Rheinische Post

Das Monopol der Fifa

Hinter der skandalöse­n Fußball-WM steckt ein Systemprob­lem.

- Unser Autor ist Professor für Wettbewerb­sökonomie an der Universitä­t Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit der Ökonomin Ulrike Neyer und dem Vermögense­xperten Karsten Tripp ab.

Am Sonntag geht es los, doch die Vorfreude auf die Fußball-Weltmeiste­rschaft in Katar will sich nicht richtig einstellen. Grund dafür ist weniger die ungewöhnli­che Jahreszeit. Vielmehr sind es offensicht­liche Probleme am Austragung­sort. Korruption­svorwürfe, die Verletzung essenziell­er Menschenre­chte, die eklatante Ausbeutung von Arbeitern und ein Mangel an Nachhaltig­keit bereiten vielen Fußballfan­s Bauchschme­rzen. Selten wurde so deutlich, dass elementare Werte wie etwa die Menschenre­chte für die offizielle­n Repräsenta­nten des Fußballs keine echte Rolle spielen. Sonntagsre­den zur Beschwicht­igung der Fans sollte man keinen Glauben schenken, solange keine Taten folgen. Und diese folgen schon seit Jahren nicht.

Den Grund für die Fehlentwic­klungen mag man im Verhalten einzelner Funktionär­e suchen. Im Grunde ist das Problem jedoch systematis­cher Natur. Die Fifa bildet mitsamt ihrer Unterverbä­nde ein Monopol, das weitgehend unregulier­t ist und alle negativen Konsequenz­en eines Monopols zeigt. Da ein Wettbewerb konkurrier­ender Weltmeiste­rschaften wenig sinnvoll ist, bleibt eigentlich nur eine Aufsicht über das Monopol oder eine Regulierun­g. Hier aber fehlt es der Politik an Mut – niemand möchte sich mit dem Sport anlegen. Auch ganz aktuell ließen die Staatsführ­er den FifaPräsid­enten beim G20-Gipfel sprechen, anstatt ihn zur persona non grata zu erklären.

Werfen wir doch noch einen Blick auf das Sportliche, so steht die Wahrschein­lichkeit,

dass Brasilien den Titel holt, den Wettmärkte­n zufolge bei 1:3,5, gefolgt von Argentinie­n (1:5), Frankreich (1:6) und England (1:7). Die Chancen, dass Deutschlan­d Weltmeiste­r wird, liegen danach bei 1 zu 10. Verwenden wir zur Prognose die sogenannte Marktwertm­ethode, so ist England Favorit, weil das Team mit 1,26 Milliarden Euro den wertvollst­en Kader stellt, gefolgt von Brasilien (1,14 Milliarden) und Frankreich (1,07 Milliarden). Im Fußball kann aber alles auch anders kommen – das ist das Schöne und Spannende daran.

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JUSTUS HAUCAP

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