Studie: Handwerk hinkt bei Digitalisierung hinterher
Auch die Gastronomie hat laut der Untersuchung starken Nachholbedarf. Das Baugewerbe schneidet am besten ab.
DÜSSELDORF Die kleinen und mittleren Unternehmen in NordrheinWestfalen haben bei der Digitalisierung weiterhin deutlichen Nachholbedarf. Sie haben sich in den vergangenen zwei Jahren in diesem Punkt nur unzureichend weiterentwickelt. Das ist die Kernaussage des Digitalisierungsindex NRW des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe. Der Verband hat seine Studie wie vor zwei Jahren bei der Fachhochschule des Mittelstandes Bielefeld in Auftrag gegeben, die acht Branchen untersucht hat: Baugewerbe, Energie/Wasser/Abwasser/Entsorgung, Gastronomie/ Hotellerie, Handel, Handwerk, Industrie, industrienahe Dienstleistungen
sowie Sozial- und Gesundheitswesen.
Ergebnis: Im Durchschnitt reichte es für die Unternehmen nur zu 4,5 Punkten auf einer Skala von maximal zehn Punkten, aber. Zu denjenigen, die den deutlichsten Rückstand haben, gehören nach Angaben der Studienautoren vor allem die Gastronomie und Hotellerie, das Sozial- und Gesundheitswesen und das im Handwerk. Umgekehrt schneiden das Baugewerbe und industrienahe Dienstleistungen am besten ab. Fazit: Unternehmen müssen noch besser über Notwendigkeit und Vorteile der Digitalisierung informiert werden, es brauche mehr Förderung für die Kooperation mit Start-ups, mehr Finanzierungsund Förderprogramme für alle.
Die Digitalisierung ist schließlich in vielen Bereichen eine mitentscheidende Voraussetzung für die dauerhafte Überlebensfähigkeit vieler Unternehmen: „Digitale Technologien und digitales Knowhow entscheiden in der heutigen Arbeits- und Wirtschaftswelt über die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen“, sagt Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe. Dies gilt natürlich auch für die mittleren Unternehmen, von denen es in Nordrhein-Westfalen mehr als 730.000 gibt. Die kleinen und mittleren Betriebe machen laut Sparkassenverband immerhin 99,3 Prozent aller Unternehmen ab. Sie seien „eine bedeutende Stütze der deutschen Wirtschaft“.
Umso wichtiger wäre es folglich, dass sie den Zug in Richtung Zukunft nicht verpassen. Doch der Umfrage unter 30.000 Unternehmen im Lande zufolge ist gut ein Fünftel aller mittelständischen Unternehmen in NRW „eher nicht“digitalisiert, weitere 34,4 Prozent seien es „eher wenig“, heißt es in der Studie. Das bedeutet: In mehr als der Hälfte aller mittelständischen Betriebe ist das Digitale großen Teilen ein Fremdwort. Das fängt damit an, dass viele Unternehmen ihren Beschäftigten kein mobiles Endgerät für die Arbeit zur Verfügung stellen, und setzt sich damit fort, dass häufig von außen kein Zugriff auf die ITSysteme möglich ist, dass elektronische Rechnungsverwaltung oder Zahlungsabwicklung noch längst nicht überall Standard sind, dass digitale Frühwarnsysteme von fast der Hälfte aller Unternehmen nicht eingesetzt werden. Jedes achte Unternehmen verfüge über keine eigene Website, schreiben die Autoren.
Und damit sind nur einige Probleme genannt. Dass die Unternehmen die Digitalisierung in vielen Fällen eher stiefmütterlich behandeln, liegt unter anderem daran, dass manche das Thema für nicht relevant halten respektive einem hohen Aufwand aus Unternehmenssicht ein zu geringer Nutzen gegenübersteht. Bei einem Viertel der Unternehmen existiere kein qualifiziertes Personal, eine Qualifizierung von Beschäftigten erfolge bei der Hälfte der Unternehmen „eher nicht“, so die Studie.