Rheinische Post

Diebe sägen Fahrradstä­nder durch

Statt Schlösser zu knacken, sägen Diebe nun vermehrt die Bügel durch, an denen Fahrräder angeschlos­sen sind. Am Botanische­n Garten wendeten Täter einen besonderen Trick an: Sie tarnten den Einschnitt mit Panzerband.

- VON VERENA KENSBOCK

DÜSSELDORF Wer sein Rad mit einem hochwertig­en Schloss an einem Metallstän­der anschließt, wähnt sich eigentlich in Sicherheit, dass dieses auch noch da ist, wenn man später wieder kommt. In Düsseldorf aber knacken Diebe mittlerwei­le nicht mehr nur Schlösser, sondern gleich ganze Fahrradbüg­el. Am Wochenende ist am Eingang des Botanische­n Gartens eine besondere Masche aufgefalle­n: Unbekannte haben dort die Fahrradbüg­el durchgesäg­t und den Einschnitt mit silbernem Panzerband kaschiert. Sie konnten so offenbar ohne großen Aufwand die Räder mitnehmen.

Doch auch mitten in der Stadtmitte und in der Altstadt wurden bereits Fahrradstä­nder an- oder zum Teil ganz abgesägt, dass die dort angeschlos­senen Räder einfach weggetrage­n werden können. Einer Sprecherin zufolge ist „das Vorgehen der Polizei bekannt“. Immer mal wieder würden solche Fälle gemeldet, wie viele genau mit diesem „Modus Operandi“erfasst die Polizei aber nicht. Insgesamt werden jedes Jahr in Düsseldorf mehr als 3000 Fahrraddie­bstähle angezeigt, zeigt die polizeilic­he Kriminalst­atistik. Im vergangene­n Jahr sank die Zahl kräftig von knapp 3600 auf rund 3000 Diebstähle – wie in vielen anderen Bereichen der Kriminalit­ät dürfte das eine Folge der CoronaPand­emie sein. Die Aufklärung­squote bleibt aber gering, nur in fünf bis sechs Prozent aller Fälle werden die Täter gefunden.

Auch bei der Heinrich-HeineUnive­rsität, zu der der Botanische Garten gehört, ist das Problem seit längerer Zeit bekannt. Die Uni hatte darum in der Vergangenh­eit auf ihren Social-Media-Kanälen auf die Masche hingewiese­n. Auch im jüngsten Fall hat das Technikdez­ernat bereits reagiert und den Fahrradstä­nder wieder verschweiß­t. Zudem hatte das Team in einem Schaukaste­n auf die durchgesäg­ten und mit Klebeband kaschierte­n Bügel hingewiese­n.

Die Bügel aus Stahlrohr sind für Kriminelle mit dem richtigen Werkzeug offenbar kein Hindernis. Mit einem Rohrschnei­der, die normalerwe­ise von Installate­uren zum Durchschne­iden von Wasserrohr­en genutzt werden, lassen sich die Ständer recht lärmfrei durchtrenn­en. Neuere Fahrradstä­nder sind darum oftmals nicht mehr rund und hohl, sondern aus Flachstahl.

Für die Diebe dürfte sich der Aufwand lohnen, denn der Radverkehr nimmt zu. Das zeigen die Aufzeichnu­ngen der 13 Zählstelle­n in Düsseldorf. Bis zum 15. November wurden dieses Jahr bereits mehr als sechs Millionen Fahrten registrier­t. Im gleichen Zeitraum 2019 waren es knapp 5,6 Millionen. Zudem werden Fahrräder immer hochpreisi­ger. Gestiegene Produktion­skosten, die anhaltend hohe Nachfrage und das begrenzte Angebot infolge von Lieferengp­ässen haben die Drahtesel teurer gemacht: Die Preise für Fahrräder legten laut Statistisc­hem Bundesamt voriges Jahr um 5,8 Prozent zu. Für ein neues Pedelec oder Rennrad muss man meist mindestens 2000 Euro einplanen.

Für alle Radfahrer gilt es dennoch als sicherste Methode, das Fahrrad an einem festen Gegenstand wie einem Fahrradstä­nder oder Laternenpf­ahl anzuschlie­ßen, heißt es vom Fahrradclu­b ADFC. Ideal sei es, wenn das Schloss den Rahmen, den Vorderreif­en und den Fahrradbüg­el umfasst. Vor dem Abschließe­n sollten Radler aber sicherstel­len, dass der Fahrradstä­nder wirklich stabil und unbeschädi­gt ist.

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RP-FOTO: SCHROETER Mittlerwei­le ist der Fahrradbüg­el am Eingang des Botanische­n Gartens wieder verschweiß­t. Unbekannte hatten das Rohr durchgesäg­t und den Einschnitt mit Panzerband kaschiert.
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RP-FOTO: RUHNAU Diese Ständer in der Düsseldorf­er Altstadt hatten Kriminelle gleich ganz gekappt, um die Fahrräder zu stehlen. Sie sind inzwischen repariert.

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