Kleine Lektion in Wiener Klassik
Der deutsche Regisseur Florian Sigl kombiniert in „The Magic Flute“gekonnt Elemente aus Mozarts berühmter Oper mit modernen Fantasy-Geschichten.
LONDON (dpa) „Die Zauberflöte“von Wolfgang Amadeus Mozart gilt als eine Oper, die auch für jüngere Zuschauer leicht zugänglich ist. Für den Film „The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte“hat der deutsche Regisseur Florian Sigl das berühmte Werk als modernes Fantasy-Abenteuer neu interpretiert – mit internationalen Schauspielern, Opernstars und der berühmten Musik.
Der Londoner Teenager Tim Walker (Jack Wolfe) ist am Mozart-Internat, einem jahrhundertealten Schloss in den österreichischen Alpen, anfangs ein Außenseiter. Der begabte Gesangsschüler muss sich gegen seine Klassenkameraden durchsetzen, denn er will in der Schulaufführung der „Zauberflöte“unbedingt die Hauptrolle des Prinzen Tamino spielen. Obendrein versucht er, bei seiner coolen Mitschülerin Sophie (Niamh McCormack) zu landen.
Tims Wunsch, die Hauptrolle in der „Zauberflöte“zu übernehmen, wird bald Realität – allerdings nicht so, wie er sich das vorgestellt hat: Eines Nachts findet er in dem alten Schloss einen Geheimgang, der ein magisches Portal zur Welt der „Zauberflöte“ist. Dort wird Tim zu Tamino. Er trifft auf den Vogelfänger Papageno (Iwan Rheon) und muss nun jede Nacht gefährliche Abenteuer bestehen, um Prinzessin Pamina (Asha Banks) zu retten. Die wurde – man ahnt es – von Fürst Sarastro (US-Opernsänger Morris Robinson) entführt.
Neben „Game of Thrones“-Fiesling Iwan Rheon, der hier in einer sympathischen Rolle überzeugt, ist der 83-jährige F. Murray Abraham als Lehrer Dr. Longbow der heimliche Star des Films. Dass der Hollywood-Veteran mitspielt, ist eine nette Idee. Bekanntlich gewann Abraham 1985 einen Oscar für seine Rolle in Miloš Formans „Amadeus“, in dem er Mozarts verzweifelten Rivalen Antonio Salieri spielte. Jüngeren Zuschauern werden solche Details vermutlich egal sein. Und auch, dass namhafte Opernstars wie Sabine Devieilhe und Rolando Villazón mitwirken.
Normalerweise wird zu Kinofilmen, die auf ein junges Publikum abzielen, ein Soundtrack mit aktuellen Hits veröffentlicht. In diesem Fall ist das Album eine Mischung aus Mozarts Kompositionen und ergänzender Musik des deutschen Filmkomponisten Martin Stock. „Wir wollten kein Musical, sondern Oper“, betonte Stock auf der Website des traditionsreichen Klassiklabels
Deutsche Grammophon. „Es war von Anfang an klar, dass wir Mozarts Komposition, abgesehen von einigen Kürzungen beziehungsweise Überleitungen, unberührt lassen.“
Bei der jugendlichen Zielgruppe dürfte der routinierte Film mit der Teenager-Romanze, milden Gags und den Fantasy-Elementen punkten, die verdächtig an die populäre „Harry Potter“-Reihe erinnern. Die Effekte aus dem Computer sehen nicht unbedingt spektakulär aus, aber für einen unterhaltsamen Familiennachmittag im Kino ist „The Magic Flute – Das Geheimnis der Zauberflöte“auf jeden Fall geeignet. Und eine kleine Lektion in Wiener Klassik gibt es dazu.
The Magic Flute, Deutschland 2022 – Regie: Florian Sigl; mit Jack Wolfe, Asha Banks, Iwan Rheon, Niamh McCormack, F. Murray Abraham; 124 Minuten