Köln/Bonn noch unpünktlicher als Düsseldorf
Das Chaos an den großen Airports verursacht neuen Ärger. Derweil erwartet der Flughafen Düsseldorf 2023 rund ein Drittel mehr Passagiere, erfuhr unsere Redaktion.
DÜSSELDORF Die zwei Großflughäfen in NRW sind vom Chaos in der Luftfahrt und bei Sicherheitskontrollen mehr betroffen als bekannt. Das geht aus einer Vorlage für den Verkehrsausschuss des Landtags hervor, die am Mittwoch diskutiert wird. Gleichzeitig hat unsere Redaktion erfahren, dass der Airport Düsseldorf nächstes Jahr massives Wachstum für wahrscheinlich hält: Er rechnet mit 11,5 Millionen abfliegenden Passagieren im Jahr 2023, wie er der Bundespolizei mitteilte. Das wären 34 Prozent mehr Reisende, als für 2022 erwartet wurden.
Die Herbstprobleme in Zahlen: Am Flughafen Düsseldorf hatten in den zwei Wochen der NRW-Herbstferien rund 25 Prozent der Flüge eine Verspätung von mindestens 15 Minuten. An manchen Tagen wie Mittwoch, 12. Oktober, waren zwar nur knapp zwölf Prozent der Maschinen zu spät, aber an einigen anderen Tagen kam es für die Passagiere umso schlimmer: Fast jeder zweite Flug hatte am Samstag, 15. Oktober, mehr als eine Viertelstunde Verspätung.
Hinzu kommt, dass eben bei vielen verspäteten Flügen auch Maschinen enthalten sind, die viel länger 30 Minuten verspätet waren. Entsprechend genervt ist Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf: „Eine Verbesserung der Lage ist für die Wirtschaft dringend erforderlich.“Damit zielt er in erster Linie darauf ab, dass die Sicherheitskontrollen besser organisiert werden müssen.
In Köln/Bonn waren den Daten zufolge während der Herbstferien rund 40 Prozent der Flüge verspätet. Auch hier kam es zu erschreckenden Spitzenwerten: Am Sonntag, 16. Oktober, starteten knapp 57 Prozent der Jets zu spät, 53 Prozent landeten außer Plan.
Eine wichtige Ursache für die Verzögerungen ist das Chaos bei den Kontrollen. So gibt der Airport Düsseldorf an, dass am 14. Oktober viele Flüge zu spät starteten, weil das Gepäck von Passagieren wieder aus Flugzeugen geladen werden musste, die ihre Maschine wegen der Warteschlangen an den Kontrollen verpasst hatten. Vergleichbare Schwierigkeiten gab es am Freitag, 7. Oktober, und am Sonntag, 15. Oktober. „Das ist für Reisende schon sehr ärgerlich“, sagte die Mönchengladbacher Reisebüromanagerin Ute Dallmeier. „Erst stehen sie lange an, und dann können sie nicht mitfliegen, weil ihr Gepäck ausgeladen wurde.“Beide Flughäfen erklären, sie würden versuchen, die Verspätungen zu begrenzen.
Der Flughafen Düsseldorf sagt, er gehe davon aus, bereits dieses Jahr bei mehr als 60 Prozent des Vorkrisenniveaus zu liegen. In drei oder vier Jahren sei wieder vom Ursprungsniveau auszugehen. Das lässt einen kräftigen Sprung nach vorne für das Jahr 2023 denkbar erscheinen.
Wachstumstreiber sind bisher laut Airport vorrangig Urlaubsflüge sowie Besuche bei Familien, Freunden und Bekannten. „Einige unserer AirlinePartner haben in diesen Segmenten bereits die Passagierzahlen aus 2019 erreicht“, so das Flughafen-Management. Tatsächlich gibt es neue, belebende Impulse: Seit Dienstag fliegt Qatar Airways täglich von Düsseldorf nach Katar. Nach der FußballWM wird das viele Reisende nach Südostasien locken. Die Fluggesellschaft Sun Express will am 24. November neue Ferienrouten ab Düsseldorf ankündigen.
Nicht alle Interessensvertreter sind von dem neuen Boom begeistert: „Wenn der Airport Düsseldorf schon dieses Jahr die Abläufe nicht hinkriegte, sind bei mehr Verkehr 2023 ja noch mehr Nachtlandungen zu befürchten“, sagt Werner Kindsmüller von der Initiative „Kaarster gegen Fluglärm“. Und Özay Tarim von der Gewerkschaft Verdi ergänzt: „Die Sicherheitskontrollen durch private Firmen funktionieren schon seit Jahren nicht. Bei mehr Passagieren werden die Verhältnisse ja noch schwieriger für Beschäftigte und die Reisenden.“