Auch der November ist bislang zu warm
Nach frühlingshaften Tagen fallen die Werte zwar, ein starker Temperatursturz wird aber nicht erwartet.
DÜSSELDORF Im T-Shirt spazierten am vergangenen Wochenende viele Menschen am Rhein entlang – mit örtlich bis zu 20 Grad und Sonne satt fühlte sich das Wetter eher nach Mai als nach November an. Nach dem wärmsten Oktober seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 sah es dadurch bis Sonntag so aus, als könnte auch der ansonsten eher nasskalte November von den Temperaturen her auf Rekordkurs gehen.
In dieser Woche wird es jedoch deutlich wechselhafter, die Werte fallen in NRW im Flachland laut Deutschem Wetterdienst auf Werte von zehn bis 14 Grad, in den Hochlagen bleibt es verbreitet bei sechs bis zehn Grad, dazu regnet es vielerorts. Bis zum Ende des Monats scheint sich laut der Langfristmodelle an diesem Trend nicht viel zu verändern. Damit würde der November 2022 zwar nicht als der wärmste, aber als einer der wärmsten November-Monate in die meteorologischen Annalen eingehen.
Besonders überraschend ist das allerdings nicht. Schon in den vergangenen zehn Jahren lag die Durchschnittstemperatur im November fast immer über dem langjährigen Mittelwert des Vergleichszeitraums von 1961 bis 1990 von vier Grad. So war etwa der November 2021 nur 0,7 Grad zu warm, im Jahr zuvor betrug die Abweichung aber plus zwei Grad, 2015 sogar plus 3,5 Grad. In diesem Jahr könnte die Durchschnittstemperatur laut der Modelle um plus zwei bis plus 3,5 Grad abweichen. Der Trend zu deutlich zu hohen Werten soll demnach auch in den Wintermonaten Dezember bis Februar anhalten. Die werden vom europäischen ECMWF-Modell und dem amerikanischen NOAA-Modell weiterhin als wahrscheinlich zu warm eingeschätzt. Dabei bewegen sich die Unterschiede zum Mittelwert zwischen plus 1,5 und plus 2,5 Grad. Insgesamt
steuert das Jahr 2022 darauf zu, das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu werden.
Auch das zeichnet sich bereits seit Langem ab. Deutlich zu warm waren laut dem Portal Wetterprognosewettervorhersage.de schon Januar (plus 3,3 Grad) und Februar (plus 4,1 Grad), der Juni lag mit plus 2,96 Grad über dem langjährigen Mittelwert, der August um plus 3,7 und der Oktober um plus 3,53 Grad. Derzeit liegt die Durchschnittstemperatur des Jahres 2022 bei etwa 11,8 Grad und damit rund plus 2,4 Grad zu hoch. Inwieweit dieser Wert nach unten korrigiert werden muss, hängt von der Entwicklung ab. Da sich für den November schon zu hohe Werte abzeichnen und ein Temperatursturz im Dezember unwahrscheinlich sei, könnte 2022 die schon deutlich zu warmen Vorjahre noch übertreffen. 2018 betrug die Abweichung plus 2,21 Grad, 2020 2,18 Grad, 2014 2,10 Grad, 2019 2,03 Grad. Allein diese Zahlen belegen einen klaren Trend zur Klimaerwärmung.
Generell sind im November aber in der Vergangenheit immer schon Extremwerte als Ausreißer aufgetreten. So war es im bayerischen Rosenheim im November 1997 fast 26 Grad warm, während die Meteorologen Ende November 2017 minus 26 Grad auf der Zugspitze verzeichneten. Auch in Bezug auf Schnee kann der Monat ungemütlich werden. So gab es 2015 mancherorts Schneefälle bis ins Flachland: Am 25. und 26. November fielen im Münsterland so große Mengen, dass Strommasten brachen und das Land unter einer bis zu 50 Zentimeter hohen Schneedecke lag. Noch mehr Schnee lag nur am 13. November 1952 auf der Zugspitze, dort wurde eine Schneehöhe von 4,60 Metern gemessen. Auch Stürme sind im Herbst nicht selten. Im November 2015 brachte Orkantief „Nils“auf Sylt heftige Sturmböen mit Spitzengeschwindigkeiten von 133 Kilometer pro Stunde.