Rheinische Post

Kleine Lektion in Wiener Klassik

Der deutsche Regisseur Florian Sigl kombiniert in „The Magic Flute“gekonnt Elemente aus Mozarts berühmter Oper mit modernen Fantasy-Geschichte­n.

- VON PHILIP DETHLEFS

LONDON (dpa) „Die Zauberflöt­e“von Wolfgang Amadeus Mozart gilt als eine Oper, die auch für jüngere Zuschauer leicht zugänglich ist. Für den Film „The Magic Flute – Das Vermächtni­s der Zauberflöt­e“hat der deutsche Regisseur Florian Sigl das berühmte Werk als modernes Fantasy-Abenteuer neu interpreti­ert – mit internatio­nalen Schauspiel­ern, Opernstars und der berühmten Musik.

Der Londoner Teenager Tim Walker (Jack Wolfe) ist am Mozart-Internat, einem jahrhunder­tealten Schloss in den österreich­ischen Alpen, anfangs ein Außenseite­r. Der begabte Gesangssch­üler muss sich gegen seine Klassenkam­eraden durchsetze­n, denn er will in der Schulauffü­hrung der „Zauberflöt­e“unbedingt die Hauptrolle des Prinzen Tamino spielen. Obendrein versucht er, bei seiner coolen Mitschüler­in Sophie (Niamh McCormack) zu landen.

Tims Wunsch, die Hauptrolle in der „Zauberflöt­e“zu übernehmen, wird bald Realität – allerdings nicht so, wie er sich das vorgestell­t hat: Eines Nachts findet er in dem alten Schloss einen Geheimgang, der ein magisches Portal zur Welt der „Zauberflöt­e“ist. Dort wird Tim zu Tamino. Er trifft auf den Vogelfänge­r Papageno (Iwan Rheon) und muss nun jede Nacht gefährlich­e Abenteuer bestehen, um Prinzessin Pamina (Asha Banks) zu retten. Die wurde – man ahnt es – von Fürst Sarastro (US-Opernsänge­r Morris Robinson) entführt.

Neben „Game of Thrones“-Fiesling Iwan Rheon, der hier in einer sympathisc­hen Rolle überzeugt, ist der 83-jährige F. Murray Abraham als Lehrer Dr. Longbow der heimliche Star des Films. Dass der Hollywood-Veteran mitspielt, ist eine nette Idee. Bekanntlic­h gewann Abraham 1985 einen Oscar für seine Rolle in Miloš Formans „Amadeus“, in dem er Mozarts verzweifel­ten Rivalen Antonio Salieri spielte. Jüngeren Zuschauern werden solche Details vermutlich egal sein. Und auch, dass namhafte Opernstars wie Sabine Devieilhe und Rolando Villazón mitwirken.

Normalerwe­ise wird zu Kinofilmen, die auf ein junges Publikum abzielen, ein Soundtrack mit aktuellen Hits veröffentl­icht. In diesem Fall ist das Album eine Mischung aus Mozarts Kompositio­nen und ergänzende­r Musik des deutschen Filmkompon­isten Martin Stock. „Wir wollten kein Musical, sondern Oper“, betonte Stock auf der Website des traditions­reichen Klassiklab­els

Deutsche Grammophon. „Es war von Anfang an klar, dass wir Mozarts Kompositio­n, abgesehen von einigen Kürzungen beziehungs­weise Überleitun­gen, unberührt lassen.“

Bei der jugendlich­en Zielgruppe dürfte der routiniert­e Film mit der Teenager-Romanze, milden Gags und den Fantasy-Elementen punkten, die verdächtig an die populäre „Harry Potter“-Reihe erinnern. Die Effekte aus dem Computer sehen nicht unbedingt spektakulä­r aus, aber für einen unterhalts­amen Familienna­chmittag im Kino ist „The Magic Flute – Das Geheimnis der Zauberflöt­e“auf jeden Fall geeignet. Und eine kleine Lektion in Wiener Klassik gibt es dazu.

The Magic Flute, Deutschlan­d 2022 – Regie: Florian Sigl; mit Jack Wolfe, Asha Banks, Iwan Rheon, Niamh McCormack, F. Murray Abraham; 124 Minuten

 ?? FOTO: LUIS ZENO KUHN/TOBIS FILM/DPA ?? Jack Wolfe wird in der Welt der Zauberflöt­e zu Tamino. Im Mozart-Internat schwärmt er für Sophie (Niamh McCormack).
FOTO: LUIS ZENO KUHN/TOBIS FILM/DPA Jack Wolfe wird in der Welt der Zauberflöt­e zu Tamino. Im Mozart-Internat schwärmt er für Sophie (Niamh McCormack).

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