Donald Trump und das Ende des Westens
Als strahlender Siegertyp wirkte Donald Trump nicht, als er jetzt seine erneute Kandidatur zur USPräsidentschaft erklärte. Die Kongresswahlen, die in den Vereinigten Staaten alle zwei Jahre erfolgen, haben Trumps Partei, den Republikanern, nicht den Sieg beschert, den viele Umfrageinstitute vorhersagten. Und seine radikalen Kandidaten fielen oft durch, auch wenn er bei seiner Bewerbungsrede etwas anderes behauptete.
Doch wäre es voreilig, daraus auf die Präsidentschaftswahlen 2024 zu schließen. In zwei Jahren kann viel geschehen. Die Ergebnisse der „Midterms“, wie die Kongresswahlen heißen, sind dafür nur eine – allerdings wichtige – Zwischenaufnahme. Auch wenn sich Trump noch längst nicht gegen seine innerparteilichen Widersacher durchgesetzt hat, bleibt er doch ein ernster Anwärter auf den Posten der mächtigsten Person der Welt.
Mit Deutschland liegt Trump über Kreuz. Der selbstverliebte Egomane, der seine Niederlage 2020 noch immer nicht akzeptiert, hat hierzulande – anders als Putin – noch nicht einmal heimliche Verehrer. Eine Wiederwahl des Republikaners würde die deutschamerikanischen Beziehungen, die zentral für die westliche Welt sind, noch schwerer belasten als zuvor.
Hinzu kommt, dass die Ampelkoalition mit Ausnahme der FDP und der Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nicht gerade als sehr amerikafreundlich gilt. In der SPD gibt es mehr als früher Aversionen gegen unseren wichtigsten Verbündeten. ScholzVorgängerin Merkel, eine glühende Atlantikerin, konnte die sprunghafte und widersprüchliche Politik Trumps wenigstens teilweise mäßigen und die Risse im Verhältnis übertünchen. Das wird bei einem erneuten Sieg Trumps kaum mehr möglich sein. Der würde den Westen spalten. So hart es klingt: Ein USPräsident Trump wäre der Todesstoß für das westliche Bündnis.