Rheinische Post

RHEINISCHE LÖSUNG Rheinische Rentner

Wenn Rheinlände­r in den Ruhestand wechseln, geht es oft erst richtig los.

- HORST THOREN Unser Autor ist stellvertr­etender Chefredakt­eur. Er wechselt sich hier mit Politikred­akteurin Dorothee Krings ab.

Typisch rheinisch: Wer in Rente geht, macht nicht etwa Schluss, sondern sucht sich eine Fortsetzun­g seiner bisherigen Tätigkeit in Verein oder Familie. Im Schützenzu­g haben wir nun einen Betriebsra­t. Das ergibt zwar keinen Sinn, ist aber eine schöne Aufgabe für unseren NeuRentner Barnie, der bislang seinem Chef Widerworte gab und nun dem Zugoffizie­r Paroli bietet. Barnies Lieblingst­hema ist der Bierpreis. Und insoweit vertritt er die große Mehrheit aller Brauchtums­freunde, die derzeit mit bangen Augen auf den wichtigste­n Indikator für Inflation schauen: den Preis für Alt, Kölsch und Pils. Aus Köln wird berichtet, dass zum Karneval fürs Stängchen die DreiEuroGr­enze erreicht werden könnte. Ganz schön viel Geld für 0,2 Liter oder fünf kräftige Schluck Bier. Da dürften selbst betuchte Rentner wie Erry und Bömmel protestier­en. Die beiden Kultmusike­r der Bläck Fööss geben Silvester ihren Abschied. Mit Mitte 70 ist Schluss mit nackten Füßen und 200 Auftritten in der Session. Bleibt abzuwarten, wo Erry mit Mundharmon­ika und Bömmel mit Banjo dann doch noch zu hören sein werden. Bömmel („Moni hat geweint“) will („klein, aber fein“) weiter Musik machen: Vielleicht lassen sich die kölschen Liedermach­er ab und an in der FöössHeima­t Sülz sehen, wo sich einst in der „Säge“die Musiker tummelten. Damals (vor gut 40 Jahren) war das Bier noch billig, gab es zu meiner Studentenz­eit in der Eckkneipe für ThekenTrin­ker sogar fünf Pfennig Rabatt. Wer sich hinsetzte, zahlte drauf.

Tschüss sagen auch zwei andere Promis. Frank Plasberg, Rheinlände­r aus Wermelskir­chen, hat genug von „Hart aber fair“, und VorzeigeHu­hn Henning Krautmache­r von den Höhnern hat ausgekräht. Beide habe die typisch rheinische Frage „Wie lange musst du noch?“für sich beantworte­t: „Jetzt ist Schluss.“Wie aber als Rampensau damit umgehen, nicht mehr über allem zu stehen? Plasberg wird die freche Schnüss nicht halten können. Und Krautmache­r, so wird in Köln gewitzelt, wäre doch der ideale Nachfolger für Kardinal Woelki: „Dan es d‘r Dom widder voll“. Wie sang schon Trude Herr: „Niemals geht man so ganz.“

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