Vorbereitet auf den Ernstfall
Nach einem Blackout fällt der Strom aus, Straßen stehen nach Starkregen unter Wasser, Stürme legen den Verkehr lahm – in einem Kurs des Arbeiter-Samariter-Bundes lernen die Teilnehmenden alles über Notfallvorsorge.
MÜNSTER Der Weg zum Krisenvorsorgekurs führt in der Kita St. Nikolaus in Münster vorbei an einem großen Plakat. „Bereit für den Ernstfall?“steht darauf. Zu sehen ist ein Einfamilienhaus neben einer überschwemmten Straße. Ein Szenario, das spätestens seit der Flutkatastrophe in NRW und RheinlandPfalz im vergangenen Jahr auch in Deutschland realistisch geworden ist. Elf Frauen und Männer finden sich ein, um von Tim Ükermann zu erfahren, was es braucht, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Ükermann ist Erste-Hilfe-Ausbilder beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). „Wenn ein Notfall eingetreten ist, ist es für Vorsorgemaßnahmen meist schon zu spät“, sagt der 42-Jährige. „Was, wenn ein Stromausfall die öffentliche Versorgung lahmlegt? Wir nicht mehr einfach in einen Supermarkt gehen können?“
Hilfsorganisationen wie der ASB oder das Rote Kreuz bieten die kostenlosen Krisenvorsorgekurse auf Initiative des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe an. Wer einen Kurs besucht, möchte vorbereitet sein. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat gerade dafür geworben, dass die Menschen in Deutschland sich nicht nur gedanklich, sondern auch praktisch auf Zeiten einrichten sollen, in denen etwa bei einem Blackout der Strom ausfallen könnte. „Vorsorge zu treffen heißt ja nicht, dass es so kommen muss“, sagt Kursleiter Ükermann. Er unterscheidet zwischen plötzlichen Notlagen wie Erdbeben, Stromausfall, Krieg oder Terror und voraussehbaren Notlagen wie tagelangen Schneefällen, Epidemien oder Pandemien.
Was sollte zu Hause vorrätig sein?
Man sollte einen Lebensmittelvorrat für 14 Tage haben. Dazu gehört vor allem Flüssigkeit. Pro Person etwa 14 Liter Wasser je Woche. Das Wasser reicht notfalls auch aus, um damit Nudeln, Reis oder Kartoffeln kochen zu können. Neben Brot, Kartoffeln, Nudeln und Reis sollten auch Hülsenfrüchte und Gemüse, Obst (auch in Dosen oder Gläsern) und Nüsse da sein. Gut haltbar sind Kekse, Salzstangen, Trockenprodukte wie Kartoffelbreipulver oder Mehl. Statt frischer Eier kann man sich Volleipulver kaufen, das mehrere Jahre haltbar bleibt.
Was gehört in einen Notfallrucksack?
Ein Notfallrucksack sollte so gepackt werden, dass er fünf Jahre lang einfach griffbereit in der Ecke stehen kann, ohne dass man ständig alles auswechseln muss. Der Inhalt sollte für zwei bis drei Tage reichen. Experte Tim Ükermann empfiehlt Wasser in kleinen Päckchen, Energieriegel, Instant-Kaffee, Teebeutel, eine Tasse, eine Schale, Besteck, einen Gaskocher mit Topf und ein Solar-Panel zur Stromerzeugung für den Notfall. Dazu kommen Hygieneund Erste-Hilfe-Produkte wie Medikamente, eine Rettungsdecke, Desinfektionsspray, Kompressen, Einweghandschuhe, Toilettenpapier
und Zahnbürste. Fertig gepackte Notfallrucksäcke sind auch im Internet erhältlich.
Wie informiert man sich bei Notlagen?
Wenn wegen eines großflächigen Stromausfalls oder eines Hackerangriffs die gängigen Informationsquellen wie Fernsehen, Radio oder Internet ausfallen, kann ein Kurbelradio, das unabhängig von externen Stromquellen funktioniert, helfen. Funktioniert das Internet, sind folgende Warn-Apps sinnvoll: Die Nina-App vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz warnt vor unterschiedlichen Gefahren- und Unwetterlagen und gibt zusätzlich Präventionstipps. Die Warn-App Katwarn des Fraunhofer-Instituts hat zusätzlich zu den oben genannten Funktionen einen abonnierbaren Themenbereich. In der Warnwetter-App des Deutschen Wetterdienstes liegt der Fokus auf Unwetterlagen.
Was sagen die Teilnehmenden?
Kursteilnehmerin Yasmina Talhaui sagt: „Wenn man ehrlich ist, beschäftigen wir uns alle nicht mit diesen Dingen und würden nicht gut klarkommen, sollte es eine wirkliche Notlage geben“, sagt die 28-Jährige. „Ich denke, wir müssen anfangen, uns mit Szenarien zu befassen, die hier in Deutschland früher kein Thema waren – in Ländern wie Japan hat auch jeder Mensch ein kleines Erdbeben-Set zu Hause.“Sie möchte in der Lage sein, allein klarzukommen, sollte ein Ernstfall eintreten.
Termin In Düsseldorf findet der nächste kostenlose Kurs am 24. November, um 17.30 Uhr beim ASB, Kronprinzenstraße 123, statt. Kontakt: Telefon 0211 930310