Wohnen im ehemaligen Königlichen Staatsarchiv
Der denkmalgeschützte Komplex an der Prinz-Georg-Straße soll für eine neue Nutzung umgebaut werden. Zusätzlich ist ein Neubau geplant.
PEMPELFORT Wie sagt man schön: Dieses Haus „atmet Geschichte“. Das Gebäude an der Ecke PrinzGeorg-Straße/Stockkampstraße beheimatete lange das Königliche Staatsarchiv Düsseldorf. Erbaut zwischen 1899 und 1901 nach Entwürfen von Baurat Bongard und Regierungsbaumeister Kochs wurde es errichtet, weil die Kapazitäten des Hauptstaatsarchivs nicht mehr ausreichten. Der Schriftzug „Staats-Archiv“ist noch heute oberhalb der Fenster des zweiten Stocks zu lesen, obwohl hier längst andere Nutzungen stattfinden. Denn noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden auch an der Prinz-GeorgStraße die Räumlichkeiten zu klein, ein ursprünglich geplanter Neubau wurde nicht mehr umgesetzt. Nach einigen Zwischenlösungen in der Nachkriegszeit wanderten die preußischen Akten, Karten und Urkunden in das Landesarchiv an der Mauerstraße.
Auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung 1 am kommenden Freitag (18. November, 14 Uhr, Rathaus, Sitzungssaal1) taucht nun eine Bauvoranfrage für diesen historisch bedeutsamen Komplex mit zweistöckigem Vorderhaus und noch deutlich höherem Gebäude im Hinterhof auf. Keine Angst, hier soll nichts abgerissen werden, was bei einem Denkmal ja auch gar nicht möglich wäre, stattdessen soll eine weitgehende Wohnnutzung an dem Standort realisiert werden. Gleichzeitig ist ein Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft geplant. Da das Grundstück nicht im Geltungsbereich eines Bebauungsplans liegt, muss sich auch der Neubau lediglich in die heterogene Umgebung der Stockkampstraße einfügen.
Als Reminiszenz an die Vergangenheit und aus denkmalpflegerischen Gründen bleiben die Archivregale im Erdgeschoss größtenteils erhalten und sollen in eine gewerbliche Nutzung integriert werden. Für die ab dem ersten Obergeschoss vorgesehene Wohnnutzung ist aus Brandschutz-Gründen an der östlichen Giebelwand eine außenanliegende Spindeltreppe erforderlich. Zusätzlich sind an der südlichen Fassade ab dem ersten Obergeschoss kleine Balkonen vorgesehen, die bestehende Fassadenstruktur wird dabei aber berücksichtigt.
Neben dem bestehenden Gebäude soll ein zusätzliches Wohnhaus mit fünf Geschossen entstehen. Dabei sollen die Materialien des Neubaus die des ehemaligen Königlichen Staatsarchivs aufnehmen und das Erscheinungsbild komplementieren. Stellplätze können auf dem Grundstück nicht in ausreichender Zahl bereitgestellt werden, 15 sollen daher abgelöst werden. Insgesamt sind darüber hinaus 63 Fahrradstellplätze für beide Vorhaben geplant.
Die Nutzungsänderungen sowie die untergeordneten Anbauten im und am Denkmal erlauben nach Ansicht des Bauaufsichtsamtes einen Erhalt desselben. Das Erscheinungsbild bleibt in den Grundzügen bestehen. Durch den Abstand zum Neubau ist das historische Gebäude auch weiterhin als Solitär in der Umgebung wahrnehmbar. Die Verwaltung hat daher keine Bedenken gegen die Erteilung des Bauvorbescheides, auch die denkmalrechtliche Erlaubnis wurde in Aussicht gestellt.