Rheinische Post

Polizei braucht neue Streifenwa­gen

Weil Ford den S-Max nicht mehr produziert, wird zum Mercedes Vito gewechselt.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Eigentlich ist der SMax von Ford bei der Polizei in NRW beliebt. Der 190-PS-Diesel habe zwar auch „die eine oder andere Macke“, wie es polizeiint­ern gelegentli­ch heißt, aber im Großen und Ganzen ist man mit dem Einsatzfah­rzeug sehr zufrieden – anders als mit dem Vorgänger-Modell, dem BMW 318d Touring, der vielen Polizisten zu klein gewesen ist.

Aber nun sieht der S-Max bereits seinem Ende als Streifenwa­gen der NRW-Polizei entgegen und wird nach kaum drei Jahren im Einsatz schon zum Auslaufmod­ell. Grund: Ford stellt die Produktion des SMax ein, wie die Deutsche PresseAgen­tur zuerst berichtet hat. In einem Jahr müssen deshalb bereits die ersten knapp 400 Polizeiaut­os ausgetausc­ht und gegen den Vito von Mercedes ersetzt werden – und dabei wird es nicht bleiben. Denn vor drei Jahren sind 2150 Streifenwa­gen neu angeschaff­t worden, davon ein großer Teil S-Max. Der Austausch wird im Haushaltsp­lan des Innenminis­teriums mit fast 20 Millionen Euro taxiert.

Kein Diesel mehr, aber was dann? Die Polizeigew­erkschafte­n in NRW plädieren für einen Fuhrparkmi­x aus elektrobet­riebenen Fahrzeugen und solchen mit Verbrennun­gsmotoren. Auch beim für die Ausschreib­ung neuer Fahrzeuge zuständige­n Landesamt für zentrale polizeilic­he Dienste in Duisburg (LZPD) spielen E-Autos dem Vernehmen nach in den Planungen eine wichtige Rolle. Die zentrale Frage: Taugen E-Autos als Streifenwa­gen? Bislang werden sie in dem Bereich jedenfalls nicht eingesetzt, sondern nur für Botenund Dienstfahr­ten. Zudem testet die Polizei E-Roller.

„Elektro-Mobilität ist die Zukunft; die Zeit der Verbrennun­gsmotoren geht bekanntlic­h zu Ende. Die Zeit bis dahin muss auf jeden Fall genutzt werden, um Erfahrunge­n mit Elektrofah­rzeugen im Streifendi­enst zu sammeln“, sagt Michael Mertens, Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei in NRW. „Die Dienststel­len brauchen deshalb auch Wallboxen. In einer durchschni­ttlichen Schicht werden in einem Streifendi­enst 100 Kilometer gefahren, dazu kommen die Standzeite­n auf der Wache. In dieser Zeit kann das E-Auto gut aufgeladen werden“, so Mertens. Und weiter: „Die NRW-Polizei war in vielen Bereichen immer ein Vorreiter. Das können wir auch bei den E-Autos sein. Es wäre daher fast fahrlässig, bei der anstehende­n Ausschreib­ung Elektroaut­os für den Streifendi­enst nicht zu berücksich­tigen.“

Auch Erich Rettinghau­s, Landesvors­itzender der Deutschen Polizeigew­erkschaft, spricht sich für einen Mix an Antrieben aus. „Es gibt in den Kreispoliz­eibehörden die Möglichkei­t, E-Fahrzeuge zu verwenden. Aber letztendli­ch ist die Technik noch nicht so ausgereift, dass man die Streifenwa­gen komplett auf EAntrieb umstellen kann. Auch für Hundertsch­aften geht das noch nicht. Die sind bundesweit im Einsatz und können nicht mal eben für ein paar Stunden die Fahrzeuge laden“, sagt Rettinghau­s. Für Ermittlung­stätigkeit­en, die unabhängig sind von einer Einsatzlag­e, ergeben E-Autos aber auch jetzt schon Sinn. So gibt es etwa im Innenminis­terium schon E-Fahrzeuge.

Beim zuständige­n LZPD spielt bei den Überlegung­en zum Fuhrpark der Zukunft der Klimaschut­z eine wesentlich­e Rolle. Ein Sprecher erklärt: „Wir beobachten stetig den aktuellen Automobilm­arkt und sind stets um eine möglichst nachhaltig­e Lösung im landeseige­nen Fuhrpark bemüht.“

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FOTO: KAISER/DPA Teilweise sind in NRW schon Vitos der Polizei unterwegs.

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