Rheinische Post

Klimapolit­ik ohne echten Willen

- VON JAN DREBES

Noch ist die Klimakonfe­renz in Ägypten nicht zu Ende gegangen. Noch wird in den Verhandlun­gsrunden um jedes Zehntelgra­d Erderwärmu­ng gerungen. Was sich abzeichnet, ist ein Bekenntnis zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels der Konferenz von Paris, demgemäß der Temperatur­anstieg im Vergleich zum vorindustr­iellen Zeitalter bei dieser Marke eingebrems­t werden soll. Doch mehr als ein Lippenbeke­nntnis ist das bislang nicht. Denn trotz aller kleinen Fortschrit­te, Finanzieru­ngszusagen, erster Gesetze hin zum Ausbau erneuerbar­er Energien und klar umrissener Einsparzie­le vieler Nationalst­aaten aus den vergangene­n Jahren: Es reicht alles hinten und vorne nicht. Um das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen, müssten die globalen Emissionen laut Klimaexper­ten bis 2030 um bis zu 60 Prozent gesenkt werden. Das ist wie eine Vollbremsu­ng bei Schussfahr­t – mit radikalen Umbrüchen in vielen Wirtschaft­sbereichen und in unserem Alltag.

Dabei sind die notwendige­n Schritte längst klar definiert. Bloß der politische Wille ist mangelhaft ausgeprägt. Allein die Hitzesomme­r 2018 und 2019 und die Flutkatast­rophe 2021 verursacht­en Kosten in Höhe von 75 Milliarden Euro. Allein die Schäden im Ahrtal summierten sich auf 30 Milliarden Euro, wobei der Verlust von Menschenle­ben in keine Rechnung passt. Um solche Katastroph­en in anderen Ländern abzuwenden, die noch viel stärkeren klimatisch­en Veränderun­gen ausgesetzt sind, will die Bundesregi­erung künftig 170 Millionen Euro für einen sogenannte­n Abwehrschi­rm geben. Das steht in keiner Relation.

Und es zeigt: Wenn Deutschlan­d selbst mit solchen Finanzzusa­gen zu den Klimaschut­z-Vorreitern gehört und sich die Bundesregi­erung gleichzeit­ig dafür einsetzt, neue Gasfelder etwa im Senegal zu erschließe­n und auszubeute­n, bleibt das Erreichen des 1,5-GradZiels leider nur Wunschdenk­en.

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