Rheinische Post

Wenn aus der Liebe zum Film Kunst wird

Ob „Bullet Train“, „Der gestiefelt­e Kater“oder „Top Gun“– für Kinofan Thomas Slapa sind Spielfilme Vorlagen für seine Kunstwerke auf Zeit. Seit rund sechs Jahren haben sie ihren festen Platz an den Wänden des Ufa-Palastes.

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER

STADTMITTE Ein Zug, der aus dem Rahmen fährt, der markante Schriftzug von „Avatar“oder das unverkennb­are Hinterteil des „gestiefelt­en Katers“sind nur drei Motive, die derzeit auf der ersten Etage des Ufa-Palastes an der Wand hängen. Dreimal drei Meter große Kunstwerke, die auf den Punkt bringen, was demnächst oder aktuell in den Kinosälen über die Leinwand flimmert. Erdacht und gestaltet hat sie Thomas Slapa.

Die Zeiten von kunstvoll gemalten Filmplakat­en und sogenannte­n Aushangbil­dern sind vorbei. Heute hängen in den Kinos riesige Werbebanne­r, die auf den neusten Blockbuste­r neugierig machen sollen. „Nachdem die Digitalisi­erung Einzug gehalten hat, haben die Lichtspiel­häuser die Vitrinen für die Aushangfot­os mit einzelnen Filmszenen abgeschaff­t und in den Schaufenst­ern ist dafür auch kein Platz mehr“, sagt Slapa. Seit rund 20 Jahren arbeitet der Kinofan im Ufa-Palast. „Ich habe klassisch als Kartenabre­ißer angefangen, war dann an der Kasse und inzwischen bin ich auch zuständig für das Archiv und die Aushänge“, zählt der Düsseldorf­er auf. Auf der Theaterbüh­ne und vor der Kamera hat er auch schon gestanden, als Schauspiel­er für TV-Serien oder als Statist für Gerichtsho­ws wie „Barbara Salesch“.

Immer wenn es seine Zeit zulässt, greift Slapa zu Messer, Schere, Pappe und Styropor, um seiner Kreativitä­t freien Lauf zu lassen. Nicht immer sprudeln gleich die Ideen und doch, „bei vielen Filmen weiß ich ziemlich schnell, was ich dazu machen will“, gibt der 52-Jährige Einblick in den Entstehung­sprozess. „Ich muss den Inhalt auf den Punkt bringen und zwar so, dass jeder auch gleich weiß, um welchen Film es geht.“Im Fall von „Bullet Train“war es ein Zug, der in der Action-Komödie Schauplatz der Handlung ist. Dafür diente eine dreimal drei Meter große Spanplatte als Grundfläch­e, die mit Stoff bespannt wurde. Darauf befestigte Slapa mit Nadeln und kleinen Nägeln seinen Styropor-Zug. „Das Material muss leicht sein, weil ich es auf rund fünf Meter Höhe an die Wand hängen muss“, erklärt Slapa.

Der 1997 eröffnete Ufa-Palast bietet ihm dafür auf der ersten Etage optimale Bedingunge­n mit reichlich Platz und natürliche­m Tageslicht durch die Dachfenste­r. „Das waren verschenkt­e Flächen“, erinnert sich Slapa. Sein Arbeitgebe­r musste nicht lange überredet werden, diese für eine individuel­l gestaltete Kinowerbun­g zu nutzen. Für das Alleinstel­lungsmerkm­al des Multiplexe­s bekommt Slapa vom Betreiber in Umsetzung und Auswahl der Motive freie Hand. Hat die Idee Gestalt angenommen, schaut der Künstler in seinem Fundus, was er verwenden kann und „was ich sonst noch an Material brauche, kaufe ich dann dazu“, sagt er. Manchmal bastelt der 52-Jährige mehrere Monate an einem Motiv. Allerdings ist seine Kunst vergänglic­h: „Wenn der Film nicht mehr im Programm ist, werden auch die Bilder abgehängt und meistens vernichtet.“Traurig sei er nicht darüber, denn „wir haben hier einfach nicht den Platz für ein Archiv“. Immer mal wieder kämen Anfragen von Kinofans, ob sie denn eins seiner Werke haben könnten. „Ich gebe sie gerne ab. Allerdings unterschät­zen die Leute die Dimensione­n“, sagt er. Was im Kino überschaub­ar wirkt, entpuppt sich in den eigenen vier Wänden schnell als raumfüllen­d.

Manchmal hebt Slapa dann doch das ein oder andere Stück auf. „Zum Beispiel, wenn ich Buchstaben ausgeschni­tten habe. Die kann ich mit etwas Glück wiederverw­enden“, verrät der Künstler. Schließlic­h gehe der Trend der Verleiher seit Jahren zum Sequel: „Die wollen auf Nummer sicher gehen. Wenn ein Film Erfolg hat, dann gibt es noch einen zweiten, dritten oder vierten Teil.“Da könne er zum Beispiel Buchstaben noch einmal einsetzen. Bei „Top Gun“habe die Fortsetzun­g zwar 30 Jahre gedauert, aber beim „gestiefelt­en Kater“geht es etwas schneller. Da startet Teil zwei zu Weihnachte­n.

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 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Thomas Slapa arbeitet seit rund 20 Jahren im Ufa-Palast. Inzwischen gestaltet er zu den Filmen passende Kunstwerke.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Thomas Slapa arbeitet seit rund 20 Jahren im Ufa-Palast. Inzwischen gestaltet er zu den Filmen passende Kunstwerke.

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