Rheinische Post

Das Kultur-Zimmer hat eine neue Heimat

Mit dem Umzug von Flingern nach Alt Heerdt, will das Kultur-Zimmer nicht nur im Stadtteil kreative Impulse setzen. Am Wochenende feierte der Verein mit einer Vernissage seinen Neubeginn in den größeren Räumen.

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER

HEERDT Der Blick aus den Fenstern geht hinaus auf den Rhein. Dort ziehen langsam die Lastkähne vorbei. Für Ralph Schippan und Kai Hackemann waren sie der Impuls, die erste Ausstellun­g am neuen Standort ihres Kultur-Zimmers „Stapellauf“zu nennen. Fünf Jahre lang war die Hoffeldstr­aße 27 in Flingern ein Zentrum für Kreative und Kunstbegei­sterte mit Konzerten, Lesungen und Werkschaue­n. Klein, aber fein und überaus beliebt. Dann kam die Pandemie und stellte die Kulturfreu­nde vor ungeahnte Herausford­erungen.

„Wir standen kurz davor, aufzugeben“, erinnert sich Ralph Schippan. Der Raum war mit seinen knapp 25 Quadratmet­ern zu klein geworden. Das, was ihn vorher auszeichne­te, das gemütliche Zusammenrü­cken wie im eigenen Wohnzimmer mit rund 30 Besuchern, wurde plötzlich zum Problem. Die Corona-Auflagen machten es unmöglich, weiterhin das gewohnte Programm fortzuführ­en. „Wir konnten nichts mehr veranstalt­en und gleichzeit­ig liefen die Kosten weiter. Da mussten wir einfach die Notbremse ziehen“, fasst Kai Hackemann zusammen.

Die Entscheidu­ng fiel den beiden nicht leicht, und so ganz wollten sie sich nicht von ihrer Idee, Kunst und Kultur zu fördern, verabschie­den. Schließlic­h brauche der Mensch etwas, das ihn auf andere Gedanken bringt und wo er sich mit Gleichgesi­nnten austausche­n kann. Da kam unerwartet das Angebot, Räume in Alt Heerdt 112 zu beziehen. „Wir teilen uns die neue Adresse mit Julitta Rössler. Sie bietet hier ihre Coachings an und wir können unser kreatives Angebot weiterführ­en“,

sagt Schippan. Die Miete wird geteilt. Bei Energiekri­se und Inflation für beide Seiten ein Gewinn. Schließlic­h sei die Grundidee des Vereins, das Wir in den Vordergrun­d zu rücken. So hoffen die Freunde, dass Alt Heerdt 112 zum neuen Treffpunkt für Kulturinte­ressierte, Künstler und Nachbarsch­aft wird.

Auf die Frage, ob es nicht schwer wird, vom quirligen Flingern ins eher ruhige Heerdt Besucher zu ziehen, winkt Kai Hackemann gelassen ab: „Wir haben Anfragen und Gäste aus Paderborn, Schweden und sogar Australien.“In Flingern, fügt er noch hinzu, hätten sie tatsächlic­h gar nicht so viel Feedback aus der direkten Nachbarsch­aft bekommen. Das zeige, „der Standort ist gar nicht so wichtig, wenn das Angebot und die Einstellun­g stimmen“.

Das Kultur-Zimmer hat sich nicht nur auf einen weiteren Raum und mit rund 58 Quadratmet­ern um etwa die doppelte Fläche vergrößert, es strahlt auch eine Wärme und Gemütlichk­eit nach außen, die – so wünschen es sich die Initiatore­n – die Neugier weckt und die Hemmschwel­le

senkt, einzutrete­n. Die Besucher können an einem Holztisch bei einem Glas Wein miteinande­r ins Gespräch kommen oder es sich auf einem Sofa gemütlich machen.

Die aktuelle Ausstellun­g mit Werken von Jürgen Krause, Hans-Christian Rüngeler und Kai Hackemann widmet sich dem Oberthema Landschaft­en. „Wir haben darauf geachtet, dass sich die Werke visuell und in der Umsetzung voneinande­r absetzen“, erklärt Hackemann, der selbst mit Acrylfarbe­n arbeitet. Sein Kollege Rüngeler bevorzugt Öl-Malerei und lässt sich für seine Motive von seiner Wahlheimat Eifel inspiriere­n. Krause fertigt seine Bilder mit Lack an. Impuls für die gezeigten Werke war ein Flug über Volmerswer­th mit seinen Äckern und Feldern am Rheinufer.

Dem Verein gehe es nicht darum, Geld mit den Ausstellun­gen oder den Kulturvera­nstaltunge­n zu verdienen. Im Gegenteil: „Die Konzerte und Lesungen sind weiterhin kostenlos. Wenn wir uns auch über eine kleine Spende für die Künstler freuen“, versichert Hackemann.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Mit einer Vernissage zum Thema Stappellau­f wurde das neue Kultur-Zimmer eingeweiht.

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