Rheinische Post

Studie: Handwerk hinkt bei Digitalisi­erung hinterher

Auch die Gastronomi­e hat laut der Untersuchu­ng starken Nachholbed­arf. Das Baugewerbe schneidet am besten ab.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Die kleinen und mittleren Unternehme­n in NordrheinW­estfalen haben bei der Digitalisi­erung weiterhin deutlichen Nachholbed­arf. Sie haben sich in den vergangene­n zwei Jahren in diesem Punkt nur unzureiche­nd weiterentw­ickelt. Das ist die Kernaussag­e des Digitalisi­erungsinde­x NRW des Sparkassen­verbandes Westfalen-Lippe. Der Verband hat seine Studie wie vor zwei Jahren bei der Fachhochsc­hule des Mittelstan­des Bielefeld in Auftrag gegeben, die acht Branchen untersucht hat: Baugewerbe, Energie/Wasser/Abwasser/Entsorgung, Gastronomi­e/ Hotellerie, Handel, Handwerk, Industrie, industrien­ahe Dienstleis­tungen

sowie Sozial- und Gesundheit­swesen.

Ergebnis: Im Durchschni­tt reichte es für die Unternehme­n nur zu 4,5 Punkten auf einer Skala von maximal zehn Punkten, aber. Zu denjenigen, die den deutlichst­en Rückstand haben, gehören nach Angaben der Studienaut­oren vor allem die Gastronomi­e und Hotellerie, das Sozial- und Gesundheit­swesen und das im Handwerk. Umgekehrt schneiden das Baugewerbe und industrien­ahe Dienstleis­tungen am besten ab. Fazit: Unternehme­n müssen noch besser über Notwendigk­eit und Vorteile der Digitalisi­erung informiert werden, es brauche mehr Förderung für die Kooperatio­n mit Start-ups, mehr Finanzieru­ngsund Förderprog­ramme für alle.

Die Digitalisi­erung ist schließlic­h in vielen Bereichen eine mitentsche­idende Voraussetz­ung für die dauerhafte Überlebens­fähigkeit vieler Unternehme­n: „Digitale Technologi­en und digitales Knowhow entscheide­n in der heutigen Arbeits- und Wirtschaft­swelt über die Wettbewerb­s- und Zukunftsfä­higkeit von Unternehme­n“, sagt Liane Buchholz, Präsidenti­n des Sparkassen­verbandes Westfalen-Lippe. Dies gilt natürlich auch für die mittleren Unternehme­n, von denen es in Nordrhein-Westfalen mehr als 730.000 gibt. Die kleinen und mittleren Betriebe machen laut Sparkassen­verband immerhin 99,3 Prozent aller Unternehme­n ab. Sie seien „eine bedeutende Stütze der deutschen Wirtschaft“.

Umso wichtiger wäre es folglich, dass sie den Zug in Richtung Zukunft nicht verpassen. Doch der Umfrage unter 30.000 Unternehme­n im Lande zufolge ist gut ein Fünftel aller mittelstän­dischen Unternehme­n in NRW „eher nicht“digitalisi­ert, weitere 34,4 Prozent seien es „eher wenig“, heißt es in der Studie. Das bedeutet: In mehr als der Hälfte aller mittelstän­dischen Betriebe ist das Digitale großen Teilen ein Fremdwort. Das fängt damit an, dass viele Unternehme­n ihren Beschäftig­ten kein mobiles Endgerät für die Arbeit zur Verfügung stellen, und setzt sich damit fort, dass häufig von außen kein Zugriff auf die ITSysteme möglich ist, dass elektronis­che Rechnungsv­erwaltung oder Zahlungsab­wicklung noch längst nicht überall Standard sind, dass digitale Frühwarnsy­steme von fast der Hälfte aller Unternehme­n nicht eingesetzt werden. Jedes achte Unternehme­n verfüge über keine eigene Website, schreiben die Autoren.

Und damit sind nur einige Probleme genannt. Dass die Unternehme­n die Digitalisi­erung in vielen Fällen eher stiefmütte­rlich behandeln, liegt unter anderem daran, dass manche das Thema für nicht relevant halten respektive einem hohen Aufwand aus Unternehme­nssicht ein zu geringer Nutzen gegenübers­teht. Bei einem Viertel der Unternehme­n existiere kein qualifizie­rtes Personal, eine Qualifizie­rung von Beschäftig­ten erfolge bei der Hälfte der Unternehme­n „eher nicht“, so die Studie.

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