Mehr Platz für den Rotthäuser Bach
Südlich des Holterwegs werden fünf Teiche aufgegeben, damit ein naturnaher Bachlauf modelliert werden kann.
HUBBELRATH Seit Jahren läuft in Abschnitten die Renaturierung der Düssel, aber auch an anderen Stellen in der Stadt wird dafür gesorgt, dass Gewässer wieder einen naturnäheren Lauf erhalten. So wird jetzt südlich des Holterwegs, der hinter der Einfahrt zur ehemaligen Kaserne von der Bergischen Landstraße abgeht, der Rotthäuser Bach aus Zwängen befreit, die ihm der Mensch auferlegt hat. Dort wird das Wasser in neun Teichen gestaut, es gibt Dammbauwerke, Verrohrungen und technische Überlaufbauwerke. Fünf der neun Teiche in dem Bereich werden jetzt aufgegeben und die Bachlandschaft durch den Bergisch-Rheinischen Wasserverband so gestaltet, als hätte der Mensch gar nicht oder kaum in sie eingegriffen.
Zunächst stehen Rodungsarbeiten an, sie sollen bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Dies geschieht jetzt, weil die Brutzeit abgeschlossen ist. Es wurden auch artenschutzrechtliche Kartierungen angelegt, ebenso fanden eine Verträglichkeitsvoruntersuchung und ein wasserrechtliches Genehmigungsverfahren statt.
Wer durch das Rotthäuser Bachtal spaziert, kann schöne Naturbeobachtungen machen. Nichts gegen Kühe und Gänse, die es zu sehen gibt, aber Fischreiher sind spannender anzuschauen und der blau glänzende Eisvogel ist eine Schönheit, die im rasanten Flug Runden über das Wasser dreht. Experten des Gartenamts haben außerdem eine Uhu-Familie im Blick, die im Tal ihren Nachwuchs groß zieht.
Wenn nun südlich des Holterwegs mit Jahresbeginn und bis zum Frühjahr eine neue Bachlandschaft modelliert wird, profitieren Mensch und Tier gleichermaßen. Der kleine Fluss kann sich später, wenn es wieder einmal Starkregen gibt, in der Landschaft ausbreiten. Das Wasser wird bei solchen Extremlagen also in der Landschaft zurückgehalten. Zudem, und das ist eines der Hauptziele solcher Renaturierungen, wird nach Maßgabe der
Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) dafür gesorgt, dass ein für Gewässerorganismen durchgängiges Gewässer entsteht. Amphibien und Fische können die Barrieren durch Dämme etc. oft nämlich nicht überwinden.
An den Eisvogel wird auch gedacht:
Er behält seine Jagdmöglichkeiten und bekommt neue, indem einige der Wasserflächen erhalten und kleine Tümpel neben dem Bachverlauf angelegt werden. Auch Amphibien profitieren durch neue Laichmöglichkeiten. Unter dem Strich bringt ein Bachbett, das sich
eigendynamisch entwickeln kann, Lebensraumnischen für viele Arten und ermöglicht obendrein eine Selbstreinigung des Wassers.
Insgesamt gibt es im Verlauf des Rotthäuser Bachs, der südlich der Düsseldorfer Straße in die Düssel mündet, 20 Teiche. Einige sind
nach den Überschwemmungen vom Juli vorigen Jahres trocken gefallen. Es entstand, wo dies geschah, ein unansehnliches Bild von großen schlammigen Flächen, durch die sich der Bach seinen Weg gegraben hat. Weil die Natur schnell übernimmt und das Grün wuchern
lässt, können sich Wanderer wieder über eine schönere Aussicht freuen.
Dennoch bleibt einiges zu tun. So wie auf der anderen Seite des Rotthäuser Wegs der Dernbuschweg Richtung Gerresheim wegen Unterspülung abgebrochen und gesperrt ist, muss der Abzweig des Rotthäuser Wegs ins Tal saniert werden. Dies ist Pflicht des Eigentümers, denn der Weg befindet sich auf privatem Grund. Es muss dabei aber eine Abstimmung mit der Stadt erfolgen, da die Straße zwischen den Teichen verläuft und eine wasserrechtliche Erlaubnis notwendig ist. Das Verfahren führt die Untere Wasserbehörde, die Untere Naturschutzbehörde wird ebenfalls beteiligt.
Der gesperrte Dammweg nahe Gut Sauerhof ist ein weiteres Projekt. Die Stadt geht davon aus, dass der Weg im kommenden Jahr wiederhergestellt wird.