Das Monopol der Fifa
Hinter der skandalösen Fußball-WM steckt ein Systemproblem.
Am Sonntag geht es los, doch die Vorfreude auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar will sich nicht richtig einstellen. Grund dafür ist weniger die ungewöhnliche Jahreszeit. Vielmehr sind es offensichtliche Probleme am Austragungsort. Korruptionsvorwürfe, die Verletzung essenzieller Menschenrechte, die eklatante Ausbeutung von Arbeitern und ein Mangel an Nachhaltigkeit bereiten vielen Fußballfans Bauchschmerzen. Selten wurde so deutlich, dass elementare Werte wie etwa die Menschenrechte für die offiziellen Repräsentanten des Fußballs keine echte Rolle spielen. Sonntagsreden zur Beschwichtigung der Fans sollte man keinen Glauben schenken, solange keine Taten folgen. Und diese folgen schon seit Jahren nicht.
Den Grund für die Fehlentwicklungen mag man im Verhalten einzelner Funktionäre suchen. Im Grunde ist das Problem jedoch systematischer Natur. Die Fifa bildet mitsamt ihrer Unterverbände ein Monopol, das weitgehend unreguliert ist und alle negativen Konsequenzen eines Monopols zeigt. Da ein Wettbewerb konkurrierender Weltmeisterschaften wenig sinnvoll ist, bleibt eigentlich nur eine Aufsicht über das Monopol oder eine Regulierung. Hier aber fehlt es der Politik an Mut – niemand möchte sich mit dem Sport anlegen. Auch ganz aktuell ließen die Staatsführer den FifaPräsidenten beim G20-Gipfel sprechen, anstatt ihn zur persona non grata zu erklären.
Werfen wir doch noch einen Blick auf das Sportliche, so steht die Wahrscheinlichkeit,
dass Brasilien den Titel holt, den Wettmärkten zufolge bei 1:3,5, gefolgt von Argentinien (1:5), Frankreich (1:6) und England (1:7). Die Chancen, dass Deutschland Weltmeister wird, liegen danach bei 1 zu 10. Verwenden wir zur Prognose die sogenannte Marktwertmethode, so ist England Favorit, weil das Team mit 1,26 Milliarden Euro den wertvollsten Kader stellt, gefolgt von Brasilien (1,14 Milliarden) und Frankreich (1,07 Milliarden). Im Fußball kann aber alles auch anders kommen – das ist das Schöne und Spannende daran.