RHEINISCHE LÖSUNG Rheinische Rentner
Wenn Rheinländer in den Ruhestand wechseln, geht es oft erst richtig los.
Typisch rheinisch: Wer in Rente geht, macht nicht etwa Schluss, sondern sucht sich eine Fortsetzung seiner bisherigen Tätigkeit in Verein oder Familie. Im Schützenzug haben wir nun einen Betriebsrat. Das ergibt zwar keinen Sinn, ist aber eine schöne Aufgabe für unseren NeuRentner Barnie, der bislang seinem Chef Widerworte gab und nun dem Zugoffizier Paroli bietet. Barnies Lieblingsthema ist der Bierpreis. Und insoweit vertritt er die große Mehrheit aller Brauchtumsfreunde, die derzeit mit bangen Augen auf den wichtigsten Indikator für Inflation schauen: den Preis für Alt, Kölsch und Pils. Aus Köln wird berichtet, dass zum Karneval fürs Stängchen die DreiEuroGrenze erreicht werden könnte. Ganz schön viel Geld für 0,2 Liter oder fünf kräftige Schluck Bier. Da dürften selbst betuchte Rentner wie Erry und Bömmel protestieren. Die beiden Kultmusiker der Bläck Fööss geben Silvester ihren Abschied. Mit Mitte 70 ist Schluss mit nackten Füßen und 200 Auftritten in der Session. Bleibt abzuwarten, wo Erry mit Mundharmonika und Bömmel mit Banjo dann doch noch zu hören sein werden. Bömmel („Moni hat geweint“) will („klein, aber fein“) weiter Musik machen: Vielleicht lassen sich die kölschen Liedermacher ab und an in der FöössHeimat Sülz sehen, wo sich einst in der „Säge“die Musiker tummelten. Damals (vor gut 40 Jahren) war das Bier noch billig, gab es zu meiner Studentenzeit in der Eckkneipe für ThekenTrinker sogar fünf Pfennig Rabatt. Wer sich hinsetzte, zahlte drauf.
Tschüss sagen auch zwei andere Promis. Frank Plasberg, Rheinländer aus Wermelskirchen, hat genug von „Hart aber fair“, und VorzeigeHuhn Henning Krautmacher von den Höhnern hat ausgekräht. Beide habe die typisch rheinische Frage „Wie lange musst du noch?“für sich beantwortet: „Jetzt ist Schluss.“Wie aber als Rampensau damit umgehen, nicht mehr über allem zu stehen? Plasberg wird die freche Schnüss nicht halten können. Und Krautmacher, so wird in Köln gewitzelt, wäre doch der ideale Nachfolger für Kardinal Woelki: „Dan es d‘r Dom widder voll“. Wie sang schon Trude Herr: „Niemals geht man so ganz.“