Nato entwarnt nach Explosion
Eine ukrainische Flugabwehrrakete soll den Vorfall in Polen ausgelöst haben.
WARSCHAU/BRÜSSEL (dpa) Der Raketeneinschlag im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine war nach Angaben Polens und der Nato kein vorsätzlicher Angriff. Der Vorfall sei wahrscheinlich durch eine ukrainische Flugabwehrrakete verursacht worden, die gegen russische Angriffe eingesetzt worden sei, sagte NatoGeneralsekretär Jens Stoltenberg. Es gebe keine Hinweise, dass Russland offensive militärische Aktionen gegen die Nato vorbereite, fügte er am Mittwoch hinzu. Polens Präsident Andrzej Duda sagte: „Nichts, absolut nichts deutet darauf hin, dass es sich um einen absichtlichen Angriff auf Polen handelte.“
Die Rakete war nach polnischen Angaben im Dorf Przewodow eingeschlagen, sechs Kilometer von der
Grenze zur Ukraine entfernt. Dabei wurden am Dienstag zwei Menschen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb getötet. Nach Angaben aus Warschau handelte es sich um eine Rakete des Flugabwehrsystems S-300 sowjetischer Bauart, ein wesentlicher Bestandteil der ukrainischen Flugabwehr. Russland hatte am Dienstag zahlreiche Raketen auf die Ukraine abgefeuert. In der Folge fiel laut Wolodymyr Selenskyj zeitweise für zehn Millionen Menschen der Strom aus. Der ukrainische Präsident bezweifelte, dass es sich um ein ukrainisches Geschoss gehandelt haben soll: „Ich denke, dass es eine russische Rakete war.“
Moskau bestritt, Ziele im Grenzgebiet beschossen zu haben und warf Polen eine irreführende Informationspolitik
vor. Die polnische Führung habe jede Möglichkeit gehabt, sofort zu sagen, dass es um Teile eines Flugabwehrsystems S-300 geht, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow: „Dann hätten alle Experten sofort verstanden, dass es keine Rakete sein kann, die etwas mit den russischen Streitkräften zu tun hat.“
Die Ukraine machte derweil Russland für den Tod der zwei Menschen verantwortlich und auch Bundeskanzler Olaf Scholz betonte nach dem G20-Gipfel auf Bali, der Einschlag wäre nicht passiert „ohne den russischen Krieg gegen die Ukraine, ohne die Raketen, die jetzt intensiv und in großem Ausmaß auf die ukrainische Infrastruktur verschossen werden“.