Fließende Orchesterklänge und witzige Wendungen
DÜSSELDORF Wenn Christian Ehring ins Konzert geht, purzeln seine Gedanken aus ihm heraus. Als waschechter Rheinländer kommt er moderierend vom „Hölzken aufs Stöcksken“und macht rasante thematische Absatzdrehungen. Von der Loreley kam er in Sekundenschnelle zu Homer, von der Renaturierung zu Napoleon und von Föderalismuskritik zu Brahms. Die Lacher waren stets auf seiner Seite. Und wenn er mit seinem gerüttelt Maß an (gespieltem) Halbwissen kokettierte, wusste er sich auch auf der Seite des Publikums.
Die musikalischen Häppchen waren klug ausgewählt. Da es um den Rhein und die Rheinländer ging, durfte Schumanns „Rheinische“Sinfonie nicht fehlen, deren erster und letzter Satz den Rahmen bildete. Von den gespielten Komponisten war nur Offenbach gebürtiger Rheinländer. Alle Kompositionen hatten aber thematische Bezüge zur Region.
Die musikalische Leitung hatte der junge, aus Wien stammende Christoph Koncz inne, derzeit Chef der Neusser Kammerakademie. Die Düsseldorfer Sinfoniker ließen den Dreiertakt im Eröffnungssatz der Schumann-Sinfonie wie Donauwellen tanzen. Jacques Offenbachs „Barcarole“und die „Loreley-RheinKlänge“von Johann Strauß (Vater) flossen mal emsig, mal sanft. Als es um Wagners „Rheingold“ging, brachte Ehring ein wenig Kritik an und zeigte ein gespaltenes Verhältnis zum Komponisten. Wagners Musik, eine Zusammenstellung instrumentaler Zwischenspiele aus der „Götterdämmerung“, darunter auch aus dem „Rheingold“, zeigte weite, raumgreifende Klangflächen. Das Blech und insbesondere die Hörnerfraktion wurden vom Dirigenten zu Recht hervorgehoben, um ihren Sonderapplaus zu bekommen.
Der Dirigent Koncz trat auch als Geiger auf, nämlich bei dem ersten ungarischen Tanz von SchumannFreund Johannes Brahms in einem kammermusikalischen Arrangement von Koncz’ Bruder Stephan. Koncz’ Stradivari glänzte, das Zusammenspiel mit den vier Streichersolisten der Symphoniker und dem Klarinettisten Wolfgang Esch zeigte ungarischen Herzschmerz.