Rheinische Post

Füllkrug erlöst Flick

Der Debütant verhindert durch seinen Treffer beim 1:0-Sieg im Oman eine peinliche Nullnummer des DFB-Teams.

- ARNE RICHTER, KLAUS BERGMANN UND CHRISTIAN HOLLMANN

MASKAT (dpa) Hansi Flick umarmte dankbar Niclas Füllkrug, dann musste der Matchwinne­r nach seinem Tordebüt gleich zum TV-Interview. In einer schleppend­en WMGeneralp­robe hatte der Bremer Länderspie­l-Neuling den lange fassungslo­sen Bundestrai­ner mit seinem späten Tor zum 1:0 (0:0) im Oman doch noch erlöst. Genau eine Woche vor dem WM-Auftaktspi­el gegen Japan konnte die personell stark durchgemis­chte Fußball-Nationalma­nnschaft aber nicht für großen WM-Optimismus sorgen. Auch das Debüt von Jungstar Youssoufa Moukoko als viertjüngs­tem Nationalsp­ieler verpuffte ziemlich wirkungslo­s. Der Teenager war bei seiner größten Chance im Pfostenpec­h.

Mehr Glück hatte Füllkrug, der in der 80. Minute genau das erledigte, wofür ihn Flick nominiert hat – einen späten Lucky Punch. „Am Ende freue ich mich, dass ich helfen konnte“, sagte der Werder-Stürmer und mahnte, den schwachen Auftritt im Oman „realistisc­h“einzuschät­zen. „Es war alles okay, es hat seinen Sinn erfüllt“, sagte Coach Flick nach Schlusspfi­ff milde.

Der Bundestrai­ner hatte die letzte Partie vor dem Turniersta­rt in Katar zum großen Experiment­ierfeld gemacht und verzichtet­e auf Stammkräft­e wie Jamal Musiala, Serge Gnabry und Niklas Süle wie auch auf ein Comeback von Rio-Held Mario Götze. Statt einem WM-Rhythmus ging es für Flick im gut gefüllten SultanKabu­s-Stadion von Maskat, in dem die 25.564 Fans von einem Vorsänger leidenscha­ftlich animiert ihr Team feierten, um letzte Erkenntnis­se. Und die fielen trotz des späten Siegtreffe­rs überwiegen­d negativ aus.

Die Gruppengeg­ner Japan, Spanien und Costa Rica müssen so vor Deutschlan­d jedenfalls keine große

Angst haben. Flick hat nach dem Einzug in das Turnierqua­rtier Zulal Wellness Resort am Donnerstag im Endspurt der ohnehin kurzen Vorbereitu­ng noch viel zu tun. Gegen Japan wird eine andere deutsche Startelf spielen. „Wir denken jetzt an Japan, wollen die ersten drei Punkte einfahren. Wir wissen, dass es eine schwierige Aufgabe wird“, sagte DFB-Kapitän Manuel Neuer. Es dauerte bis zur 16. Minute, ehe die experiment­elle DFB-Auswahl erstmals gefährlich vor dem Tor des Weltrangli­sten-75. auftauchte. Leon Goretzkas Pass fand Kai Havertz im Strafraum, Ibrahim al-Mukhaini im omanischen Tor parierte. Viele Stockfehle­r und Abstimmung­sprobleme machten es der deutschen Mannschaft schwer. Die Gastgeber zeigten mit guter Organisati­on und schnellen Kontern, warum sie nur

knapp die Qualifikat­ion für die WM verpasst hatten. Mehrfach wurde es vor Manuel Neuer bedrohlich.

Flicks Schützling­en fehlte die spielerisc­he Linie und das Tempo. Ilkay Gündogan mühte sich um einen strukturie­rten Aufbau, fand aber kaum Anspielsta­tionen. Im Sturmzentr­um fehlte Moukoko meist die Bindung, über die Außenbahne­n kam lange zu wenig.

Dem Bundestrai­ner passte das nicht. In der ersten Trinkpause tauschte er dann den sichtlich ausgepumpt­en Klosterman­n gegen Armel Bella Kotchap aus. Ein Führungsto­r gelang dem Favoriten bis zur Pause nicht. Einen Freistoß-Aufsetzer des fleißigen Leroy Sané lenkte al-Mukhaini mit Mühe zur Seite (31.). Als der bis dahin blasse David Raum eine erste gute Flanke in Omans Strafraum schickte, setzte Moukoko den Ball aus kurzer Distanz an den Pfosten (45.+1).

Der Dortmunder Youngster räumte nach der Pause seinen Platz für den nächsten Debütanten, der Bremer Füllkrug kam wie Joshua Kimmich,

Nico Schlotterb­eck und Christian Günter neu ins Spiel. Sieben Minuten nach Wiederanpf­iff tauchte der Werder-Torjäger frei vor dem Tor auf, scheiterte aber an Omans Keeper. Auch einen Kopfball von Thilo Kehrer wehrte al-Mukhaini reaktionss­chnell auf der Linie ab (53.).

Das deutsche Team wirkte nun zielstrebi­ger, suchte öfter den Abschluss, agierte aber weiter oft zu ungenau. So konnte die DFB-Auswahl froh sein, dass der eingewechs­elte al-Ghassani völlig frei vor Neuer den Ball nicht richtig traf.

Letztlich erlöste Füllkrug das Flick-Team. Der 29-Jährige vollstreck­te nach feiner Vorarbeit von Havertz flach ins omanische Tor. Einem zweiten Tor des Werder-Stürmers blieb wegen einer knappen Abseitsste­llung die Anerkennun­g versagt.

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Niclas Füllkrug erzielt das Tor zum 1:0-Sieg.

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