Rheinische Post

Verlässlic­her Schutz für Frauen

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Laut der letzten Statistik des Bundeskrim­inalamts zur Gewalt gegen Frauen in der Partnersch­aft ist die Zahl der Opfer seit 2013 Jahr für Jahr gestiegen: Rund 120.000 Frauen erlebten im Jahr 2020 Gewalt, 360 wurden getötet – also im Schnitt eine Tote pro Tag. Allein diese Zahlen genügen, um die Dramatik des Problems zu verdeutlic­hen. Und sie belegen auch, wie wichtig ein gut funktionie­rendes Schutzsyst­em ist, damit Frauen und ihre Kinder Zuflucht vor den Tätern finden können.

Insofern ist es nachvollzi­ehbar, dass der Aufschrei gewaltig war, als im Landeshaus­halt für das kommende Jahr plötzlich 1,85 Millionen Euro an Zuwendunge­n für Frauenhäus­er und Frauenbera­tungsstell­en fehlten. Und das ausgerechn­et in einem Ressort, das von einer Grünen-Politikeri­n verantwort­et wird. Fünf Tage ließ sich Ministerin Josefine Paul Zeit, ehe sie klarstellt­e, dass es sich mitnichten um eine Etatkürzun­g handele. Vielmehr hatte es in der vergangene­n Legislatur­periode unter ihrer Vorgängeri­n Ina Scharrenba­ch (CDU) Fördermitt­el für die Häuser gegeben, die aber nicht vollständi­g abgerufen worden seien. Das Problem mit solchen Programmen ist auch aus anderen Zusammenhä­ngen bekannt – zu komplizier­t, zu bürokratis­ch, zu aufwendig. Insofern ist die Zusage von Ministerin Paul, nun die Häuser dauerhaft mit mehr Mitteln auszustatt­en, eine gute, wenn auch unglücklic­h spät kommunizie­rte Nachricht.

Und noch besser wäre es, wenn man den Organisati­onen langfristi­g finanziell­e Planungssi­cherheit geben würde und sich der Staat rechtlich zu einer dauerhafte­n Finanzieru­ng verpflicht­en würde. Damit würde man im Übrigen eine Forderung der sogenannte­n Istanbul-Konvention erfüllen, zu deren Einhaltung sich Deutschlan­d bekannt hat und die Gewalt gegen Frauen und Mädchen bekämpfen will. Und das wäre ein unmissvers­tändliches Signal an die Gesellscha­ft.

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