Hilfen für pflegende Angehörige
Die SPD fordert vollen Lohnausgleich für nötige Arbeitszeitverkürzungen.
DÜSSELDORF (maxi) Die SPD im Düsseldorfer Landtag hat der Landesregierung vorgeworfen, die Belange pflegender Angehöriger nicht ausreichend in den Blick zu nehmen. Thorsten Klute, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD, sprach von einer „Gruppe, die oftmals vergessen wird“. Nach aktuellen Zahlen des Landesstatistikamtes IT NRW gelten 1,19 Millionen in NRW als pflegebedürftig – 23,5 Prozent mehr als vor zwei Jahren. 86 Prozent von ihnen wurden zu Hause versorgt. Klute verwies darauf, dass die Zahl wegen der Babyboomer in den kommenden Jahren noch deutlich ansteigen dürfte.
Ihm zufolge stehen hinter jedem pflegebedürftigen Menschen in NRW mindestens ein bis zwei pflegende Angehörigen. Diese seien von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in dessen Regierungserklärung jedoch mit keiner Silbe erwähnt worden, so Klute. Wer Angehörige pflegt, sollte aus Sicht der SPD vollen Lohnausgleich für eine dafür nötige Arbeitszeitverkürzung erhalten. Außerdem fordert die Oppositionsfraktion ein Landesprogramm zur Förderung von Kurzzeit-, Tagesund Nachtpflegeplätzen sowie den Ausbau von Pflegehotels. Nur an einem Standort in ganz NRW sei es möglich, dass die Pflegenden mit ihrem Angehörigen eine gemeinsame Kur machen könnten. Klute verlangte auch den Einsatz speziell geschulter Gemeindeschwestern, die Senioren in Hausbesuchen beraten und unterstützen sollten. Beispielgebend sei ein entsprechendes Modell in Rheinland-Pfalz. Dieses solle in allen Regierungsbezirken modellhaft eingeführt werden.
Patientenvertreter kritisierten den Vorstoß der nordrhein-westfälischen Sozialdemokraten als zu ambitionslos. Eugen Brysch, Vorsitzender der Deutschen Stiftung Patientenschutz, sagte unserer Redaktion: „Der Antrag der SPD-Fraktion ist alles andere als konkret. Die Landesregierung wird nicht dazu aufgefordert, für die Entlastung der pflegenden Angehörigen von rund 800.000 daheim versorgten Menschen in NRW Geld in die Hand zu nehmen.“Brysch fehlt eine Initiative, ein eigenes Landespflegegeld auf den Weg zu bringen. „Der größte Pflegedienst Deutschlands ist weiblich und zumeist bereits im Rentenalter. Neben organisatorischen, familiären und beruflichen Herausforderungen kämpfen pflegende Familienmitglieder vor allem mit psychischen, körperlichen und finanziellen Belastungen.“Oben drauf kämen jetzt die Sorgen durch Inflation und explodierende Energiekosten.
Brysch kritisierte, dass die Betroffenen weitestgehend auf sich gestellt blieben: „Denn noch immer mangelt es an einer flächendeckenden, bedarfsgerechten Verfügbarkeit von Kurzzeit-, Tages- und Verhinderungspflege. Ein Rechtsanspruch ist hier überfällig. Ebenso notwendig sind eine Dynamisierung der gesetzlichen Pflegeleistung und ein Pflegezeitgeld ähnlich dem Elterngeld für pflegende Berufstätige.“