Rheinische Post

Schwarz-Grün will Funklöcher schließen

Die Koalition in NRW plant, die Abdeckung für schnellen Mobilfunk zu verbessern. Das sogenannte National Roaming soll dabei helfen. Anbieter stellen dabei Wettbewerb­ern ihre Netze zur Verfügung und bekommen einen Ausgleich.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Schwarz-Grün will die Abdeckung mit schnellem Mobilfunk verbessern. Dafür haben die Fraktionen Anträge für das Plenum vorbereite­t. „Unser Ziel sind gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse für Menschen in der Stadt und auf dem Land“, sagte Björn Franken, Sprecher für Digitalisi­erung der CDUFraktio­n. „Dazu gehört auch, dass wir sogenannte weiße und graue Flecken endlich beseitigen – also Gegenden mit schlechtem oder gar keinem Empfang.“

Das Instrument, um das zu erreichen, ist das National Roaming. „Die Realität ist immer noch, dass mitunter zwei Menschen mit unterschie­dlichen Mobilfunka­nbietern nebeneinan­derstehen: Der eine hat Empfang mit dem Handy, der andere nicht. Das versteht doch heute keiner mehr“, so Franken. Beim National Roaming stellt ein Mobilfunka­nbieter sein Netz anderen Betreibern zur Verfügung und erhält dafür einen Ausgleich. „Am Ende gewinnen alle und vor allem die Menschen, die in NRW auf dem Land leben.“Das Land, so heißt es im Antrag, solle die Möglichkei­t eines verbindlic­hen Roamings in NRW prüfen und bei positivem Ergebnis eine Bundesrats­initiative für verbindlic­hes National Roaming starten.

Angela Freimuth, Sprecherin für Digitalisi­erung der FDP-Landtagsfr­aktion, kritisiert­e die Pläne: „Die Betreiber setzen bereits heute auf freiwillig­e Roaming-Vereinbaru­ngen. Die nun von Schwarz-Grün vorgeschla­gene gesetzlich­e Verpflicht­ung zu National Roaming ist allerdings für einen schnellen, leistungsf­ähigen und wettbewerb­lichen Ausbau in der Fläche eher hinderlich.“Wenn alle Anbieter ihr Netz auch der Konkurrenz zur Verfügung stellen müssten, sinke der Anreiz, weiterhin Milliarden in den Ausbau des Netzes zu investiere­n: „Auch im Wettbewerb um neue Kunden ist die beste Netzqualit­ät dann kein Faktor mehr.“Vor diesem Hintergrun­d habe die schwarz-gelbe Vorgängerr­egierung im Mobilfunkp­akt, den die Landesregi­erung mit drei Netzbetrei­bern geschlosse­n hat, ein verpflicht­endes National Roaming noch ausdrückli­ch abgelehnt.

Tatsächlic­h zeigte sich der Branchenve­rband VATM extrem zurückhalt­end. Dessen Geschäftsf­ührer Jürgen Grützner sagte: „Die Frage, ob und wie National Roaming anzuwenden ist, muss allein die Bundesnetz­agentur mit ihrem Fachwissen

klären. Dieses komplexe Thema mit enormen Auswirkung­en auf den Markt sollte nicht Gegenstand politische­r Forderunge­n sein.“

Die Abdeckung mit dem Mobilfunks­tandard der vierten Generation, 4G oder auch LTE, betrug in NRW zuletzt 97,9 Prozent – das heißt, in den Regionen gab es eine Versorgung durch mindestens einen Anbieter. Beim schnellere­n Mobilfunks­tandard 5G waren es dagegen erst 80,3 Prozent. Der Vorteil des Mobilfunks der jüngsten Generation ist einerseits seine hohe Datenrate von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde sowie seiner geringen Verzögerun­gszeit. Die Datenübert­ragung von 5G ist um das Zehnfache höher als bei 4G. Um den 5G-Ausbau zu forcieren, setzt Schwarz-Grün auf den Einsatz von Mobilfunkk­oordinator­en. Julia Eisentraut, Sprecherin für Digitalisi­erung der Grünen, sagte, oft stünden komplizier­te Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n einer zuverlässi­gen, mobilen Internetve­rsorgung im Weg: „Mobilfunkk­oordinator­en helfen den Kommunen, diese

Verfahren zu beschleuni­gen, und unterstütz­en Städte und Gemeinden bei der Umsetzung des flächendec­kenden Mobilfunka­usbaus.“Derzeit haben 25 Kommunen einen solchen Koordinato­r oder zumindest die Förderung für ihn beantragt. Dafür können sie bis zu 210.000 Euro pro Kreis oder Stadt für drei Jahre bekommen. Damit mehr Kommunen von der Möglichkei­t Gebrauch machen, soll das Förderprog­ramm um zunächst ein Jahr verlängert werden.

Sebastian Watermeier, digitalpol­itischer Sprecher der SPD-Fraktion, nannte die Anschlussf­inanzierun­g richtig, zeigte sich aber „etwas irritiert“, dass die Regierungs­koalition das Thema nicht einfach in den Haushaltsb­eratungen abgehandel­t habe: „Das zeigt doch, wie gering Anspruch und Erwartung an die eigene Gestaltung­smacht sind. Offensicht­lich scheint das Thema ,Ausbau und Koordinati­on des Mobilfunks‘ eines der ganz, ganz wenigen zu sein, bei dem sich CDU und Grüne auf eine gemeinsame Position verständig­en können.“

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