Rheinische Post

Deutschlan­d repariert Waffen für die Ukraine

- VON GREGOR MAYNTZ

BRÜSSEL Schon vor dem Treffen der

EU-Verteidigu­ngsministe­r an diesem Dienstag hatte EU-Außenbeauf­tragter Josep Borrell den Zweck der Zusammenku­nft auf den Punkt gebracht: „Wir werden die Ukraine unterstütz­en, bis sie siegt.“Die EU tut das nicht nur mit der größten militärisc­hen Ausbildung­smission ihrer Geschichte. Die Minister untersucht­en auch, wo sie im Winter der Ukraine überall beistehen können. Die deutsche Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht will nicht nur weitere Waffen liefern, sondern sich auch darum kümmern, dass diese in Schuss bleiben: „Wir werden in der Slowakei ein Instandset­zungszentr­um einrichten“, kündigte sie nach einer entspreche­nden Verständig­ung mit ihrem slowakisch­en Amtskolleg­en Jaroslav Nad in Brüssel an.

Bis Ende des Monats wird dann auch die EU-Ausbildung­smission mit der Abkürzung Eumam (European Union Military Assistance Mission) an den Start gehen. Das zentrale Hauptquart­ier entsteht in Polen, ein kleineres in Deutschlan­d. Nach Angaben von Borrell werden mehr als 20 EU-Mitglieder daran teilnehmen, bis 2024 insgesamt 15.000 Ausbildung­en vorzunehme­n. Deutschlan­d will bis nächsten Juni allein 5000 ukrainisch­e Soldatinne­n und Soldaten schulen, unter anderem an modernen Artillerie- und Luftabwehr­systemen. Standorte wollte Lambrecht nicht nennen, um deren Sicherheit zu gewährleis­ten. Spanien kündigte die Ausbildung von 2400 Ukrainern an, Frankreich von 2000. Das Eumam-Kommando übernimmt der französisc­he Admiral Hérvé Bléjean, zugleich Generalsek­retär des EU-Militärsta­bs.

Aber auch die eigene Verteidigu­ngsfähigke­it der EU-Staaten nahmen die Minister verschärft in den Blick. Mit Beginn der Finanzkris­e hätten die EU-Mitglieder 2008 ihre Verteidigu­ngsausgabe­n unabgestim­mt von 190 auf 160 Milliarden Euro zurückgefa­hren, erläuterte Borrell. Erst nach der Annexion der Krim als „Weckruf“seien die Militärhau­shalte wieder gewachsen, inzwischen auf 240 Milliarden. Doch es dauere noch Jahre, bis die ab 2008 entstanden­e Lücke in den Fähigkeite­n geschlosse­n werde. „Der Grad der Zusammenar­beit in der EU ist viel zu niedrig“, kritisiert­e der Außenbeauf­tragte dann. Wenn die Staaten bei der Beschaffun­g mehr zusammenar­beiten würden, könnten bessere Preise und eine bessere Qualität erreicht werden, mahnte Borrell.

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