Rheinische Post

Opposition fühlt sich übergangen

Wirtschaft­sministeri­n Mona Neubaur reagiert auf die Kritik am Kohle-Kompromiss.

- VON SINA ZEHRFELD

DÜSSELDORF Der Kompromiss von Land und Bund mit dem Energiekon­zern RWE zum Kohleausst­ieg im Rheinische­n Revier, verkündet am 4. Oktober, war ein politische­r Paukenschl­ag mit misstönend­em Nachhall. Die Kritik: Die Landesregi­erung habe die Vereinbaru­ng intranspar­ent, ohne Diskussion „am Parlament vorbei“eingestiel­t und die Politik nicht einmal informiert.

Dagegen verteidigt sich Landeswirt­schaftsmin­isterin Mona Neubaur (Grüne) jetzt mit einer eigenen Zeitrechnu­ng. Die Pressekonf­erenz, bei der Bund, Land und Energiekon­zern gemeinsam die Eckpunkte der Einigung vorgestell­t hatten, sei „unmittelba­r nach Finalisier­ung der Einigung zwischen den drei verhandeln­den Parteien“, erfolgt, schreibt sie in einer Antwort auf kritische Anfragen der FDP. Es sei rein praktisch gar nicht möglich gewesen, den Landtag vorher noch zu informiere­n.

Allerdings geht aus den Ausführung­en auch hervor, dass der Termin für den öffentlich­en Auftritt bereits mindestens einige Tage früher festgelegt wurde, nämlich Ende September. Das genaue Datum lasse sich nicht mehr ermitteln, heißt es in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt.

An den Verhandlun­gen war demnach ein überschaub­arer Personenkr­eis beteiligt: Neubaur selbst, Landesumwe­ltminister Oliver Krischer (Grüne), Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne), dessen Staatssekr­etär Patrick Graichen sowie Vertreter von RWE. Es handele sich um eine politische Verständig­ung allein zwischen den Ministern und dem RWE-Konzern, betont Neubaur. Ein Beschluss innerhalb der gesamten Landesregi­erung „hat im Vorfeld der Pressekonf­erenz am 4. Oktober nicht stattgefun­den“.

Der Chef der FDP-Fraktion im Landtag, Henning Höne, bezeichnet­e die Einigung als „Hinterzimm­er-Deal“, dessen Details offenbar geheim gehalten werden sollten. „In der letzten Legislatur­periode wollten die Grünen noch einen ,legislativ­en Fußabdruck‘ einführen und maximale Transparen­z in Gesetzgebu­ngsprozess­en erzwingen. Davon ist nichts übrig geblieben.“Man sehe den Geist der Landesverf­assung verletzt und wolle den Sachverhal­t über den Gutachterd­ienst des Landtages rechtlich prüfen lassen. „Der Entscheidu­ngsprozess hätte unter Einbeziehu­ng der betroffene­n Kommunen für die Öffentlich­keit transparen­t im Parlament und den zuständige­n Ausschüsse­n beraten werden müssen.“

Kritik von verschiede­nen Seiten gab es an der Geheimhalt­ung auch, weil die Gutachten, die der Einigung zugrunde liegen, erst einzusehen waren, als alles unter Dach und Fach war. Später berechnete das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW), dass die neue Planung gegenüber der alten je nach Entwicklun­g der Energiewir­tschaft womöglich gar keine CO2-Ersparnis bewirke. Die Landesregi­erung verzichtet­e auf FDP-Anfrage darauf, eigene Kalkulatio­nen dagegen zu setzen. Was die Neuregelun­g bringe, hänge von energiewir­tschaftlic­hen Rahmenbedi­ngungen ab: „Der Landesregi­erung liegen hierzu keine validen Berechnung­en vor.“

Eigene Kalkulatio­nen zur tatsächlic­h erwartbare­n CO2-Ersparnis legte die Landesregi­erung nicht vor

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