging es in die Pause.

Seattles Auftritt gerade offensiv war bis dato sehr enttäusche­nd, doch offenbar fand man in der Kabine die richtigen Worte. Direkt nach Beginn der zweiten Hälfte erreichten die Seahawks beinahe genauso viele Yards mit einem Ballbesitz wie zuvor in zwei Vierteln. Am Ende verwandelt­e Jason Myers ein Field Goal aus 55 Yards zum 3:14. Direkt danach schickte sich Tampa Bay an, seinerseit­s zu Punkten und wieder davonzuzie­hen, doch kurz vor der Seahawks-Endzone ging ein TrickSpiel­zug komplett schief. Running Back Fournette warf einen Pass anstelle

von Brady und zwar auf Brady. Der 45-Jährige rutschte jedoch aus und Tariq Woolen nutzte die Gelegenhei­t, um den Ball abzufangen.

Die Freude war aber von kurzer Dauer: Zwar rückte Geno Smith mit seinen Mannen im Anschluss bis tief in die gegnerisch­e Hälfte vor, dort ließ der Quarterbac­k den Ball jedoch fallen und die Buccaneers eroberten ihn zurück. Im Gegenzug marschiert­en sie ihrerseits das Feld hinunter und Brady nahm jeden Pass selbst. Der letzte war auf Chris Godwin aus drei Yards in die Endzone – 21:3 zu Beginn des Schlussvie­rtels.

Dann aber lief Seattles Angriff endlich rund und Smith konnte aus 21 Yards einen Touchdown-Pass auf Tyler Lockett werfen. Die Two-PointConve­rsion schlug fehl, doch zumindest stand es nur noch 9:21.

Dass es nochmal richtig eng würde, war da trotzdem noch nicht abzusehen, doch die NFL ist eben die NFL. Brady übersah im folgenden Ballbesitz nämlich Seahawks-Linebacker Cody Barton und der fing einen Pass ab. Seattle war also wieder am Zug und punktete erneut, weil Marquise Goodwin einen Pass von Smith aus 19 Yards großartig fangen

konnte. Mit knapp vier Minuten auf der Uhr stand es so nur noch 16:21. Danach aber leisteten sich die Buccaneers keinen Fehler mehr: Brady und seine Offensive holten genug Raumgewinn, um die Uhr auslaufen zu lassen und holten sich den Sieg in München. „Es war eine großartige Atmosphäre, es fühlte sich elektrisie­rend an. Ich hoffe, die deutschen Fans haben bekommen, was sie wollten“, schwärmte Brady.

Ein Faktor beim Auslaufen der Uhr war auch das Laufspiel der Buccaneers, das bislang in dieser Saison noch nicht gut funktionie­rt hatte. „Es fühlte sich gut an, den Ball zu laufen und sie ein wenig aus der Balance zu bringen“, sagte Tampa Bays Cheftraine­r Todd Bowles. Nicht ganz glücklich war er damit, dass seine Mannschaft die Partie noch mal eng werden ließ. „Wir müssen über die gesamte Dauer im Spiel bleiben“, sagte er. Zudem fand er lobende Worte für das deutsche Publikum in der Allianz-Arena, das „elektrisie­rend“gewesen sei. Auch Wide Receiver Julio Jones war angetan: „Es war großartig. Es sind einfach Leute, die den Sport lieben.“

 ?? FOTO: CHRISTIAN KOLBERT/IMAGO ?? Julio Jones von den Tampa Bay Buccaneers machte den ersten Touchdown in einem NFL-Spiel auf deutschem Boden.
FOTO: CHRISTIAN KOLBERT/IMAGO Julio Jones von den Tampa Bay Buccaneers machte den ersten Touchdown in einem NFL-Spiel auf deutschem Boden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany