Bauen, damit Flächen unbebaut bleiben
Die Stadt hat den Bürgern die Pläne zur Nördlichen Kalkumer Schloßallee vorgestellt. Dort sollen unter anderem eine Gesamtschule und eine Seniorenresidenz entstehen. Gleichzeitig sollen Freiflächen dauerhaft gesichert werden.
KAISERSWERTH Die Kaiserswerther lieben ihren Stadtteil und wollen, dass die dörflichen Strukturen und die großen Grünflächen erhalten bleiben. Das wurde bei einer Informationsveranstaltung der Stadt zum Bauprojekt an der Nördlichen Kalkumer Schloßallee deutlich. Mehr als 200 Bürger waren in die Aula des Theodor-Fliedner-Gymnasiums gekommen – wie eine Blitzumfrage zeigte, fast ausschließlich Kaiserswerther, die innerhalb eines Radius von 1000 Metern um das Bauareal herum wohnen. Weitere 50 Bürger hatten schon am Nachmittag die Gelegenheit wahrgenommen, sich an einem Stand des Stadtplanungsamtes über das Vorhaben informieren zu lassen.
Auf dem 345.000 Quadratmeter großen Plangebiet sind unter anderem eine vierzügige Gesamtschule, Sportanlagen, eine Seniorenresidenz und Pflegeplätze geplant, aber auch Wohnen soll realisiert werden. „Dafür besteht ein riesiger Bedarf, den wir nicht an anderer Stelle im Düsseldorfer Norden erfüllen können“, sagt Ruth Orzessek-Kruppa, Leiterin des Stadtplanungsamtes. Sie betont, dass eine behutsame und angepasste Bebauung geplant wird und auch nicht das gesamte Areal bebaut werden soll. „Die Bürger sollen dabei mitplanen, den Architekten quasi die Hand führen“, sagt die Stadtplanerin.
Doch das wollen die Kaiserswerther gar nicht, wie sich durch Zwischenrufe und in der anschließenden Fragerunde zeigte, an der auch Politiker aller Parteien teilnahmen. „Wir wollen nicht mitplanen, sondern erreichen, dass gar nicht gebaut wird“, betonte eine Bürgerin und erhielt dafür lauten Applaus. Deshalb wurden von den Zuhörern auch nur wenige Fragen zur möglichen Ausgestaltung des Bauprojektes gestellt. Stattdessen wurden die Notwendigkeit und die von der Verwaltung aufgezeigten Bedarfe immer wieder angezweifelt. „Man muss ja nicht alles vor der Tür haben“, erklärte eine Bürgerin. Ein anderer Zuschauer wies darauf hin, dass beispielsweise Schüler auch nach Duisburg oder Ratingen ausweichen könnten. „Bezahlbares Wohnen wird es ohnehin niemals
im Düsseldorfer Norden geben“, war ein weiterer Kritikpunkt.
Weitere Sorgen gab es zum Thema Verkehr. „Die Bahn funktioniert ja jetzt schon nicht, die Infrastruktur ist einfach nur katastrophal“, wurde mehrfach angemerkt. SPDFraktionschef Ratsherr Markus Raub stimmte dem zu. „Aber wenn es nun diese Planungen gibt, wird
dieses Problem betrachtet und gelöst werden müssen.“
Besonders häufig wird der Verlust von Freiflächen und damit auch von Frischluftschneisen von den Bürgern kritisiert. „Wir wollen nicht, dass der Stadtteil kaputtgemacht wird“, sagte eine Kaiserswertherin. Ratsherr Andreas-Paul Stieber (CDU) hielt dagegen: „Wir bauen, damit nicht bebaut wird, Freiflächen dort für immer erhalten bleiben.“Denn das Gebiet ist in einem Rahmenplan des Landes als Bauflächenreserve ausgewiesen, in der Siedlungsbau möglich wäre. „Bei einer anderen politischen Mehrheit könnte dann dort theoretisch eine Bebauung bis zum Mühlenacker geplant werden. Wir können aber nun Freiflächen dauerhaft sichern“, sagt
Stieber. Dass es dafür aber eine Bebauung geben muss, stieß auf wenig Akzeptanz. „Die schönste Bebauung kann nicht so schön sein wie ein Acker“, sagte eine Bürgerin.
Die Stadt bereitet zurzeit ein Wettbewerbsverfahren vor, dessen Auslobung in den nächsten Wochen in den politischen Gremien diskutiert wird. Dieses soll der Stadtrat am 15. Dezember beschließen. Im Anschluss erfolgt die europaweite Ausschreibung des Wettbewerbs, an dem die Öffentlichkeit auch mehrfach beteiligt wird.
Der im Wettbewerb vom Preisgericht gewählte Entwurf soll Grundlage des sich anschließenden Bebauungsplanverfahrens werden. „Zielsetzung für das Gesamtgelände ist die Entwicklung von Flächen für öffentliche Sport- und Erholungsnutzungen im östlichen Bereich des Plangebietes und die Schaffung neuer Schul- und Wohnbauflächen – mit dem Ziel, generationenübergreifendes Wohnen zu schaffen – im westlichen Teil“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Der bestehende Tennisverein wünscht eine Erweiterung seiner Flächen. Der bestehende Reiterhof könnte in die Sport- und Grünflächen integriert werden, wird weiter ausgeführt.
Das Gebiet sollte möglichst über zwei unabhängige Anbindungspunkte erschlossen werden. Eine Anbindung an die Arnheimer Straße ist nicht beabsichtigt. Grundsätzlich soll das Areal autofrei werden. Der vorhandene Baumbestand und insbesondere die Lindenallee an der Kalkumer Schloßallee sollen integriert werden.