Klimapolitik ohne echten Willen
Noch ist die Klimakonferenz in Ägypten nicht zu Ende gegangen. Noch wird in den Verhandlungsrunden um jedes Zehntelgrad Erderwärmung gerungen. Was sich abzeichnet, ist ein Bekenntnis zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels der Konferenz von Paris, demgemäß der Temperaturanstieg im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bei dieser Marke eingebremst werden soll. Doch mehr als ein Lippenbekenntnis ist das bislang nicht. Denn trotz aller kleinen Fortschritte, Finanzierungszusagen, erster Gesetze hin zum Ausbau erneuerbarer Energien und klar umrissener Einsparziele vieler Nationalstaaten aus den vergangenen Jahren: Es reicht alles hinten und vorne nicht. Um das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen, müssten die globalen Emissionen laut Klimaexperten bis 2030 um bis zu 60 Prozent gesenkt werden. Das ist wie eine Vollbremsung bei Schussfahrt – mit radikalen Umbrüchen in vielen Wirtschaftsbereichen und in unserem Alltag.
Dabei sind die notwendigen Schritte längst klar definiert. Bloß der politische Wille ist mangelhaft ausgeprägt. Allein die Hitzesommer 2018 und 2019 und die Flutkatastrophe 2021 verursachten Kosten in Höhe von 75 Milliarden Euro. Allein die Schäden im Ahrtal summierten sich auf 30 Milliarden Euro, wobei der Verlust von Menschenleben in keine Rechnung passt. Um solche Katastrophen in anderen Ländern abzuwenden, die noch viel stärkeren klimatischen Veränderungen ausgesetzt sind, will die Bundesregierung künftig 170 Millionen Euro für einen sogenannten Abwehrschirm geben. Das steht in keiner Relation.
Und es zeigt: Wenn Deutschland selbst mit solchen Finanzzusagen zu den Klimaschutz-Vorreitern gehört und sich die Bundesregierung gleichzeitig dafür einsetzt, neue Gasfelder etwa im Senegal zu erschließen und auszubeuten, bleibt das Erreichen des 1,5-GradZiels leider nur Wunschdenken.