Rheinische Post

Debatte um Twitternut­zung bei der Polizei

- VON SINA ZEHRFELD

DÜSSELDORF Die Polizei in NRW nutzt Twitter. Über den Kurznachri­chtendiens­t informiere­n Dienststel­len über aktuelle Einsätze oder Gefahrenla­gen. Das könnte zum Problem werden, fürchtet die SPD im Düsseldorf­er Landtag. Nämlich dann, wenn beliebige Nutzer sich künftig als offizielle Polizeidie­nststellen ausgeben „und damit die öffentlich­e Krisen- und Lagekommun­ikation der Polizei erheblich beeinträch­tigen könnten“. Personen könnten sich „in die Kommunikat­ion einschalte­n und die Öffentlich­keit gezielt desinformi­eren und manipulier­en“, schreibt die SPD in einer Anfrage an die Landesregi­erung, die unserer Redaktion vorliegt.

Ein Szenario, das auch in Polizeikre­isen diskutiert wird. „Twitter hat für uns einen besonderen Stellenwer­t, weil wir darüber sehr schnell sehr viele Menschen erreichen können“, sagt der Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft der Polizei, Michael Mertens. Bislang könne man dadurch sogar Fehlinform­ationen korrigiere­n. Könnte man diesen Kanal künftig nicht mehr nutzen, so wäre das ein Verlust. Sollten tatsächlic­h eines Tages über gefälschte Polizei-Profile Unwahrheit­en verbreitet werden, dann, so Mertens, sei der Ausstieg aus Twitter „alternativ­los“.

Hintergrun­d der Debatte ist die Unsicherhe­it darüber, wie in Zukunft die Echtheit von Twitter-Accounts sicher erkennbar sein soll. In den USA gab es zuletzt Wirbel um eine große Zahl gefälschte­r Accounts, mit denen Nutzer sich als Institutio­nen, Unternehme­n oder Prominente ausgaben. Bisher verifizier­te ein kleiner blauer Haken einen Account als „echt“. Nun gibt es das Häkchen gegen Geld – der neue Twitter-Eigentümer Elon Musk hat ein Abomodell eingeführt. Ein graues Häkchen wurde als neues Verifizier­ungssymbol eingeführt, dann zeitweise wieder abgesetzt. „Wenn sich Spaßvögel oder Kriminelle für acht Dollar im Monat bei Twitter als Polizei ausgeben können, ist Chaos programmie­rt“, so der SPD-Abgeordnet­e Christian Obrok. Die SPD fragt, ob das Land künftig für die Twitter-Accounts von Polizeidie­nststellen bezahlen will und ob es Alternativ­en gibt.

„Das NRW-Innenminis­terium beobachtet die weitere Entwicklun­g genau und wird bei Bedarf entspreche­nd reagieren“, teilte die Landesregi­erung mit. Die NRWPolizei stehe in Kontakt mit Twitter Deutschlan­d. Eine sichere Informatio­nsquelle seien grundsätzl­ich die Internetse­iten der Polizei, und sie bediene außerdem ihre Kanäle auf Facebook und Instagram.

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