Baerbock nimmt G20 in die Pflicht
„Um jedes Zehntel Grad kämpfen“, ist die Botschaft der Außenministerin in Ägypten.
SCHARM EL SCHEICH (dpa) Die Weltklimakonferenz, die an diesem Freitag planmäßig zu Ende gehen soll, ist aus Sicht der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) geradezu zum Erfolg verdammt. Das Treffen von etwa 200 in Ägypten müsse zwingend Signale für den Abschied von Kohle, Öl und Gas setzen, betonte die Ministerin. Es lohne sich, auf der Zusammenkunft von etwa 200 Staaten „um jedes Zehntel Grad weniger Erderwärmung zu kämpfen“, so die Grünen-Politikerin: „Es geht um die Freiheit zukünftiger Generationen.“
Baerbock leitet während der entscheidenden Schlussphase der Konferenz die deutsche Delegation. Rückenwind für das Mammuttreffen in Scharm el Scheich kam vom G20Gipfel in Bali, dessen Beschlüsse zum Klimaschutz überraschend robust ausfielen – gerade angesichts vieler weltpolitischer Spannungen. Die zweiwöchige Konferenz in Ägypten, zu der etwa 34.000 Menschen angereist sind, soll planmäßig an diesem Freitag enden. Oft werden UN-Klimakonferenzen aber ins Wochenende verlängert. Baerbock geht auch dieses Mal davon aus: Sie habe ihre Koffer nicht gepackt für ein Ende am Freitagnachmittag, sagte sie nach ihrer Ankunft: „Leider sind wir noch nicht da, wo wir am Ende hinkommen wollen.“
Einen Tag vor dem geplanten Ende des zweiwöchigen UN-Klimagipfels hat die ägyptische Konferenzleitung zum zweiten Mal Eckpunkte für eine Abschlusserklärung vorgelegt. In dem 20-seitigen Papier mit vielen ungeklärten Streitfragen wird zwar ein schrittweiser Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohle eingefordert, nicht aber der Abschied von Öl und Gas. Umweltschutzorganisationen kritisierten am Donnerstag, der Text sei eine „Baustelle“: zu lang, zu unkonkret und in sich widersprüchlich. Es gebe aber auch Lichtblicke.
Der Oxfam-Experte Jan Kowalzig sagte, es wäre „ein großes Versäumnis“, wenn die Klimakonferenz Cop 27 kein klares Signal aussenden würde, dass die Abkehr von allen fossilen Energien unvermeidlich ist.