Darum boykottiert Jobst die WM
Während der Vergabe arbeitete der Fortuna-Boss bei der Fifa. Daraus lernte er.
DÜSSELDORF Gianni Infantino rechnet mit einer Weltmeisterschaft der Superlative. „Die letzte WM wurde von vier Milliarden Menschen gesehen. Die Frauen-WM haben 1,2 Milliarden Menschen gesehen. Diese WM in Katar wird von fünf Milliarden Menschen angeschaut werden. Das wird weit mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung sein“, erklärte der Präsident des Weltverband Fifa unlängst. Einen Zuschauer kann er ganz sicher aus seiner Rechnung streichen: Alexander Jobst, Vorstandsvorsitzender von Zweitligist Fortuna Düsseldorf.
„Grundsätzlich sollte jeder mit sich ausmachen, ob und wie er die WM in Katar verfolgt. Ich habe schon vor längerer Zeit für mich persönlich die Entscheidung getroffen diese WM nicht zu verfolgen.“, sagt der 49-Jährige im exklusiven Gespräch mit unserer Redaktion. „Jeder Fan hat seine Argumente für und wider. Meine Haltung dazu resultiert aus der damalig getroffenen Entscheidung zur WM Vergabe.“
Seine restriktive Haltung liegt zu einem Großteil wohl an seiner beruflichen Vergangenheit bei der Fifa. Dort leitete er von 2007 bis 2011 als Head of Sales die Sponsoring- und Lizenzgeschäfte des Verbands. In dieser Zeit fiel auch die Wahl der Austragungsländer 2018 und 2022 – am 2. Dezember 2010 bekamen
Russland und Katar den Zuschlag.
Diese Phase in seinem Berufsleben, so Jobst, habe ihn durchaus mitgeprägt mit den gemachten Erfahrungen für Mechanismen in einem Milliardengeschäft, bei dem der Sport ganz sicher nicht immer an erster Stelle steht. Nach seinem Engagement in der Schweiz (zuvor war er unter anderem bei Real Madrid tätig) wechselte er zum FC Schalke 04, seit Februar 2022 ist er Vorstandsboss bei Fortuna.
Und was macht er, wenn Deutschland den Einzug ins WM-Finale schaffen würde? Jobst sagt: „Wir haben als Verein ja in Ao Tanaka einen Spieler der japanischen Nationalmannschaft im Team. Für alle Akteure auf dem Rasen ist und bleibt eine WM das allergrößte. Deshalb drücke ich Ao und auch der Deutschen Nationalmannschaft natürlich auch die Daumen“, sagt er. „Aber bei meinem ,Nein‘ bleibt es, ganz egal wie sich das Turnier entwickelt.“