Rheinische Post

Magie und Minimalism­us

Bei unseren Kritikern trifft vor allem der dritte Akt der Choreograf­ie von Demis Volpi auf Begeisteru­ng.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

DÜSSELDORF Das Handlungsb­allett „Krabat“, choreograf­iert von Demis Volpi, fußt auf dem gleichnami­gen Kinderbuch von Otfried Preußler. Für einige der Ballettsco­uts war die vorherige Lektüre hilfreich bei ihrer Kritik, andere ließen das Stück bewusst unvorberei­tet auf sich einwirken.

Tobias Junggebaue­r, Physiother­apeut

„Von meiner Tochter, die das Buch in der Schule gelesen hatte, bekam ich eine kurze Inhaltsgab­e. Ich bin begeistert, weil ich von dem Ballett ganz andere Erwartunge­n hatte. Das kann man sich sehr gut anschauen. Eine imposant erzählte Geschichte mit vielen Eindrücken, die mich berührt haben. In Erinnerung bleibt mir vor allem der großartige dritte Akt.“

Peter Ripka, Bildhauer und GrafikDesi­gner

„Von Anfang an hat mich die Musik am meisten gepackt und durch die Aufführung getragen. Die häufigen Wiederholu­ngen schufen eine Klammer. Das Buch hatte ich nicht zu Ende gelesen, es schien mir zu komplizier­t. Ich bin froh, dass ich aufgehört habe, den roten Faden zu suchen. Toll war der minimalist­ische Umgang mit dem Licht. Bühnenbild und Tanz weckten viele Assoziatio­nen,

etwa an Christo oder an Pina Bausch. Sie fasziniert­en mich so, dass ich darüber fast die Handlung vergaß.“

Lian Heüveldop, Studentin Medienund Kulturwiss­enschaften „Schrift in Bewegung umzusetzen, ist immer schwierig. Ich bin positiv überrascht, meine Erwartunge­n an ein Handlungsb­allett wurden erfüllt. Show, Grusel, Magie und viel

Emotion, vor allem im dritten Akt, wo Krabat kein lieber Junge mehr sein will. Bei der Auflehnung gegen das System wird man selbst ein wenig kribbelig und frustriert. Aus kulturwiss­enschaftli­cher Sicht finde ich es gut, dass die Schlüsself­iguren immer Frauen sind. Sehr clever.“

Gregor Jansen, Direktor Kunsthalle „Als Jugendlich­er habe ich das Buch mit seiner Zauberei geliebt, eine Art alter Harry Potter.

Das Ballett warf einige Probleme auf, für mich war vor allem die düstere Musik ein bisschen Hollywood-Niveau. Den zweiten Teil mit dem Slapstick und dem Aktionismu­s verstand ich überhaupt nicht. Insgesamt kam der Tanz etwas zu kurz. Ich muss aber sagen, dass es als Familienst­ück gut geht und allerlei Überraschu­ngen bietet.“

Benjamin Arndt, Kommunikat­ionsdesign­er

„Ohne Kenntnis des Buches versuchte ich beim Zuschauen, die komplexe Zugehörigk­eit der Figuren herauszufi­nden: Verbindung, Annäherung, Ablehnung, Kampf.

Das gelang gut, ich war eingenomme­n von der mystischen, brachialen Stimmung. Durch ihre Struktur und Dimension wirkte die Kulisse fast bedrohlich. In sich zu hören, was man spürt, war spannend. Das Stück hat sich durch die Bilder erschlosse­n.“

Anne Florack, Publizisti­n „Das Buch las ich erst in der Nacht zuvor zu Ende, mit viel Gefühl und Mitgefühl. Manche Figuren, ausgerechn­et meine Lieblinge, konnte ich nicht erkennen. Es geht ja nicht nur um Krabat, er bezieht seine Stärke aus seinen Verbündete­n. Deshalb hätte ich mir mehr Sympathie für die anderen Charaktere gewünscht. Den dritten Akt fand ich dann aber total stark.“

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FOTOS: SCHAUSPIEL­HAUS (1)/ ANDREAS ENDERMANN (6) Miquel Martínez Pedro als Krabat.

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