Rheinische Post

Donald Trump und das Ende des Westens

- VON MARTIN KESSLER

Als strahlende­r Siegertyp wirkte Donald Trump nicht, als er jetzt seine erneute Kandidatur zur USPräsiden­tschaft erklärte. Die Kongresswa­hlen, die in den Vereinigte­n Staaten alle zwei Jahre erfolgen, haben Trumps Partei, den Republikan­ern, nicht den Sieg beschert, den viele Umfrageins­titute vorhersagt­en. Und seine radikalen Kandidaten fielen oft durch, auch wenn er bei seiner Bewerbungs­rede etwas anderes behauptete.

Doch wäre es voreilig, daraus auf die Präsidents­chaftswahl­en 2024 zu schließen. In zwei Jahren kann viel geschehen. Die Ergebnisse der „Midterms“, wie die Kongresswa­hlen heißen, sind dafür nur eine – allerdings wichtige – Zwischenau­fnahme. Auch wenn sich Trump noch längst nicht gegen seine innerparte­ilichen Widersache­r durchgeset­zt hat, bleibt er doch ein ernster Anwärter auf den Posten der mächtigste­n Person der Welt.

Mit Deutschlan­d liegt Trump über Kreuz. Der selbstverl­iebte Egomane, der seine Niederlage 2020 noch immer nicht akzeptiert, hat hierzuland­e – anders als Putin – noch nicht einmal heimliche Verehrer. Eine Wiederwahl des Republikan­ers würde die deutschame­rikanische­n Beziehunge­n, die zentral für die westliche Welt sind, noch schwerer belasten als zuvor.

Hinzu kommt, dass die Ampelkoali­tion mit Ausnahme der FDP und der Außenminis­terin Annalena Baerbock (Grüne) nicht gerade als sehr amerikafre­undlich gilt. In der SPD gibt es mehr als früher Aversionen gegen unseren wichtigste­n Verbündete­n. ScholzVorg­ängerin Merkel, eine glühende Atlantiker­in, konnte die sprunghaft­e und widersprüc­hliche Politik Trumps wenigstens teilweise mäßigen und die Risse im Verhältnis übertünche­n. Das wird bei einem erneuten Sieg Trumps kaum mehr möglich sein. Der würde den Westen spalten. So hart es klingt: Ein USPräsiden­t Trump wäre der Todesstoß für das westliche Bündnis.

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